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Akualisierungen des Buches Hintergründe Laufzeitverlängerung

Führt der Atom-Ausstieg zu Stromimporten?

In der Summe: Nein!

In den Diskussionen um das AKW-Moratorium kommt häufig die Frage auf, ob nach Abschaltung der sieben ältesten deutschen Kernkraftwerke jetzt (Atom-)Strom aus dem Ausland importiert wird oder werden muss.

Die hier verlinkte, regelmäßig aktualisierte Grafik (von Thiemo Nagel) des deutschen Netto-Stromimports bzw. -exports soll helfen, etwas Objektivität in die Diskussion zu bringen. Unter „kumulativ“ ist die jeweilige Gesamt-Summe zu sehen und da wird spätestens klar, dass TROTZ Abschaltung von 8 AKWs insgesamt exportiert wurde, wenn auch weniger als in den Vorjahren!

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Akualisierungen des Buches Hintergründe Störfälle

Update Atomenergie und -politik, 25.12.2011

„Endlager“ I: Gorleben – Gasexplosion möglich

Explosives Erdgas lagert unter dem geplanten Atommüllendlager im Salzstock Gorleben. Tektonische Störungen im Gestein können dazu führen, dass das Gas nach oben entweicht. Nach der Analyse von Ulrich Kleemann (Link Studie), der bis April 2010 als Abteilungsleiter im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) für die Endlagerung zuständig war, ist diese Gefahr ernst zu nehmen, der Salzstock scheidet seines Erachtens damit endgültig aus.

Als Gründe wird genannt:

  • Im Endlagerbereich dürften keine aktiven Störungszonen vorliegen, da Bewegungen an solchen Zonen die Unversehrtheit der geologischen Barriere gefährdeten.
  • Ein Dokument aus den Archiven der DDR belegt, dass im Bereich Gorleben vermutlich erhebliche Mengen Erdgas im Salz lagern. Etwa 15 Kilometer in südwestlicher Verlängerung des Salzstocks befand sich in der Altmark bei Salzwedel die größte Erdgaslagerstätte der DDR.
  • Auch fehle über dem Salzstock eine schützende Tonschicht.

Einbezogen wurden auch vier von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR, die für die geologische Bewertung der Erkundung in Gorleben zuständige Behörde) in den Jahren 2007 bis 2011 veröffentlichten Berichte zu den Erkundungsergebnissen in Gorleben aus

Die BGR weist die Vorwürfe zurück. Es sei verwunderlich, dass Herr Kleemann während seiner Amtszeit als zuständiger Fachbereichsleiter des BfS nie die jetzt von ihm geäußerten Vorwürfe ausgesprochen habe.

(Text gekürzt, Quelle: Der Spiegel – 13.12.2011, Link)

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Kritik an Gorlebenpolitik der Grünen

Die BI Lüchow – Dannenberg bekräftigt die BI ihre Kritik an der Konsenslinie der Grünen, die nach der Zustimmung zum „Atomausstieg light“ der Bundesregierung auch in der Endlagerfrage sich mit einem Baustopp in Gorleben begnügen, statt den Weg für eine wirklich offene Atommülldebatte durch den Verzicht auf unhaltbare Standorte wie Gorleben frei zu machen. In einem Interview mit dem niedersächsischen Radiosender FFN hat Jürgen Trittin diese umstrittene Haltung der Grünen verteidigt. Ehmke: „Von einer Oppositionspartei erwarten wir mehr als einen Parteienkonsens, der die Forderungen der Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung ignoriert.“

(Quelle: Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow – Dannenberg e.V., 9.12.2011)

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„Endlager“ II: Franzosen arbeiten mit Hochdruck an Atommüll-Endlager

Bure in Lothringen soll das Endlager der radioaktiven Abfälle der 58 französischen Atomreaktoren werden. Begonnen wurden die Bohrarbeiten in Bure bereits 1994. Sechs Jahre später wurde in rund 500 Metern Tiefe ein „Forschungslabor“ eingerichtet – ein etwa 500 Meter langer, 4,5 Meter hoher und 3,5 Meter breiter Tunnel. Hier untersuchen Geologen, Chemiker und Physiker die Eignung der etwa 130 Meter dicke Lehmschicht für die Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen. Vor allem wurde geprüft, wie die Lehmschicht auf Hitze reagiert.

Im Lager bei Bure soll in einem Gebiet von rund 30 Quadratkilometern der Müll demnach über vier Schächte ein und einen fünf Kilometer langer, schräger Tunnel unter Tage gebracht werden. Das Spaltmaterial aus abgebrannten Kernbrennstäben wird in Glaskokillen eingeschweißt und anschließend in 40 Meter langen Metallrohren verpackt. Für die Lagerung dieser Rohre werden unterirdische Gänge gegraben – nach bisheriger Planung rund 200 Kilometer.

Nach bisheriger Planung könnte der erste Atommüll ab 2025 in Bure landen. Zuvor ist 2013 eine öffentliche Anhörung geplant. „Noch ist nichts entschieden“, allerdings sind in das „Forschungslabor“ mit seinen derzeit rund 320 Mitarbeitern schon „Millionen von Euro“ investiert worden. Außerdem sei Bure der einzige Standort in Frankreich, der untersucht werde. Die Kosten für das Endlager waren zunächst auf 15 Milliarden Euro kalkuliert,  mittlerweile könnten neue Sicherheitsnormen die Kosten in die Höhe treiben – auf bis zu 35 Milliarden Euro.

