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Entsorgung

Analyse: Parteienkonsens löst kein Atommüll-Problem

https://www.ausgestrahlt.de/hintergrundinfos/politische-analyse/artikel/d6ce3bda9c/parteienkonsens-loest-kein-atommuell.html

08.05.2012

Die Vierparteien-Geheimgespräche zur Atommüll-Entsorgung gehen in die falsche Richtung. Denn sie schaffen nicht die Voraussetzungen für einen gesellschaftlichen Konsens. Und sie verhandeln immer noch: Die Gespräche zwischen CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen um das sogenannte „Endlagersuchgesetz“ dauern weiter an. Zuletzt am 24. April trafen sich SpitzenpolitikerInnen der Parteien aus Bund und Ländern in Berlin. Was sie dabei konkret verhandelten, blieb im Verborgenen: Die Beteiligten haben „Stillschweigen“ verabredet. Mit Transparenz und Beteiligung der Bevölkerung ist es also bisher nicht weit her bei diesem mit großem Getöse angekündigten angeblichen „Neustart“ der Suche nach einer Lagermöglichkeit für den tagtäglich wachsenden Atommüll-Berg. Ganz im Gegenteil: Selten wurde ein Gesetz konspirativer vorbereitet. Statt die Betroffenen der Atommüllpolitik von Anfang an mit einzubeziehen, gelten sie wohl weiter als diejenigen, deren Widerstand am Ende gebrochen werden muss. Da scheint es geboten, mit Informationen eher sparsam zu sein.

Auf dem Weg zum Formelkompromiss

Für die VerhandlungsführerInnen geht es um viel mehr als nur um einen schlechten Deal in Sachen strahlende Abfälle. Der Landtagswahlkampf in NRW mit der Spitzenkandidatur von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) spielte zwischenzeitlich eine größere Rolle als die Frage, nach welchen Kriterien ein dauerhaftes Atommüll-Lager gesucht werden soll. Und als nächstes wird, im Januar 2013, in Niedersachsen gewählt. Trotzdem scheint es, als wollten alle beteiligten Parteien sich unbedingt einigen – auf einen wie auch immer gearteten Formelkompromiss, den sie dann als Erfolg verkaufen können. Doch eine Einigung ist kein Wert an sich, auch wenn die Medien manchmal so tun. Wer sich auf das Falsche einigt, erreicht sein Ziel nicht. Das ist, wie wenn man eine Autobahnbrücke über ein zwei Kilometer breites Tal plant: Wenn der eine die Brücke 1,5 Kilometer lang bauen will und der zweite nur einen Kilometer und man einigt sich auf 1,3 Kilometer, taugt – trotz großer Einigkeit! – die ganze Brücke nichts.

Ein Endlager in Gorleben bleibt weiter möglich

Auch was sich da als schwarz-gelb-rot-grünes Verhandlungsergebnis in Sachen Atommüll abzeichnet, wird den Konflikt sicher nicht lösen: Falsch sind bereits die Prämissen der neuen Suche: kein Stopp der Atommüllproduktion, kein endgültiges Aus für Gorleben, keine Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit – Stichwort Asse – und keine echte Mitbestimmung der betroffenen Bevölkerung. Ohne all das aber ist der Atommüll-Konflikt nicht lösbar. Vielmehr wird der Vierparteien-Anlauf wie alle vorherigen auch über kurz oder lang wieder gegen die Wand fahren. So gesehen bedeutet die Schlagzeile „Parteien-Gespräche vor der Einigung“ in Wahrheit „Parteien-Gespräche vor dem gemeinsamen Scheitern“. „Einig“ nämlich sind sich die VerhandlungsführerInnen bereits darin, dass ein Endlager in Gorleben weiter möglich sein soll. Und darin, die Klagemöglichkeiten von AnwohnerInnen aller potenziellen Atommüll-Lager deutlich einzuschränken. Unklar ist lediglich noch, ob und wann die Arbeiten im Salzstock Gorleben unterbrochen werden und was mit den Zwischenergebnissen der „Vorläufigen Sicherheitsanalyse“ passieren wird, die den Endlager-Standort Gorleben eigentlich juristisch absichern sollte. Unklar ist darüber hinaus, ob es überhaupt noch an einem weiteren Standort eine Erkundung unter Tage geben soll, ob und wenn ja welche Kriterien bereits im Gesetz festgeschrieben werden und welche Behörden bei der Suche welche Rolle spielen sollen. Zwei Tage nach der bisher letzten Verhandlungsrunde tagte übrigens mal wieder der Bundestags-Untersuchungsausschuss zu Gorleben. Als Zeuge war Dr. Paul Krull geladen, der 1995 für die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im Auftrag der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel eine Studie zur „Untersuchung und Bewertung von Salzformationen“ in Sachen Atommüll-Lagerung erarbeitet hatte. Von 41 untersuchten Salzstöcken entsprachen drei den Eignungs-Vorgaben. Gorleben wurde damals gleich gar nicht mit untersucht, hätte aber, so Krull auf Nachfrage im Ausschuss, in jedem Falle schlechter abgeschnitten. Merkel kommentierte die Studie damals vor der Presse mit dem Satz: „Gorleben bleibt erste Wahl.“

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Demonstration Termine

Osteraktionen der Anti-Atomkraft-Bewegung an Atomstandorten

 

 

(Dieter Kaufmann) Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat in Bonn mitgeteilt, dass zu den Ostertagen an verschiedenen Standorten der Atomindustrie gegen die weitere Nutzung der sogenannten “zivilen” Atomenergie demonstriert wird. Dem BBU sind bisher Osteraktionen an folgenden Atomstandorten bekannt: Atomkraftwerk Brokdorf, Urananreicherungsanlage Gronau, Atomzentrum Jülich, Atommüll-Standort Gorleben und Atommüll-Lager Asse (Landkreis Wolfenbüttel). Zum Teil finden die Aktionen im Schulterschluß mit der Friedensbewegung statt, die traditionell seit Jahrzehnten zu Ostern Ostermärsche und weitere Friedensaktionen durchführt.

Detailinformationen zu den einzelnen Aktionen:

• Karfreitag, 6. April: Mahnwache am Haupttor des Atomkraftwerks Brokdorf, 14.00 bis 16.00 Uhr, www.anti-atom-initiative.de
• Karsamstag, 7. April: Symbolische Blockade der Feuerwehrzufahrt (Lerchenweg) der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau (Westfalen), 12.00 bis 13.00 Uhr, aku-gronau.de
• Karsamstag, 7. April: Auto-Kino beim Salinas-Gelände in Gorleben, 20.00 Uhr. Gezeigt wird der Film “Uranium – is it a country?”, castor.de, strahlendesklima.de
• Ostersonntag, 8. April: Gorlebener Gebet-Andachten, an den Gorleben-Kreuzen, 14.00 Uhr, castor.de
•  Ostersonntag, 8. April: Atom-Müll-Spaziergang, 14.00 Uhr, Wittmar, Parkplatz bei der Assewirtschaft, an der Info-Tafel von Asse II, asse2.de
• Ostermontag, 9. April: Ostermarsch zum Gelände von Urenco / ETC beim Atomkomplex in Jülich, 12.00 Uhr ab Bahnhof Jülich, westcastor.de

Demo gegen Cattenom in Perl 2011
Demo gegen Cattenom in Perl 2011

Der BBU betont, dass sogenannte “zivile” und militärische Atomanlagen zwei Seiten einer Medaille sind. Wer beispielsweise im Besitz einer Urananreicherungsanlage ist, verfügt damit über die grundlegende Technik, Uran für Atomkraftwerke, aber auch für Atomwaffen, anreichern zu können. Dies gilt für Urananreicherungsanlagen im Iran ebenso, wie in der Bundesrepublik, in den USA, in Russland und anderswo. Zudem fällt bei der Urananreicherung sogenanntes abgereichertes Uran an, das bereits wiederholt in Kriegseinsätzen in Form von Uranmunition zum Einsatz kam und Verseuchungen verursachte und immer noch verursacht. Informationen hierzu gibt es u. a. unter urankonferenz2012.de.
Weitere Informationen über die Osteraktionen der Friedensbewegung gibt es unter friedenskooperative.de/om2012.htm
Quelle: BBU

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Hintergründe Laufzeitverlängerung Störfälle

Stresstestbericht Cattenom

AKW Cattenom

Der Stresstest-Bericht zu Cattenom der luxemburgischen Regierung ist hier verlinkt und abrufbar.

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Entsorgung

SPD schließt Gorleben aus …

… aus der Endlagersuche.

Berlin (dpa) – Umweltverbände und die SPD halten einen Neustart bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager unter Einbeziehung des Salzstocks Gorleben für inakzeptabel. Die SPD-Energiepolitiker Matthias Miersch und Ute Vogt nannten auch den zweiten Entwurf von Bundesumweltminister Norbert Röttgen inakzeptabel. Die Fassung beinhalte weiterhin die Option, Gorleben bis auf die letzte Phase des Standortvergleichs als gesetzten Kandidaten zu betrachten. Atomgegner wollten vor dem für heute geplanten Bund-Länder-Treffen für ein sofortiges Aus von Gorleben demonstrieren.
https://www.stern.de/panorama/umgang-mit-gorleben-belastet-endlager-neustart-1784421.html

Und die Grünen?

Lemke, Wirtschafts- und Energieministerin in Rheinland-Pfalz, ist zwar grundsätzlich für die Einbeziehung Gorlebens in das Endlager-Suchverfahren. Persönlich aber ist sie davon überzeugt, „dass Gorleben den Sicherheitskriterien nicht entspricht und im Laufe des Verfahrens ausscheidet.“

Auch Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, möchte Gorleben möglichst früh ausschließen. Doch sie warnt vor einem politischen Beschluss. „In Gorleben wurde bisher alles politisch entschieden. Wenn Gorleben jetzt nicht rechtssicher und wissenschaftsbasiert in einem Vergleichsverfahren ausscheidet, ist es immer anfechtbar.“
https://www.tagesschau.de/inland/endlagersuche108.html

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Demonstration Termine

Menschenkette im Rhonetal

===mit starker deutscher Beteiligung!!! ====

Wir erwarten euch um 13:30 an den verschiedenen Treffpunkten zwischen Lyon und Avignon.

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Das Rhonetal, mit 11 Atomreaktoren von 58 AKW’s in Frankreich, hat die größte Dichte an AKW’s in Frankreich und in Europa. Im Falle eines Unfalles in dieser Region, wären Frankreich und Europa für Jahrhunderte verstrahlt.

Der Wahlkampf für den 2012 kommenden französischen Präsidenten läuft auf Hochtouren.

Wir appellieren an die Verantwortung der Politiker. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist eine ethische und ökologische Notwendigkeit. Gleichzeitig bietet der Ausstieg die hervorragende Möglichkeit der Schaffung neuer Arbeitsplätze. In Deutschland wurden so Tausende von Stellen geschaffen.

Atomenergie ist schon die Vergangenheit: es lebe die Energiewende

Ein starker politischer Wille ist unabdingbar, um unsere Abhängigkeit von der Atomenergie und den fossilen Brennstoffen zu beenden, die Energieeinsparung durchzusetzen.

Dafür wir rechnen mit Ihnen / Euch

Wenn wir uns zu Zehntausenden mobilisieren, können wir dem deutschen Beispiel auf Ihrem Weg des Atomausstiegs bis 2022 folgen. Eine große Mehrheit der Franzosen wünscht einen Atomausstieg. Aber eine Wahlstimme alleine reicht nicht, um die Regierenden zu dem notwendigen Energiewandel zu bewegen. Wir müssen eine deutliche Veränderung von den Politikern verlangen. Ihre Vogel-Strauß Politik gegenüber den umweltpolitischen Notwendigkeiten des 21.Jahrhunderts zwingt uns die gefährliche Atomenergie auf. Genau ein Jahr nach dem Beginn der Katastrophe von Fukushima wollen wir am 11.März 2012 auf der Route Nationale 7 zwischen Lyon und Avignon (235 km) eine Menschenkette bilden:

Gemeinsam, zahlreich sind wir stark

Erstmals in der Geschichte Frankreichs organisieren wir eine Aktion dieser Größe: seine Bedeutung und Gewicht wird den Wunsch der Bürger/innen zeigen über ihre Zukunft zu entscheiden. Wir brauchen die Unterstützung der europäischen Nachbarn, die von einem Unfall in Frankreich auch betroffen wären. Wir freuen uns auf alle Europäer/innen, die gemeinsam mit uns für den französischen Atomausstieg zur Menschenkette kommen.

Auch Sie… kommen Sie zur Menschenkette!!!!