(Text gekürzt, Quelle; Wirtschaftsblatt 22.11.2011 | 07:28: Link)

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Schnelles Vergessen …

Direkt nach der Katastrophe in Japan stieg das Verbraucherinteresse an grünem Strom rasant an. Im April 2011 haben sich 80% der Verbraucher, die bei Verivox Unterlagen für einen Stromanbieterwechsel angefordert  haben, für einen Ökostromtarif interessiert. Dieser Anteil begann jedoch bereits im Mai wieder zu sinken und lag im November 2011 nur noch bei 45%. Damit ist der Anteil der Ökostromanfragen wieder auf das Niveau von November 2010 gesunken.

Neun Monate später hat sich die Situation in Japan  nicht wesentlich verbessert. Nach wie vor strömt radioaktiv belastetes Wasser ins Meer und rund 8 Prozent der Landfläche Japans – eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens – gelten als verstrahlt. In Deutschland  hingegen ist wieder Normalität eingekehrt. Sowohl die Großhandelspreise für Strom als auch das Interesse der Verbraucher an Ökostrom sind auf das Niveau vor der

Atomkatastrophe zurückgekehrt.

(Quelle: Verivox)
Zum Wechsel des Stromanbieters sein auf die „Fallstricke“ hingewiesen …

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IPPNW-Presseinformation vom 11.11.2011

Radioaktive Emissionsspitze zu Revisions-Beginn des Atomkraftwerks Gundremmingen

Das zwischen Ulm und Augsburg gelegene Atomkraftwerk Gundremmingen hat zu Beginn der Jahresrevision im September sehr viel mehr radioaktive Edelgase abgegeben als im vorherigen Leistungsbetrieb. Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW lag die Emissions-Konzentration des Atomkraftwerks vor der Revision in der Größenordnung von drei Kilo-Becquerel pro Kubikmeter (kBq/m3). Zu Beginn der Revision nahmen die Emissionen schlagartig in extremer Weise zu und erreichten am Spätnachmittag und Abend des 22. September eine Größenordnung von mehr als 700 kBq/m3 mit einem Maximalwert von 1.470 kBq/m3 um 17.30 Uhr. In den Folgetagen zwischen dem 23. und dem 29. September wurden mit durchschnittlich 106 kBq/m3 noch immer wesentlich mehr radioaktive Edelgase in die Umwelt abgegeben als im Leistungsbetrieb. Bei einer Revision mit Brennelementewechsel wird der Deckel des Reaktordruckgefäßes geöffnet. Dabei entweichen neben radioaktivem Kohlenstoff weitere Radionuklide, wie Tritium, Jod-131, Cäsium-137 und radioaktive Edelgase.

Bisher sind die Messwerte der radioaktiven Partikel und der radioaktiven Edelgase lediglich in über längere Zeit gemittelten (also rechnerisch nivellierten) Werten veröffentlicht worden. Jetzt liegen – auf Anfragen der IPPNW und der Grünen im Bayerischen Landtag – erstmals ungemittelte Werte zur wissenschaftlichen Auswertung vor. Analysen der IPPNW und des Nürnberger Wissenschaftlers Dr. Alfred Körblein zeigen, wie dramatisch die Emissionen zu Beginn der diesjährigen Revision in Gundremmingen angestiegen sind. „Im Maximum erreicht die Edelgaskonzentration das 500-fache des Normalwerts“, betont Körblein.

Die IPPNW warnt vor den wahrscheinlichen gesundheitlichen Folgen solcher Emissionsspitzen. „Besonders gefährdet sind ungeborene Kinder im Mutterleib. Schwangere Frauen nehmen in den Betriebsphasen mit geöffnetem Reaktordruckgefäß mit der Atmung mehr radioaktive Nuklide auf als sonst“, so Reinhold Thiel, Vorstandsmitglied der IPPNW. „Über die mütterliche Blutbahn und die Placenta gelangen dann die strahlenden Substanzen zum ungeborenen Kind.“ Bestimmte strahlensensible Gewebe des Embryos oder des Feten können in solchen Phasen laut Thiel geradezu radioaktiv „markiert“ werden („labelling“). Dazu gehören die embryonalen Stammzellen des blutbildenden Systems, was später zu Leukämie führen könne.

Dies erklärt plausibel die Ergebnisse der 2007 veröffentlichten Kinderkrebsstudie des Mainzer Kinderkrebsregisters“, so Thiel. Diese hatte bewiesen, dass Kleinkinder, die in der Nähe von Atomkraftwerken wohnen, ein höheres Erkrankungsrisiko für Krebs und Leukämie haben, als vergleichbare Kleinkinder, die weiter von Atomkraftwerken entfernt wohnen. „Für eine vernünftige wissenschaftliche Auswertung zum Schutz ungeborener Kinder, brauchen wir jetzt von allen Atomkraftwerken ungemittelte Halbstundenwerte aller radioaktiven Abgaben„, fordert Thiel. „Diese Werte wurden bisher von den Aufsichtsbehörden und den Atomkraftwerksbetreibern wie Betriebseigentum behandelt und trotz mehrfacher Nachfragen lediglich in gemittelter Form zur Verfügung gestellt.“

(Quelle: IPPNW)

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Rückbau des Kernkraftwerk Rheinsberg

Gleich nach der Wende abgeschaltet, wurden die ostdeutschen Kernkraftwerke – unfreiwillig – zu Vorreitern für den nun beschlossenen Atomausstieg. Gerade hat die Internationale Atomenergie-Agentur angeregt, die Rheinsberger Erfahrungen sogar weltweit zu nutzen. Schon jetzt viel länger und teurer als geplant, lässt der Abriss des kleinen Kernkraftwerkes 60 Kilometer nördlich von Berlin ahnen, was in den nächsten Jahrzehnten auf Deutschland zukommt.