Die Menschenkette ist in 10 Abschnitte zwischen folgenden Städten aufgeteilt. Lyon, Vienne, Roussillon, Saint Vallier, Tain l’Hermitage, Valence, Livron, Montélimar, Bollène, Orange, Avignon.

für weitere Informationen

- um Ihre Teilnahme zu signalisieren und den betreffenden Teilabschnitt zu erfahren
- um eine gemeinsame Fahrt zu organisieren (Bus, Zug, Fahrrad, Roller oder zu Fuss)
- um Werbematerial zu bestellen
- um uns zu helfen und die Menschenkette mit zu finanzieren

SCHAUEN SIE AUF UNSERE WEBSITE: www.chainehumaine.org
Facebook: https://www.facebook.com/chainehumai…
+336 24 61 03 74

Ihre Geldspenden sind wichtig für die Menschenkette Der Erfolg dieser Menschenkette ist abhängig von Ihrer Unterstützung. Unabhängig von öffentlichen Geldern, sind wir abhängig von Spenden.

Auch Sie… beteiligen Sie sich mit einer Spende um die Menschenkette zu organisieren: für die Produktion von Stoffkettenbändern für die Öffentlichkeitsarbeit spenden Sie per Internet

- Sichere Zahlung per Kreditkarte über PayPal

 

(P.S.: Dank an Hartwig für die Recherche)

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Störfalle

Update Atomenergie und -politik, 26.01.2012

Nichts ist gut in Fukushima …

1. Strahlungswerte

Die neusten Messergebnisse aus Japan sprechen Bände:
In Minamisoma wurden folgende Werte gemessen:
(Radiation on the pavement just outside one of the apartment building.
Gamma radiation:     10.83 microsieverts/hour
Beta and Gamma radiation:     14 microsieverts/hour
Alpha, beta and gamma radiation:     41.72 microsieverts/hour)
(Quelle: https://ex-skf.blogspot.com/2011/12/report-from-fukushima-1-minami-soma.html)

Minamisoma wurde evakuiert, aber die BewohnerInnen dürfen jetzt zurück kehren, da der Unfall offiziell vorbei ist und die Reaktoren im „cold shutdown“ sind (dazu wurde ja auch in deutschen Medien kritisch berichtet: man weiß eigentlich nichts Belastbares, nur dass die Temperaturfühler im Druckbehälter weniger als 100 °C anzeigen – ob das Corium noch da ist oder schon im Containment, wie TEPCO mittlerweile selbst zugibt, ob man immer noch mehrere Kubikmeter Wasser pro Stunde drüberrieseln lässt, um diese Temperaturen zu halten – das ist alles unerheblich…).
Auch die Schulen sollen wieder geöffnet werden. Und das bei überschlägig 300 Millisievert pro Jahr Strahlenbelastung – man glaubt es nicht.
Kanadische WissenschaftlerInnen klagen die japanische Regierung der bewussten Gefährdung der eigenen Bevölkerung an. In einer Studie vom 21.12. heißt es:
“International authorities have urged Japan to expand the exclusion zone around the plant to 80 kilometres but the government has instead opted to “define the problem out of existence” by raising the permissible level of radiation exposure for members of the public to 20 millisieverts per year, considerably higher than the international standard of one millisievert per year, Gould adds.
This “arbitrary increase” in the maximum permissible dose of radiation is an “unconscionable” failure of government, contends Ruff. “Subject a class of 30 children to 20 millisieverts of radiation for five years and you’re talking an increased risk of cancer to the order of about 1 in 30, which is completely unacceptable. I’m not aware of any other government in recent decades that’s been willing to accept such a high level of radiation-related risk for its population.”
Also eine Krebsrate von 3% bei den betroffenen Schulkindern!
Siehe https://ex-skf.blogspot.com/2011/12/canadian-medical-association-journal.html
(Quelle: Jutta Paulus)

In Koriyama (50 km Luftlinie in Richtung Westen, hinter einem Gebirgszug) sieht es nicht besser aus:
“Radiation in Japan: Koriyama Resident Measures Radiation Levels in His City – 42.85 Microsieverts/Hr on the Drain Lid.
Armed with his geiger counter, the Ministry of Education’s radiation map and the Professor Hayakawa’s radiation contour map, he went measuring radiation levels in Koriyama City on December 23, and they were high.
Air radiation level at chest height: maximum 1.51 microsievert/hour
On the sand on the side drain cover: 42.85 microsieverts/hour
If the surface radiation is that high, it would be several hundreds of thousands of becquerels/kg of radioactive cesium in that sand. No one does a thing, and life goes on, because all the national and municipal governments care about is air radiation at 1 meter off the ground.
But even if you stay outside in 1.51 microsievert/hr radiation all day all night for one year, it would only be 13 millisieverts of external radiation. Nothing to worry about, according to the new Japanese government guideline crafted by the panel of expert scientists picked by the government (in order to obtain precisely the guideline).
Never mind that until March 11, Koriyama City’s air radiation was probably below 0.06 microsievert/hour like anywhere else in northern Japan, and that’s how it has been for the residents for generations.”
Die Regierung misst also nur in 1 m Höhe, nicht auf dem Boden. Guter Trick!
Die in letzter Zeit häufiger auftretenden Fälle von unerklärlichem und unstillbarem Nasenbluten könnten auf das Einatmen radioaktiver Partikel, die in der Nasenschleimhaut festgehalten werden, zurückzuführen sein.
Quelle: https://ex-skf.blogspot.com/2011/12/radiation-in-japan-koriyama-resident.html
(Jutta Paulus)

2. Miserables Krisenmanagement

(Quelle: SZ, 26.12.2011)
Neun Monate nach dem Atomunglück in Fukushima prangern Experten in einem Untersuchungsbericht Versäumnisse der Betreiberfirma Tepco und der japanischen Regierung an. Besonders entsetzt sind die Fachleute über die unzureichende Ausbildung der Fachkräfte und die schlechte Kommunikation der Einsatzteams.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/bericht-zur-atomkatastrophe-in-fukushima-miserables-krisenmanagement-1.1244088

3. Tepco muss weiter Entschädigung zahlen

Fukushima-Betreiber braucht neue Milliarden

(Quelle: SZ, 27.12.2011)
Zehntausende Menschen mussten nach der Atomkatastrophe von Fukushima die verstrahlten Gebiete verlassen, obwohl – s.o. – nur unzureichend und mit äußerst großzügigen Grenzwertdefinitionen evakuiert wurde. Diese Opfer muss Tepco nun entschädigen und erhielt dafür bereits Geld vom Staat. Doch das reicht laut dem Unternehmen nicht aus. Der japanische Atomkraftwerksbetreiber Tepco hat die Regierung um weitere Hilfen in Höhe von 700 Milliarden Yen (knapp sieben Milliarden Euro) ersucht, um Entschädigungen für die Familien auszuzahlen. Und das, obwohl diese Entschädigung weitaus geringer als die tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden für die Betroffenen sind …
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tepco-muss-weiter-entschaedigung-zahlen-fukushima-betreiber-braucht-neue-milliarden-1.1244232

4. TEPCO: Radioaktive Substanzen gehören den Grundeigentümern, nicht uns.

(Quelle: Asahi Shimbun, 24.11.2011, Übersetzung aus dem Nuclear Monitor 739)
Während der Gerichtsprozesse um einen radioaktiven Golfplatz verwunderten die Vertreter der Firma Tokyo Electric Power Co. (TEPCO) die Richter, als sie behaupteten, dass der Energieversorger nicht für die Dekontamination verantwortlich ist, weil TEPCO nicht mehr „im Besitz“ der radioaktiven Substanzen sei. „Radioaktives Material (wie z.B. Cäsium), das aus dem AKW Fukushima 1 verteilt wieder auf den Boden fiel, gehöre den jeweiligen Landbesitzern, nicht TEPCO“, war der Standpunkt der Firma.
Dieses Argument kam bei den Betreibern des „Sundfield Nihonmatsu Golf Club, der nur 45 km von der betroffenen TEPCO-Atomanlage in der Fukushima Präfektur entfernt liegt, nicht gut an.
Auch das Bezirksgericht in Tokio wies diese Idee zurück. In einer Entscheidung aber, welche von Richtern als inkonsistent beschrieben wird, befreite das Gericht aber im Wesentlichen TEPCO von der Verpflichtung für die Dekontamination und wies die Verantwortlichkeit für die Aufräumbemühungen der Zentralregierung und den regionalen und lokalen Behörden zu. Das Argument von TEPCO in Bezug auf die Eigentümerschaft der radioaktiven Substanzen löste bei den Richtern, welche den „Sundfield Nihonmatsu Golf Club“ vertreten und beim Besitzer „Sundfield“ scharfe Reaktion aus. „Es ist doch allgemein anerkannt, dass wertlose Substanzen wie radioaktive Verseuchungen nicht als Vermögen der Grundbesitzer betrachtet werden“, sagte einer der Richter.
„Wir sind entsetzt über TEPCOs Argument.“ Der Golfplatz ist seit 12. März außer Betrieb, seit dem Tag nach dem großen Erdbeben in Ostjapan und dem Tsunami. Obwohl diese juristische Auseinandersetzung nun an ein höher gestelltes Gericht weitergeleitet wurde, meinten Beobachter, falls die Entscheidung des Bezirksgerichts zum Präzedenzfall wird, könnten die Budgets der lokalen Behörden „ausgeräumt“ werden. Die beiden Golfplatzbetreiberfirmen klagten im August beim Bezirksgericht Tokio und forderten von TEPCO die Dekontamination des Golfplatzes und eine Entschädigung von 87 Millionen Yen (ca. 1,13 Millionen US-Dollar) für sechs Monate Gewinn-Ausfall.
siehe dazu aktuell auch:
https://www.publiceye.ch/de/vote/tepco/ und
https://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Public+Eye+2012,6,a21077.html

5. NEUE GRENZWERTE FÜR LEBENSMITTEL ANGEKÜNDIGT

Dem japanischen Gesundheitsministerium sind neue Grenzwerte für Lebensmittel vorgeschlagen worden, die voraussichtlich ab April 2012 gelten sollen. Das meldete die japanische Zeitung Asahi am 20. Dezember 2011. Demnach sollen der Empfehlung eines für Lebensmittelsicherheit zuständigen Gremiums des Gesundheitsministeriums zufolge für Radiocäsium für Lebensmittel allgemein künftig 100 Becquerel pro Kilogramm anstatt bisher 500 Bq/kg zulässig sein und für Milch und Säuglingsnahrung künftig 50 anstatt bisher 200 Bq/kg. In Trinkwasser sollen es künftig 10 anstatt bisher 200 Bq/kg sein dürfen. Mit dem Verzehr derart belasteter Lebensmittel will man künftig eine Personendosis von jährlich 1 Millisievert anstatt bisher 5 Millisievert erreichen.
(Aus dem Strahlentelex Nr. 600-601/2012) Report „Kalkulierter Strahlentod – Die Grenzwerte für radioaktiv verstrahlte Lebensmittel in EU und Japan“
(Link: https://www.strahlentelex.de/kalkulierter-strahlentod.pdf)
(zitiert nach: IPPNW- FUKUSHIMA-NEWSLETTER VOM 11.1.2012)

6. Fukushima unter Kontrolle?

Die japanische Regierung verkündete am 16. Dezember letzten Jahres, das havarierte Atomkraftwerk Fukushima sei wieder unter Kontrolle. Man habe die japanische Regierung verkündete am 16. Dezember letzten Jahres, das havarierte Atomkraftwerk Fukushima sei wieder unter Kontrolle. Man habe eine sogenannte „kalte Abschaltung“ erreicht. Doch damit ist lediglich gemeint, dass das Wasser im Reaktor unter 100 Grad Celsius gesunken ist und nicht mehr kocht. Fachleute verweisen darauf, dass geschmolzene Brennstäbe, die sich durch die Druckbehälter gebrannt haben und Temperaturen von mehreren Tausend Grad aufweisen, nicht kontrollierbar und von einem sicheren Zustand weit entfernt sind. Weitere Kettenreaktionen ließen sich nicht ausschließen.
(Quelle: IPPNW- FUKUSHIMA-NEWSLETTER VOM 11.1.2012)

7. Nur noch 5 der 54 Reaktoren in Japan in Betrieb

„Trotz des kalten Winters in Japan gibt es keine Stromausfälle und keine Engpässe in der Energieversorgung – und das obwohl 90 Prozent der Stromkapazitäten durch Atomkraftwerke derzeit vom Netz genommen sind. Die japanische Atomindustrie stellt damit unter Beweis, dass sie mindestens so unnötig wie unbeliebt ist“, erklärt Niklas Schinerl, Atomsprecher von Greenpeace.
(Quelle: Greenpeace Österreich)