Fernbedient und unter Wasser – ein Reaktor wird zerlegt
Der Aufbau des Meilers in den 1960er Jahren hat gerade mal sechs Jahre gedauert. Ein alter Film erzählt von der Euphorie des Anfangs. Nun wird schon seit 16 Jahren „rückgebaut“. 2001 kam das Gefährlichste weg, die Brennelemente in Castoren. Dann begann das mühsame Ausbauen des Reaktors. Nur mit selbst entwickelter Spezialtechnik und unter Wasser konnten die radioaktiven Teile zerlegt werden. Der 120 Tonnen schwere und 11 Meter lange Reaktordruckbehälter wurde, ein Novum, als Ganzes herausgezogen und ins Zwischenlager gebracht.

Wohin mit dem strahlenden Müll?
Meistens sind es blaue Container, die mit strahlender Fracht von Rheinsberg aus Richtung Ostsee rollen, ins Zwischenlager Nord bei Lubmin. Dort sollen die Teile abklingen, werden weiter zerlegt und dekontaminiert. Auch die Rheinsberger Brennelemente liegen in Lubmin. Wie lange, hängt davon ab, wann die umstrittene Endlager-Frage geklärt ist. Der Salzstock bei Gorleben? Jetzt will die Bundesregierung die Suche nach einem Friedhof für hochradioaktive Abfälle ganz neu beginnen. Vielleicht auch in Brandenburg?

(Quelle: „OZON unterwegs“-Sendung am 05. Dezember 2011, um 22.15 Uhr sowie am 06. Dezember 2011, um 08.35 Uhr)

Eine Anfrage der Grünen zum Thema finden Sie hier.

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Vattenfall verklagt Deutschland

Der Vattenfall-Konzern zieht gegen die Schließung seiner Kernkraftwerke in Deutschland vor Gericht. Noch vor Weihnachten wollte das Unternehmen die Bundesrepublik vor dem Washingtoner Schiedsgericht für Investitonsstreitigkeiten (ICSID) wegen des Atomausstiegs auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagen.

Vattenfall hat im Entschädigungspoker gute Karten. Als ausländischer Konzern kann sich das schwedische Unternehmen auf die Investitionschutzregeln des internationalen Energiecharta-Vertrages (ECT) berufen. … Der Energiecharta-Vertrag schützt ausländische Investoren in den Unterzeichnerländern vor Eingriffen in Eigentumsrechte. … Aus Sicht des Unternehmens hat die Bundesregierung mit ihren Beschlüssen zum Ausstieg aus der Kernkraft Vermögenswerte vernichtet. Im Vertrauen auf die Laufzeitverlängerung habe man in die beiden Meiler Krümmel und Brunsbüttel 700 Millionen Euro investiert. …

Vattenfall musste im Fall (des Kohlekraftwerkes) Moorburg nicht lange auf Entschädigung warten. Im August 2010 legten beide Seiten den Streit bei, ohne das Verfahren zu Ende zu bringen. Über die Höhe der Zahlung der Bundesrepublik an Vattenfall wurde Stillschweigen vereinbart. Insider sagen, Vattenfall könne das Ergebnis als „vollen Erfolg“ verbuchen.

In der Branche heißt es, Vattenfall strebe eine ähnliche Lösung auch im Fall der Kernkraftwerke an. Vattenfall hat das Vorgehen mit Eon abgestimmt. Am Reaktor Krümmel sind Eon und Vattenfall zu jeweils 50 Prozent beteiligt, in Brunsbüttel liegen 66,7 Prozent bei Vattenfall und 33,3 Prozent bei Eon. In beiden Fällen hat Vattenfall die Betriebsführerschaft inne. Unabhängig von dem Schiedsgerichtsverfahren strebt Vattenfall wegen des Atomausstiegs eine Verfassungsbeschwerde an. Auch RWE und Eon hatten angekündigt, sie wollten vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.

(Quelle: Handelsblatt)

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Verlagerung der AKW-Rückbaukosten auf den Steuerzahler?

Von der Investmentbank Lazard wurde ein streng vertraulicher Plan erarbeitet. Er sieht eine Atomstiftung vor, die es den Versorgern ermöglichen soll, bis zu 50 Milliarden Euro in erneuerbare Energien zu investieren.

Nach dem Vorschlag könnten die Konzerne ihre Meiler in eine staatliche Stiftung einbringen. Die Risiken, die sie an die Stiftung abgeben, liegen bei etwa 28 Milliarden Euro. Im Gegenzug müssten sie ihre gesamten Atomstrom-Einnahmen aus den verbleibenden Meilern bis 2022 bei der Stiftung abliefern. Die Summe beläuft sich auf circa 15 Milliarden Euro.

Die Differenz von 13 Milliarden Euro gleicht der Staat aus – im Gegenzug erhält er Schuldscheine der ehemaligen Atomkonzerne. Die Unternehmen können diese Forderungen nur gegen Investitionen in erneuerbare Energien ablösen.

Beispiel: Wenn ein Konzern beispielsweise zwei Milliarden Euro in einen Offshore-Windpark investiert, der sich eigentlich nur bei Kosten von 1,8 Milliarden Euro wirtschaftlich betreiben ließe, könnte das Unternehmen die Differenz von 200 Millionen verrechnen. So wird nicht die Gesamtinvestition erstattet, sondern nur der Teil, der nach heutigem Stand der Technik unwirtschaftlich ist. Im aktuellen Beispiel kann der Konzern Schuldscheine über 200 Millionen Euro ablösen.

… Die Konzerne kämpfen um ihre Kreditwürdigkeit. Eon wurde von der Ratingagentur Moody’s mit Blick auf den Atomausstieg abgestraft, die Einstufung von A2/Prime-1 auf A3/Prime-2 zurückgenommen. Damit liegt Eon nur noch knapp im A-Bereich. Hauptkonkurrent RWE war schon im Sommer entsprechend heruntergestuft worden. Mit einem Rating im „B“-Bereich wird für die Energiekonzerne nicht nur die Kapitalbeschaffung teurer. Handelspartner pochen schließlich auf eine gute Bonität, viele setzen ein „A“-Rating in den teuren Geschäften voraus.

… Nur wenige Führungskräfte aus der Energiebranche und Politiker sind eingeweiht. Nach Informationen des Handelsblatts arbeitet die Investmentbank Lazard aber schon seit Wochen auf eigene Initiative an einem entsprechenden Modell. Vertreter von Lazard wollten sich auf Anfrage nicht äußern. Als Vorbild für die Pläne dient die Ruhrkohle-Stiftung.
(Quelle: Handelsblatt, 06.10.2011, „Ein Geheimplan für die AKW-Betreiber“)

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Irritierende Strahlungswerte über Europa

Mitte November über an etlichen Stellen in Europa zwar geringe, aber deutlich überhöhte Strahlungswerte, offenkundig verursacht durch radioaktives Iod-131, gemessen. Das meldet die Internationale Atomenergiebehörde

IAEA. Neben Tschechien gab es auch Meldungen aus Österreich, Ungarn und Deutschland. Da das Iod eine sehr kurze Halbwertszeit von nur etwa 7 Tagen hat, muss es erst wenige Tage zuvor entstanden sein. Die teilweise vermutete Quelle „Fukushima“ schied damit schnell aus. Aufgrund der lokalen Verteilung der Messwerte wurde dann eine Quelle in Südosteuropa vermutet. Vermutet wurde, es könne sich dabei um entwichenes Material bei der Herstellung von medizinischen Produkten, z.B. Kontrastmittel, aus den südosteuropäischen Staaten handeln. Letztlich wurde eine Quelle in Ungarn vermutet.

(Quelle: u.a. SZ vom 11.11.2011: „Radioaktive Strahlung über Europa“)

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„Gnade“ für Atomschmuggler

Vor einem Schweizer Gericht läuft derzeit ein eigentümlicher „Deal“: Friedrich, Urs und Marco Tinner, angeklagt „das illegale Kernwaffenprogramm eines unbekannten Staates“ gefördert zu haben, werden wohl mit einer geringen Haftstrafe davon kommen. Belegbar sind offenkundig engste Kontakte zum Netzwerk Kadir Khans. „Aufgrund der Geständnisse der Beschuldigten findet in der Hauptverhandlung kein Beweisverfahren statt“. Damit bleibt auch die undurchsichtige Rolle des CIA im Dunkeln. Die Schweizer Regierung hatte im November 2007 angeordnet, die bei der Festnahme der Tinners beschlagnahmten Beweise zu vernichten. Dummerweise wurden damit auch Beweise zugunsten der Angeklagten vernichtet, was jetzt auch zum milden Urteil führte.

Die lächerliche Begründung war, die Unterlagen hätten Baupläne für Sprengköpfe enthalten und die Schweiz sei aufgrund des Atomwaffensperrvertrages nicht berechtigt, solche Informationen zu besitzen! Allerdings hätten die USA damals „massiv Druck ausgeübt“, so die SZ. Mindestens ein Mitglied der Familie Tinner (Urs) habe zwischen 1999 und 2003 für den CIA gearbeitet und dabei Hinweise geliefert, die der CIA und dem MI6 im Herbst 2003 den Zugriff auf eine Lieferung mit Atomtechnik für Gaddafi in Italien ermöglichten. Folge war die Kehrtwendung des geläuterten Gaddafi und sein Ausstieg aus dem Streben nach der Bombe.

(Quelle: SZ, 15.12.2011: „Atomschmuggel bleibt im Dunkel“)

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Frankreichs Atommeiler sind nicht sicher genug

Stresstest sieht Mängel bei Notstromversorgung und bei der Kühlung der Anlagen

Frankreich muss alle seine 58 Atomkraftwerke aus Sicherheitsgründen nachrüsten. Das ist das Ergebnis des Stresstests, den das französische Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) nach der Atomkatastrophe in Fukushima übernommen hat. Die am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung hat an sämtlichen Meilern Mängel offengelegt. …

Die Behörde hat ihren 500-seitigen Bericht der Atomaufsicht ASN übergeben. Auf der Basis der Ergebnisse will diese bis Anfang 2012 Empfehlungen für die Regierung ausarbeiten.

Repussard plädierte für eine zusätzliche Sicherheitsstufe. Alle Reaktoren müssten mehr aushalten können, als man bei ihrem Bau angenommen habe. Das IRSN fordert einen Diesel-Generator für die Notstromversorgung, der auch einer Überschwemmung standhält. Zudem seien wichtige Rohre nicht erdbebensicher. Bemängelt werden auch zu geringe Wasservorräte, um im Notfall die Kühlung zu gewährleisten. Schon im Normalbetrieb fehlt vielen französischen Atomkraftwerken Kühlwasser. Nach Angaben des Geologischen Forschungsbüros in Frankreich liegen die Grundwasserspiegel im ganzen Land derzeit unter dem Durchschnitt. Ein besonderes Problem stellen nach dem Expertenbericht die ältesten Atomkraftwerke Frankreichs dar. An diesen Standorten wurden jeweils zwei Reaktoren errichtet. Beim Ausfall eines Meilers sollte die Infrastruktur des zweiten genutzt werden. Doch es wurde nie erwartet, dass beide gleichzeitig ausfallen könnten. …

(Quelle: Tagesspiegel)

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Bericht der saarländischen Landesregierung zum Stresstest im AKW Cattenom

In Folge des Unfalls in Fukushima hat sich die EU entschieden, einen Stresstest für alle Kernkraftwerke durchzuführen. Die Stresstests werden in nationaler Verantwortung durchgeführt und anschließend von einer internationalen Peer-Review-Gruppe begutachtet. Unabhängig davon hat der französische Premierminister Francois Fillon die französische Atomaufsichtsbehörde ASN am 23. März 2011 aufgefordert, die französischen Kernkraftwerke einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen.