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Versorgung bei Atom-Unfall: 120 Betten für Strahlungsopfer in Deutschland

(Quelle: www.iwr.de, 09.01.2012)
Berlin – In deutschen Strahlenschutzzentren werden derzeit 120 Betten für verstrahlte Personen bereit gehalten. Diese Zahl nennt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke, in der diese nach den klinischen und logistischen Kapazitäten im Falle eines atomaren Unfalls in Deutschland gefragt hatte. Wie es einer Mitteilung des Bundestages heißt, verweist die Bundesregierung darauf, dass die Vorsorge für den Katastrophenschutz bei den Ländern liege und der Bundesregierung daher keine weiteren Informationen vorlägen. Zudem lägen rund eine Mio. Kaliumjodtabletten bereit. Über die Zahl speziell ausgebildeter Ärzte für den Katastrophenfall konnte die Bundesregierung hingegen keine Auskunft geben.

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Atomtransporte durch Hamburg

Am Mo. 23.1.12 um ca. 6:30 Uhr hat das Schiff die ‚Kapitan Yakovlev‘ der russischen Reederei Northern Shipping Company (NSC) im Hamburger Hafen am Athabaskakai angelegt. Der Atomstoff wurde von dem Schiff auf LKWs verladen und es verließen 8 LKW Transporter mit Uranhexafluorid den Burchardkai von 8:56 bis 9:09 Uhr in Richtung Autobahn A7. Die UN Gefahrstoffkennzeichnung lautete: 78 -2978 . Der Transport wurde durch die Bremer Firma Kieserling durchgeführt.
Über das Hamburger Stadtgebiet und den Hafen geht eine Vielzahl von Atomtransporten. Hamburg ist eine Drehscheibe zur Versorgung und zur Entsorgung der AKWs im internationalen Atomgeschäft. Uranoxide, das extrem giftige Uranhexafluorid, unbestrahlte und bestrahlte Brennelemente oder andere Produkte im Zusammenhang mit der Nutzung der Atomtechnologie werden im Hamburger Hafen umgeschlagen und/oder durch das Hamburger Stadtgebiet transportiert. Dieses im Schnitt alle 1,5 Tage. Ein großer Anteil der Atomtransporte geht in die Atomanlagen in Lingen und Gronau.
In der Vergangenheit wurde durch die NSC u.a. „unbestrahltes Uran in Form von UF6“ (14.12.11), „unbestrahlten Brennelemente“ (16.11.11) und Urandioxid (UO2) (19.7.11) aus Russland nach Hamburg befördert. Zuletzt ist das Schiff die ‚Kapitan Kuroptev‘ aus Russland kommend am 18.01.12 im Hamburger Hafen eingetroffen und dort hatte, möglicherweise, ein weiterer Atomtransport stattgefunden.
In Bremen wird die Bremer Bürgerschaft am Do. 26.1.12 in zweiter Lesung hoffentlich die Bremer Häfen für Kernbrennstoffe entwidmen*. Dieses wäre ein Erfolg auf dem richtigen Weg, der aber nicht weit genug geht. (*Juristische Veränderung der Hafenordnung)
Weitere Informationen zu Atomtransporten durch:
Hamburg: www.nadir.org/sand
Bremen: www.maus-bremen.de
Rostock: https://lubmin-nixda.de
Gronau/Münster: www.urantransport.de
(Quelle:
BI AKW Grohnde, https://grohnde.wordpress.com/2012/01/23/keine-atomtransporte-durch-hamburg/)

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Stromexportüberschuss im 2. Hj. 2011

(Quelle: „TAZ“ 23.12.: „Statistik widerlegt Atomlobby“)
Deutschland hat auch im Jahr 2011 mehr Strom exportiert als importiert – trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken. Am Strommarkt sind die Preise nicht höher als vor der Katastrophe in Fukushima. Das ergibt sich aus den Netzdaten des Verbandes Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (Entsoe). Der deutsche Exportüberschuss im Jahr 2011 wird voraussichtlich rund sechs Mrd. KWh ertragen.
Exportiert wird nach Österreich, in die Schweiz und in die Niederlande.
Selbst das zweite Halbjahr 2011 alleine betrachtet ergibt mit neun verbliebenen Atomreaktoren einen Exportüberschuss.
Auch Warnungen, der Atomausstieg werde zu höheren Strompreisen führen, weil Strom knapp werde, erweisen sich als falsch. An der Strombörse EEX werden Strommengen für die Jahre 2012 bis 2014 mit 5,2 bis 5,4 Cent gehandelt, zeitweise weniger als vor Fukushima.
Die Gesamtmenge an Ökostrom (Windkraft, Sonne und Bioenergie) stieg gegenüber dem Vorjahr um rund 18 Milliarden Kilowattstunden. Zugleich sank die Erzeugung von Atomstrom um etwa 32 Mrd. KWh (von 140 Mrd. KWh im Jahr 2010 auf nunmehr etwa 108 Mrd. KWh) blieb eine Lücke von 14 Mrd. KWh zu füllen.
Damit wurde fast komplett der Rückgang des Exportüberschusses um zwölf Mrd. KWh ausgeglichen. Die Erzeugung von Strom aus Kohle stieg nur von 263 auf 265 Mrd. KWh, die Klimaziele sind somit durch den Atom-Teil-Ausstieg nicht gefährdet.
Artikel zum Thema
https://www.taz.de/Deutschland-exportiert-weiterhin-Strom-/!84270/

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Vorerst kein AKW Borssele II

Das umstrittene Atomkraftwerk Borssele II wird vorerst nicht gebaut. Der niederländische Stromkonzern Delta hat die Pläne auf Eis gelegt.
Ursprünglich sollte knapp 200 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ein neues AKW gebaut werden. Der niederländische Auftraggeber, der Stromversorger Delta teilte mit, das Projekt sei für zwei bis drei Jahre ausgesetzt. RWE-Konzern war als Partner im Gespräch. Gründe sind laut Delta die derzeit niedrigen Energiepreise, die Unsicherheit über die Zukunft des europäischen Emissionshandels, die derzeitige Überkapazität der Stromproduktion und wohl vor allem die Kosten zwischen fünf und sieben Milliarden Euro. Eine Lehre aus dem finnischen Olkiluoto, wo die Baukosten von 2003 bis heute von ursprünglich 900 Mio. US-$ (Planung) über 3 Mrd. € auf mittlerweile 6,6 Mrd. € stiegen.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,811010,00.html