Der Stresstest ist eine Untersuchung, die ergänzend zu den bereits bestehenden Sicherheits-Standards durchgeführt wird, d.h. es werden keine Prüfungen durchgeführt, die vorher schon Bestandteil von Aufsichts- und Genehmigungsverfahren waren. Ziel des Stresstests ist es, die Reaktionsmöglichkeiten des jeweiligen Kernkraftwerkes und seiner Betriebsmannschaft auf außergewöhnliche, auslegungsüberschreitende Ereignisse zu prüfen. Aus Sicht der EU-Kommission soll verhindert werden, dass ein ähnlicher Unfall wie in Japan auch in Europa passieren kann. Eine der wichtigsten Lehren dieser Katastrophe ist es aus Sicht der EU-Kommission, dass zwei Naturkatastrophen gleichzeitig eintreten und die Stromversorgung eines Kernkraftwerkes vollständig außer Betrieb setzen können.

Am 1. Juni 2011 hat die französische Aufsichtsbehörde ASN die Kernkraftwerksbetreiber aufgefordert, einen Bericht zu den Themenfeldern des Stresstestes bis zum 15. September abzuliefern. Das AKW Cattenom hat fristgemäß einen 390-seitigen Bericht der ASN übersandt. Der Bericht liegt uns vor und wurde von unserem Beobachter analysiert.

Bereits nach einer ersten Analyse des Betreiberberichtes des KKW Cattenom haben die Länder Luxemburg, Rheinland-Pfalz und Saarland mit Unterstützung des beauftragen Stresstest-Beobachters Dieter Majer eine vorläufige Liste mit Anmerkungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, erstellt. Es ging dabei u.a. um:
– Probleme mit Schaltwarte und Notsteuerstelle;
– Aspekte zur Erdbebensicherheit;
– Aspekte zur Kombination von Überschwemmungsereignissen.

Aus Sicht des Beobachters sind wichtige Mängel des EDF-Berichts, auf die er die französischen Behörden hingewiesen hat, nicht hinreichend in die Empfehlungen der französischen Expertengruppen eingeflossen. So wurden die Folgen bei einer Beschädigung des Containments, wie er z.B. durch einen Flugzeugabsturz erfolgen kann, nicht berücksichtigt. Auch die Robustheit der Kühlwasserversorgung bei Naturkatastrophen wurde nicht ausreichend gewürdigt. Außerdem sind die von dem Betreiber vorgeschlagenen Fristen für weitere Analysen und für die Behebung von erkannten Mängeln deutlich zu lang.

Ende April 2012 werden die nationalen Ergebnisberichte einem Peer-Review Verfahren durch die EU unterzogen werden. Im Juni 2012 sollen die endgültigen Ergebnisse auf europäischer Ebene veröffentlicht werden.

Bericht der Landesregierung zum Stresstest

Zwischenbericht Stresstest Cattenon

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Frankreichs AKWs sind sicher …?

Neun Mitgliedern von Greenpeace ist es gelungen, unbehelligt und ohne jede Gewaltanwendung das Gelände des Atomkraftwerks Nogent-sur-Seine, rund hundert Kilometer südöstlich von Paris, zu betreten und auf die Betonkuppel der Anlage zu klettern. Dort befestigten sie ein Spruchband mit der Aufschrift „Sichere Atomkraft existiert nicht“. Sie wurden erst zwei Stunden später von der Gendarmerie festgenommen. …

Die Behörden bestätigten, dass Aktivisten von Greenpeace versucht hätten, mindestens in drei andere Atomanlagen einzudringen: in den AKWs von Blayais (Gironde) und Chinon (unweit des Loire-Tals) und in das nukleare Versuchszentrum von Cadarache in der Provence. Dort hätten sie ebenfalls Spruchbänder entfaltet, um gegen die mangelnde Sicherheit der AKW zu protestieren. Das wurde später vom Energiekonzern Electricité de France (EDF) in einer Mitteilung bestätigt, in der präzisiert wird, die Eindringlinge seien „sofort entdeckt“ worden und hätten unter ständiger Beobachtung gestanden. Die Sicherheitsverantwortlichen hätten beschlossen, gegen sie „keine Gewalt anzuwenden“.

… Terror-oder Sabotageakte sind […] nach Ansicht von Greenpeace-Sprecherin Sophia Majnoni bisher aus den Schutzplänen ausgeklammert worden, damit die AKW offiziell als sicher deklariert werden können.

(Quelle: TAZ, 05.12.2011)

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EU-Kommissar Oettinger setzt auf Kernkraft-Ausbau

Die EU-Kommission will 40 neue Kraftwerke allein bis 2030. Der deutsche Kommissar Günther Oettinger treibt das Projekt voran. Ungeachtet des beschleunigten deutschen Atomausstiegs nach der Katastrophe von Fukushima will der deutsche EU-Energiekommissar Günther Oettinger an der Kernkraft festhalten und macht sich sogar für den Neubau von Atomkraftwerken stark. Im Entwurf für den „Energiefahrplan 2050“ der EU bezeichnet die Kommission die Atomkraft als „wichtigen Faktor“. Details sehen der Szenarien den Neubau von 40 Kernkraftwerken allein bis 2030 vor.

(Quelle: SZ, 09.12.2011, „Brüssel ignoriert deutsche Energiewende“)

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Belgien steigt ab 2015 aus …

Die zukünftige belgische Regierung einigt sich darauf, ein Gesetz aus dem Jahr 2003 zu bestätigen. Demnach sollen die sieben belgischen Atommeiler vom Netz gehen.

Belgien will von 2015 an aus der Atomkraft aussteigen. Darauf haben sich die Verhandlungspartner der künftigen Regierungskoalition geeinigt und damit ein lange in Frage gestelltes Gesetz aus dem Jahr 2003 bestätigt. Die sieben Atommeiler sollen nach und nach abgeschaltet werden. So sollen die ersten drei AKW 2015 vom Netz gehen, allerdings nur, wenn die Energieversorgung gesichert ist. Sonst bleiben sie länger im Betrieb.

Die neue Regierung soll noch die genauen Daten festlegen und in den kommenden Monaten einen Plan zur Energieversorgung des Landes ausarbeiten, erklärten die Verhandlungspartner.

Mit dieser Entscheidung bestätigen die sechs Parteien ein Gesetz, das bereits aus dem Jahr 2003 stammt. Damals hatte die belgische Regierung einen langsamen Atomausstieg für die Zeit zwischen 2015 und 2025 beschlossen, der später mit Verweis auf die Energieversorgung wieder in Frage gestellt worden war.

(Quelle: Morgenpost, 31. Oktober 2011)

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… Großbritannien nicht: E.on und RWE treiben AKW-Neubau voran

Mindestens fünf oder sechs neue Kernkraftwerke wollen E.on und RWE in Großbritannien bauen – doch es gibt Zweifel, ob sich das noch finanzieren lässt. RWE teilte mit, das gemeinsame Konsortium Horizon Nuclear Power habe umgerechnet rund 230 Millionen Euro für eine Fläche in Wales gezahlt, auf der mehrere Meiler errichtet werden sollen. Eine Investitionsentscheidung für den Bau der Anlagen ist allerdings weiter nicht absehbar.

… Gebäude sollen abgerissen werden und auch der Naturschutz nicht zu kurz kommen. Für einige Fledermäuse müssen neue Schlafplätze gefunden werden. Die beiden größten deutschen Energiekonzerne hatten angekündigt, bis 2025 fünf oder sechs Atomkraftwerke in Großbritannien zu bauen. In Wylfa sollen Meiler mit einer Leistung von 3,3 Gigawattt hochgezogen werden, der erste soll um das Jahr 2020 ans Netz gehen. Einen weiteren Standort haben sich die Konzerne Oldbury-on-Severn im Südwesten Englands gesichert.

Die Überlegungen stammen noch aus der Zeit vor dem beschleunigten Atomausstieg in Deutschland, als die Versorger wesentlich besser dastanden. Seitdem sind Zweifel an der Umsetzbarkeit der Pläne laut geworden, für die die Konzerne bis zu 17 Milliarden Euro investieren wollen.

… Die „Financial Times“ hatte berichtet, Horizon Nuclear Power verhandele über eine Finanzspritze von bis zu fünf Milliarden Euro. Im Gegenzug könnte der Partner mit 25% beteiligt werden. …

(Quelle: Spiegel Online, 28. Oktober 2011)

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Tschechische Regierung setzt auf Atom

Die rechtskonservative Regierung unter Petr Nečas will Tschechien zur Nuklearnation Nr. 1 in Europa machen, mit dem Bau zehn neuer Atomkraftwerke. Dabei hat weder die tschechische Regierung noch der Atomkonzern CEZ die Finanzkraft dafür.

Gleichzeitig bereitet die tschechische Regierung das Abwürgen des Ausbaus der  Erneuerbaren Energien vor. Das Fundament der Ausbaupläne für die Atomkraft ist die irrige Annahme, dass vor allem Deutschland nach dem Atomausstieg den angeblich billigen Atomstrom aus Tschechien einkaufen würde. Ich habe in meinem Besuchen in Prag immer wieder darauf hingewiesen, dass es dafür in Deutschland keine Bereitschaft und keine Notwendigkeit gibt. Allerdings hat in den tschechischen Medien eine Stellungnahme von Umweltpolitikern aus CDU und CSU aus Deutschland für Aufsehen gesorgt, wonach diese für einen weltweiten Atomausstieg plädieren und damit signalisieren, dass kein tschechischer Atomausbau gebraucht wird.

(Quelle [gekürzt]: Infobrief 23/11, MdB Hans-Josef-Fell, 23.09.2011)

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Weitere Hermes Garantien für AKWs

Deutschland beteiligt sich möglicherweise erneut am Export von Atomtechnik. Für das umstrittene Atomkraftwerk Angra III in Brasilien gibt es bereits eine Grundsatzzusage der Bundesregierung auf eine Exportkreditgarantie. Jetzt gibt es für weitere AKW-Projekte in Schwellenländern entsprechendes Interesse.

Wie das von Philipp Rösler (FDP) geführte Wirtschaftsministerium auf Anfrage der Grünen, die der taz vorliegt, mitteilte, handelt es sich dabei um geplante Neubauten in China und Indien. Für China liegt demnach ein Antrag im Umfang von 26,1 Millionen Euro für eine „Zulieferung zu einem Neubau eines Kernkraftwerks in Hainan“ vor.