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Stresstest Fessenheim und Cattenom

Peter: Stresstestbeurteilung ist Generalpersilschein für französische AKW – Ministerin fordert sofortige Abschaltung der AKW Fessenheim und Cattenom
Die saarländische Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr, Simone Peter, übt scharfe Kritik am Bericht der nationalen französischen Atomaufsichtsbehörde ASN für alle französischen Atommeiler. „Das Urteil der ASN, wonach alle 58 französischen Atomreaktoren eine ausreichende Sicherheit aufweisen und damit weiter betrieben werden können, kann nicht von Sicherheitsinteressen geleitet sein. Anders kann ich mir diesen Persilschein für alle Atomreaktoren, darunter auch altersschwache und sicherheitsgefährdende wie Fessenheim und Cattenom, für die wir die sofortige Abschaltung fordern, nicht erklären“, so die Ministerin. „Wir werden uns die Verbesserungsvorschläge, die im ASN-Bericht aufgelistet sind, genau anschauen, aber schon jetzt steht fest, dass der Bericht nicht haltbar ist.“ … (Hier die gesamte Presse-Erklärung)

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Kinderkrebs um Atomkraftwerke

Auch in Frankreich erkranken mehr Kinder im Umkreis von Atomkraftwerken
an Leukämie

(IPPNW-Presseinformation vom 19.1.2012)
Im Umfeld von französischen Atomkraftwerken sind laut der so genannten Geocop-Studie des französischen Medizin-Instituts Inserm zwischen 2002 und 2007 fast doppelt so viele Kinder unter 15 Jahren an Leukämie erkrankt wie im Landesdurchschnitt. „Die Ergebnisse der neuen Studie aus Frankreich reihen sich ein in die Ergebnisse der Studien zum Leukämierisiko bei Kleinkindern im Nahbereich von Atomkraftwerken aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz“, erklärt der Wissenschaftler Dr. Alfred Körblein. Die französische Studie ist für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW ein weiterer Beleg für den Zusammenhang zwischen ionisierender Strahlung und der Zunahme von Leukämieerkrankungen bei Kindern.
Denn auch wenn die Wissenschaftler für den gesamten Studienzeitraum von 1990-2007 keine Erhöhung der Leukämiefälle bei Kindern unter 15 Jahren beobachtet haben wollen, beträgt die Erhöhung des Leukämierisikos für Kleinkinder unter 5 Jahren in diesem Zeitraum 37 %. Zu diesem Ergebnis kommt Alfred Körblein, der die Daten der Studie ausgewertet hat. Er berichtet, dass die Erhöhung des Leukämierisikos für Kleinkinder im Nahbereich von Atomkraftwerken auch in Großbritannien (36 %), Deutschland (41 %) und der Schweiz (40 %) in der gleichen Größenordnung liege. (gekürzt)
Die Petition ist bis heute immer noch unbeantwortet und weiter „in der parlamentarischen Prüfung“.
Weitere Informationen: https://www.ippnw.de/aktiv-werden/kampagnen/artikel/aaa90fdfe1/fuer-einen-besseren-strahlenschutz.html

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Atom-Endlager in Spanien

Eine der ersten Entscheidungen der neuen konservativen Regierung in Spanien ist ein Paradestück an ökopolitischer Leichtfertigkeit: Mit einem Federstrich wurde der Endlager-Standort Villar de Canas (Provinz Cuenca) für die hochradioaktiven Abfälle entschieden.
Die „Suche“ eines Endlagers, die 2006 eingeleitet wurde, dauerte nur wenige Jahre: In Zeitungsannoncen wurden Gemeinden zur „Bewerbung“ aufgefordert. An Kandidaturen mangelte es nicht, schon weil als Belohnung Zuwendungen von 12 Mio. jährlich versprochen wurden. Nach einem Punktesystem wurde dann, nach unklaren Kriterien, die „Eignung“ der Standorte ermittelt. Villar de Canas landete übrigens in diesem makabren Wettbewerb lediglich auf Platz 4, hatte aber über die jetzt regierende Partei PP die besseren Kontakte nach Madrid …
Endlagersuche mit Erfolg und kaum durch eine kritische Öffentlichkeit gestört …
Es passt ins Bild, dass die neue Regierung den Uralt-Atommeiler Gerona, dessen Schließung 2013 anstand, gleich um 5 Jahre verlängert hast – natürlich ohne Stresstest.
Hartwig Berger

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Auf Temelin – Ausbau würde ich nicht setzen

Atomexperte Mycle Schneider über das tschechische Vertrauen in Atomkraftwerke, über Fukushima und über den deutschen Druck
Der deutsche Konsultant in den Atomenergiefragen Mycle Schneider ist davon überzeugt, dass Atom nicht der richtige Weg zur Zukunft ist und er geht dabei davon aus, womit auch die Befürworter der Atomkraftwerke argumentieren – aus den Stromerzeugungskosten. Wo sieht er also die größten Risiken?

-Frage: In den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien gibt es doch im Gegenteil Pläne, wie die Rolle der Atomenergiewirtschaft im Land nach dem Jahre 2020 zu stärken.
-Schneider: Pläne interessieren mich nicht. Die amerikanische Regierung unterstützt die Atomenergiewirtschaft. Es ist klar gesagt, verständlich. Wenn man sich aber anschaut, was nach dem Jahr 2005 passierte, als das Energiegesetzt genehmigt wurde, sieht die Situation ganz anders aus. In der ersten Phase gliederte der Kongress 18,5 Milliarden Dollar als Garantie für die Baukredite aus. Innerhalb von sechs Jahren waren jedoch die Amerikaner nicht im Stande, dieses Geld auszugeben. Es gibt doch ein einziges konkrete Projekt, das um die Garantie ersucht und 8 Milliarden gewonnen hat. Also es bleiben 10 Milliarden, die auf die Ausgabe warten und es gibt keine Projekte.

-Frage: Was sollte also die tschechische Regierung machen, wenn die wirklichen Kosten nicht abschätzbar sind?
-Schneider: Eine sehr kompliziert Frage ist, wie die Regeln des Auswahlverfahrens zu definieren. In Finnland war seit Anfang an ein fixer Preis garantiert. Das wird heute niemand mehr machen. Im Falle einer Kostensteigerung muss nämlich diese Mehrkosten die Baufirma bezahlen. Vor kurzem wurde veröffentlicht, dass der Preis des AKW Flamanville, das in Frankreich die französische Areva baut, 6,6 Milliarden Euro erreichen wird. Die ursprüngliche Abschätzung war dabei 2,5 Milliarden, der Vertragspreis dann 3 Milliarden.

Mycle Schneider ( 52 ) Unabhängiger Konsultant in den Fragen der Atomenergiewirtschaft und der Atomsicherheit. Mitglied des unabhängigen Paneels für Spaltmaterialien unter der Princeton-Universität. Er wirkte als Berater des deutschen und französischen Umweltministeriums, der Europäischen Kommission und des Europaparlaments. Er ist der Hauptautor des Berichtes  World Nuclear Industry Status Report 2010-2011, den  Worldwatch Institute herausgegeben hat (es geht um den letzten der regelmäßigen Berichte über den Stand, über die Probleme und Aussichten der Atomindustrie). Er wurde für seine Arbeiten über die Plutonium – Problematik im Jahre 1997 mit dem Prestigepreis Right Livelihood Award) gewürdigt. Er lebt in Paris. /stark gekürzt/
OIZP – Obcanska iniciativa pro ochranu zivotniho prostredi
Nova 12 370 01 Ceske Budejovice, CZ
www.oizp.cz

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Hintergründe

Zwischenlager – ein Zwischenruf

In Abstimmung mit den Ländern ordnet Umweltminister Röttgen jetzt eine Nachrüstung aller nuklearen Zwischenlager gegen Terrorangriffe an. Wie verlautet, sollen sie eine jeweils 10m hohe und 1m dicke zusätzliche Schutzmauer erhalten. Unzureichend, gewiss, aber eindeutig einer sicherheitstechnische Verbesserung – dennoch:
Die Nachricht löst bei mir nicht nur Freude sondern auch Wut aus. Seit 10 Jahren ist klar und immer wieder angesprochen worden, dass die – damals noch geplanten – Zwischenlager in der jetzigen Ausführung völlig unzureichend sind. Warum mussten wir auf einen CDU-Umweltminister warten, damit daraus endlich längst überfällige Konsequenzen gezogen werden? Warum ist das unter einem Grün besetzten Umweltressort während der Planungsphase nicht geschehen?  Viele von uns Basis-Grünen haben sich damals dafür vergeblich engagiert. Mit dem einzigen „Erfolg“, von manchen Regierungs-Grünen zeitweise geschnitten worden zu sein.
Verantwortlich dafür, dass im Bau der Zwischenlager damals die von den seitens der Konzerne gewünschten Billigversion durchgesetzt wurde, war seinerzeit der Staatssekretär Rainer Baake. Er hat maßgeblich durchgesetzt, dass z.B. alle süddeutschen Zwischenlager mit der Wanddicke von 85 cm gebaut werden konnten. Das war gänzlich unzureichend und sicherheitspolitisch verantwortungslos. Ich bin gespannt, ob Rainer Baake, heute Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, die Anordnungen von Röttgens zu Terrorschutz an den Zwischenlagern als unzureichend und halbherzig kritisiert. Sachlich hätte er recht. Aber glaubwürdig wäre das mit gleichzeitiger Selbstkritik.
Meinen Zwischenruf widme ich Helga Rinsky die sich seinerzeit wie kaum jemand für Terrorschutz und mehr Sicherheitsauflagen an den Zwischenlagern engagiert hat. Helga, die lange in der BAG Energie und am AKW-Standort Unterweser aktiv war, ist 2006 gestorben. Wir sollten sie nicht vergessen.

Hartwig Berger

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Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Rückholung des Atommülls aus der Asse

bei der Unterschriften-Sammlung sollen 5000 Unterschriften für die Rückholung des Atommüll gesammelt und Bundesumweltminister Rötgen vorgelegt werden.
Dabei könnt Ihr helfen!
Die Unterschriftliste lässt sich von der Homepage der Samtgemeinde Asse runterladen:
https://www.samtgemeinde-asse.de/samtgemeinde/aktuelles/?anzeigen=e2749
Nach Möglichkeiten die ersten Unterschriften schon bis Ende des Monats zurückschicken an:
Samtgemeinde Asse
Die Samtgemeindebürgermeisterin
Im Winkel 4,
38319 Remlingen,

 

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Hintergründe Kongresse Termine

Programm Urankonferenz 2012

 

 

Hier findet ihr das Programm  [Stand 08.01.12] für die Urankonferenz. Nach der Konferenz findet ihr hier auch alle verfügbaren Dokumente zum herunterladen.

Das Programm zum Runterladen und Ausdrucken!
Programm Deutsch.pdf
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Demonstration

Redebeitrag von Ruiko Muto bei Demonstration der 60.000 in Tokyo

Frau Ruiko MUTO ‘s Rede auf der Anti-Atom Demonstration mit 60.000 Teilnehmern

19. September 2011, Tokio, Japan , übersetzt von  Michi Kitazawa-Enge,

Hallo, ich komme aus Fukushima.

Ich kam zusammen mit Busladungen von Leuten aus Fukushima und Zufluchtsorten außerhalb Fukushima’s. Für viele ist es das erste Mal, dass sie an einer solchen Kundgebung oder Demonstration teilnehmen. Doch wir haben uns gegenseitig ermutigt, dass wir diejenigen sein müssen, die die Geschichte unserer bitteren Erfahrungen nach der Atomkatastrophe in Fukushima erzählen, dass wir unsere Stimme gegen die Atomkraft erheben müssen.

Doch zunächst möchte ich sagen:

Ich empfinde tiefen Respekt für jeden von euch, der in diesen anstrengenden Tagen nach dem 11. März alles versucht, um Menschenleben zu schützen. Ich möchte außerdem all jenen danken, die den Menschen aus Fukushima ihre Hände reichen und uns auf irgend eine Weise unterstützen. Vielen Dank! Und ich möchte die Kinder und die jungen Menschen um Entschuldigung bitten, denen wir die ungeheure Last dieser Katastrophe aufgebürdet haben. Als ein Mensch der Generation, die diese Realität hervorgebracht hat, bitte ich euch um Verzeihung.