Der französische Atomkonzern Areva, will in Jaitapur sieben Reaktoren mit jeweils 1.600 Megawatt Leistung errichten – in einem Gebiet, in dem es zwischen 1985 und 2005 92 Erdbeben gab. Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben nach Angaben von Urgewald eine Finanzierung des Projekts abgelehnt.

(Quelle: https://www.taz.de/!83898/)

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Australien exportiert bald Uran nach Indien

Australien wird demnächst Uran auch nach Indien exportieren. Grundlage dafür ist eine Entscheidung der regierenden Labor-Partei von Ministerpräsidentin Julia Gillard. Auf einem Parteitag revidierten die Mitglieder die bisherige Haltung von Labor: Demnach durfte Uran aus Australien nicht in Länder geliefert werden, die, wie Indien, den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben. Der Export von Uran muss nicht vom Parlament abgesegnet werden.

Australien sitzt auf etwa 40 Prozent der weltweiten Uranvorkommen, aber nur ein Fünftel der weltweit gehandelten Menge des Rohstoffs stammt von dort. In Australien selbst gibt es keine Atomkraftwerke. Nach der Entscheidung von Labor müssen beide Länder nun aber noch entsprechende Verträge unterzeichnen. Daher kann es noch einige Jahre dauern, ehe Indien das erste Uran aus Australien bezieht. Das asiatische Land will pro Jahr rund 2.500 Tonnen des Metalls einführen, um den steigenden Energiebedarf zu decken. In den kommenden 20 Jahren sollen in Indien 30 neue Atomkraftwerke gebaut werden.

(Quelle: Deutschlandfunk, 4. Dezember 2011)

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Atomstrom für Jordaniens Durst

Neue Uranminen im Nahen Osten geplant.

Ab 2013 werde das Königreich im Nahen Osten Uran und ab 2019 Atomstrom produzieren, kündigte Energie- und Bergbau-Minister Khalid Toukan an. Der ausgewählte Standort des ersten jordanischen Reaktors liegt 40 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Amman bei Mafraq. Der Atomstrom soll vor allem den ständig steigenden Wasserbedarf Jordaniens lösen und Energie für ein gigantisches Meerwasserentsalzungsprojekt liefern.

Das Projekt, dessen Herzstück der Bau eines Kanals zwischen Rotem und Totem Meer ist, werde etwa 90% des geplanten 1.000 MW Reaktors verschlingen, um 800 Millionen Kubikmeter Trinkwasser zu liefern.

Mögliche Geldgeber und Konstrukteure sind der kanadische Konzern AECL, das russische Unternehmen Atomstroy Export sowie der japanische Konzern Mitsubishi und Frankreichs Atomenergiegigant AREVA. Der französische Atomkraft- und Uranbergbau-Konzern ist bereits an der ersten Uranmine Jordaniens beteiligt, die in den kommenden zwei Jahren Uran-Oxid (Yellow-Cake) exportieren will. Sie liegt etwa 50 Kilometer südlich von Amman und wird im Tagebergbau betrieben.

Jordaniens Atompläne stoßen allerdings nicht nur auf Wohlwollen bei der Bevölkerung. So demonstriert seit Wochen die Umweltvereinigung Irhamouna – eine Koalition von Aktivisten, Umweltschutzgruppen und Hilfsorganisationen – gegen den geplanten Reaktorbau in Mafraq und Amman.

(Quelle: 03.11.2011, Sonnenseite Franz Alt, nach: Norbert Suchanek 2011 – Journalist und Autor, Internet: www.norbertsuchanek.org)

 

Kommentar: Die Aufrüstung des Nahen Osten in Richtung weitere potentieller Atommächte läuft und ist wohl nur noch aufzuhalten, wenn es wirklich gelingt den saudischen Friedensplan für einen atomwaffenfreien Nahen Osten durchzusetzen. DAS scheint derzeit allerdings aufgrund der Unterstützung der Atommacht Israel durch Europa und USA fast unmöglich. Im Gegenzug werden nach (und wegen!!) Iran weitere Staaten den Besitz von Atomwaffen anstreben: Ägypten und Saudi-Arabien haben dies bereits mehr oder weniger offen angedroht. Die Planungen von Jordanien dürften zumindest im Hintergrund ähnliche Überlegungen beinhalten …

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Update: Nichts ist gut in Fukushima …

1. Japanische Augenzeugen:

In Deutschland waren in den letzten Wochen 3 Japaner unterwegs und haben live von den Zuständen in Japan/Fukushima berichtet: Eine Frau, die dort lebt und ihr Haus nicht mehr beziehen kann, welches sie vor ca. 1 Jahr gebaut hatte; ein Bürgermeister, Milchbauer, der über die Lügen und Machenschaften berichtete, die an Tschernobyl erinnern; und eine junge Frau aus Tokio, die mit dem BUND in Japan für eine Umweltorganisation „friends of the earth Japan“ arbeitet.

Bei den Bauern wurden, wie beim Bürgermeister von der Regierung schnell alle Kühe abgeholt und sie mussten die Milch weg schütten. Da sie nicht in der 20 km Zone, sondern rund 45 km außerhalb leben, gibt es keine Entschädigung – die steht nur den Menschen zu, die in dem Sperrgebiet leben. Viele Bauern haben sich bereits das Leben genommen, da sie kein Geld mehr verdienen können.