Liebe Leute, Fukushima ist ein wunderschöner Ort. Im Osten ist Hamadori umarmt vom blauen Pazifik. Nakadori ist eine Früchte-Schatzkammer für Pfirsiche, Birnen, Äpfel. Die Aizu-Ebene, die den Inawashiro-See und  Berg  Bandai umschließt, strotzt vor goldenen, tief herabhängenden Reis-Ähren. Hinter der Aizu-Ebene erhebt sich hohes Gebirge. Die Berge sind grün, das Wasser ist klar – Das ist unsere Heimat.

Nach dem 11. März hat unsichtbare Strahlung diese Landschaft beregnet, und wir sind alle “Hibakusha” (Strahlenopfer) geworden. Im diesem großen Chaos haben wir viel erlebt:

Der Zwiespalt zwischen rasch ins Leben gerufenen “Sicherheits-Kampagnen“ und dem Misstrauen auf diese Kampagnen hat Menschen auseinander gerissen, die einst verbunden waren. Wie viele Menschen haben gelitten und geklagt, in ihrer Gemeinde, auf der Arbeit, in der Schule und zu Hause?! Ob wir wollten oder nicht, wir wurden jeden Tag dazu gezwungen, Entscheidungen zu treffen: Fliehen oder bleiben? Essen oder lieber nicht? Hängen wir unsere Wäsche draußen auf oder lieber drinnen? Lassen wir unser Kind eine Maske tragen oder nicht? Beackern wir unsere Felder oder nicht? Erheben wir unsere Stimmen oder halten wir den Mund? – Qualvolle Entscheidungen. Und was uns jetzt nach 6 Monaten klar ist:

  • Wahrheiten werden aufgedeckt
  • Der Staat schützt die Bevölkerung nicht
  • Die Katastrophe ist nicht zu Ende
  • Die Menschen in Fukushima werden als Versuchskaninchen eines nuklearen Experiments benutzt
  • Gewaltige Mengen radioaktiven Mülls werden übrig bleiben
  • Trotz riesiger Opfer herrscht der Einfluss der Befürworter der Atomenergie vor
  • Wir wurden sitzengelassen.

Wir seufzen tief vor Erschöpfung und gebrochenem Herzen. Trotzdem spricht es aus uns: “Verachtet uns doch nicht!”, “Nehmt uns nicht unser Leben!” Leise erheben sich die Menschen aus Fukushima aus Traurigkeit und Zorn:

  • Mütter, Väter und Großeltern, die ihre Kinder oder Enkelkinder schützen wollen,
  • Jugendliche, die ihre Zukunftsträume nicht aufgeben wollen,
  • Arbeiter, die jenen AKW-Arbeitern helfen wollen, die unter der hohen Strahlung versuchen, die Katastrophe einzudämmen,
  • Verzweifelte Bauern, die durch die Strahlung ihre Felder verloren haben,
  • Behinderte, die Diskriminierungen anderer verhindern wollen, die von radioaktiver Belastung betroffen sind,
  • und jeder Bürger

Alle ziehen den Staat und TEPCO zur Verantwortung und appellieren, “Atomkraft, Nein Danke!“. Wir sind die “Teufel“ des Nordostens, in denen still die Flammen des Zornes brennen.

Wir, die Menschen aus Fukushima, egal ob die Heimat verlassend oder in der Heimat bleibend, wollen Verbitterung, Verantwortung und Hoffnung miteinander teilen und uns weiterhin gegenseitig unterstützen. Bitte schließt euch uns an und achtet auf unsere verschiedenen Aktionen!: Verhandlungen mit Regierungen, Gerichtsverfahren um Evakuierungen, Umsiedlungen, Kuren, Dekontamination, Messungen, Veranstaltungen, um sich über Atomenergie und Strahlung zu informieren. Wir werden überall hingehen und über Fukushima sprechen. Eine von uns spricht heute in New York. Wir versuchen alles, was uns einfällt. Bitte helft uns! Vergesst bitte nicht Fukushima!

Lasst mich noch darüber etwas sagen, wie wir leben. Wir müssen uns die Welt auf der anderen Seite der Steckdose vorstellen, in die wir lässig unsere Netzstecker stecken. Wir müssen darüber nachdenken, dass unser Komfort und Wohlstand auf Diskriminierung und Opfern basieren. Dort gibt es die Atomkraftwerke. Die Menschheit ist bloß eine Gattung auf der Erde. Gibt es irgendeine andere Art, die ihre Artgenossen ihrer Zukunft beraubt? Ich möchte als ein anständiges Lebewesen leben, das mit der Erde, diesem wunderbaren Planeten, harmoniert. Sorgsam und nachhaltig mit Energie umgehend, möchte ich nach einem kreativen, innerlich befriedigenden, schöpferischen Leben streben, auch wenn so ein Leben unspektakulär erscheint. Eine klare Antwort darauf, wie wir eine neue Welt schaffen können, die das Gegenteil einer Welt mit Atomenergie sein wird, weiß keiner genau. Was wir tun können, ist, selber nachzudenken – nicht den Vorschriften anderer zu folgen – , die Wahrheit zu erkennen und zu entscheiden, was man tun kann und es dann tun. Vergesst nicht, dass jeder fähig dazu ist!

Jeder hat den Mut, sich zu ändern. Findet euer Selbstvertrauen zurück, das euch geraubt wurde. Verbündet euch mit anderen. Wenn die Befürworter der Atomenergie eine senkrechte Wand sind, wollen wir uns grenzenlos waagerecht ausbreiten. Dass wir uns verbünden können, das ist unsere Stärke.

Ergreift behutsam die Hand eures Nachbarn, der neben euch steht. Seht euch gegenseitig an und hört den Klagen des Anderen zu. Vergebt Ärger und Tränen. Verbreitet die Wärme eurer Hände über alle in ganz Japan, über alle in aller Welt!

Wie schwer unsere Bürde und wie steinig der Weg auch ist, wir wollen uns gegenseitig unterstützen, ohne uns vom Leiden des Anderen abzuwenden. Lasst uns auf diese Weise unser Leben gegenseitig erleichtern und zuversichtlich vorangehen!

Heute erhielten wir die Übersetzung des Redebeitrags einer Japanerin, Ruiko Muto, die bei einer der größten Anti-Atom-Demonstrationen in Japan, bereits am 19. September 2011 eine bewegende Rede hielt.

Ins Deutsche übersetzt wurde sie von Michi Kitazawa-Engel, einer sehr engagierten Lüneburger Anti-Atom-Aktivistin und ist auf  www.lagatom.de veröffentlicht.