Die Kinder wurden kurz nach der Katastrophe noch feierlich eingeschult, sie hatten nur einfache Schutzmasken auf und die Schulen waren nicht dekontaminiert. Messgeräte gab es keine und die wollte auch keiner installieren oder Messwerte bekannt geben. Nach internationalem Standard waren diese Schulen Orte, die man nur mit einer Sondergenehmigung hätte besuchen dürfen, da die Strahlung so unfassbar hoch war. Noch heute leben 300.000 Kinder und die verbliebenen schwangeren Frauen in bis zu 20 km um Fukushima. Die Menschen, die evakuiert wurden, leben jetzt direkt in der 30 km Zone. In dem Ort des Bürgermeisters, der in der atomaren Wolke der ersten Tage lag, ist Plutonium nachweisbar!

Die Lebensmittel aus der Region Fukushima werden weiterhin in Japan verkauft, ohne Kennzeichnung. Die Grenzen für die max. Strahlungen wurden überall einfach angehoben. D.h. alle, die die Ware nicht noch einmal prüfen und ablehnen, essen teilweise hoch verstrahlte Lebensmittel – unter den Augen der Regierung und der Überwachungsbehörden!

Noch heute werden die Strahlungsmesswerte vertuscht und gefälscht. ALLE Offiziellen wussten sehr genau, was passiert war und haben nur unter sich bei Krisensitzungen über die Katastrophe gesprochen, nie über Messwerte – davon berichtete der Bürgermeister. Wenn dann doch einer etwas von den hohen Messwerten erfahren hatte, durften dieser „Wissenden“ die Infos unter keinen Umständen an die Bürger weiterleiten. Weiteres ist in dem Bericht: „Nur Menschen, die unglücklich sind und zu wenig lachen, sind von Radioaktivität bedroht“ nachzulesen. (Quelle: heise.de)

 

Im Spätsommer hat die Regierung angeboten, dass Freiwillige den Orts des Bürgermeisters verlassen durften. Natürlich ohne jede Entschädigung. So sind nur sehr wenige aus der Region evakuiert worden. Übrigens gibt es auch eine interessante Idee, um die großen Mengen an Erde aus den dekontaminierten Gebieten los zu werden: Man verteilt sie einfach in ganz Japan … Viele Erdhügel aus Fukushima haben selbst neben Schulen für Erstklässler unter einer einfachen Folie gelegen.

Die Veranstaltung war am 25.11.2011 in Hameln unter dem Titel „Zeitzeugen aus Fukushima“.

(Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=P9IJspsUmJQ, nach einer Mail über den Verteiler: [AntiAtomPiraten])

 

 

2. Radioaktivität ins Meer?

Laut Medienberichten sind Anfang Dezember im havarierten Atomkraftwerk Fukushima etwa 45 Tonnen hoch radioaktiv kontaminiertes Wasser ausgelaufen. Ein Teil davon könnte ins Meer gelangt sein. Zudem hätten Fukushima-Arbeiter erstmals vom Moment der Katastrophe berichtet. Ein Arbeiter erzählte, wie er mit Kollegen in Schutzmontur in einen stark verstrahlten Bereich gegangen sei, junge Kollegen aber aufgrund der hohen Strahlung daran gehindert worden seien. Die Hitze sei so groß gewesen, dass seine Stiefel geschmolzen seien.

(Quelle: Tagesschau)

 

Aus Platzmangel soll aus dem AKW Fukushima-Daiichi im Frühjahr wieder verstrahltes Wasser ins Meer fließen. Experten laufen Sturm. Der japanische Energie-Konzern Tepco will im Frühjahr kontaminiertes Wasser aus seinem havarierten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer leiten. Begründet wird dies mit einem drohenden Mangel an Tankkapazitäten für verseuchtes Wasser in der Atomruine.

… Weil ständig Grundwasser in die Anlage fließe, müssten jeden Tag 200 bis 500 Tonnen Wasser aufgefangen und gelagert werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die vorhandenen Tanks hätten aber nur eine Kapazität von 160.000 Tonnen. Im März könnten sie voll sein. „Wir würden die Zahl der Tanks gerne erhöhen, aber es ist schwierig das unendlich weiter zu tun“, sagte Tepco-Sprecher Junichi Matsumoto.

Einen Tag später ruderte Tepco wieder zurück und sagte zu, kein verstrahltes Wasser ins Meer zu leiten.

(Quelle: SZ, 08.12.2011, „Tepco will verstrahltes Wasser in den Pazifik leiten“)

 

3. Reaktoren angeblich unter Kontrolle

Neun Monate nach der Atomkatastrophe in Japan hat die Regierung erklärt, das havarierte Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi befinde sich im Zustand einer Kaltabschaltung. Die havarierten Atomreaktoren von Fukushima-1 sind nach Angaben des japanischen Regierungschefs Yoshihiko Noda „im Zustand der Kaltabschaltung, so dass das Unglück nun unter Kontrolle ist“. DieTemperaturen im Inneren der Reaktoren lägen nun konstant unter 100 °C, erklärte er bei einem Treffen  mit der Atom-Taskforce des Landes. Damit, so die Hoffnung, träten nicht länger beträchtliche Mengen an Radioaktivität in die Umgebung aus. „Auch bei unvorhersehbaren Zwischenfällen kann die Strahlung am Rande der Anlage jetzt auf einem niedrigen Niveau gehalten werden„, sagte der Regierungschef.

… Einige Experten gehen davon aus, dass die Erklärung der Taskforce in erster Linie ein Versuch ist, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Zu diesem Zweck versuche sie, den Eindruck zu erwecken, man würde die Kühlung wie versprochen bis zum Ende des Jahres wiederherstellen. In der New York Times äußerte etwa Kazuhiko Kudo, Professor für Kerntechnik an der Universität von Kyushu, Zweifel daran, dass die Situation in Fukushima-1 tatsächlich unter Kontrolle ist.

… Dass es in den geschmolzenen Reaktorkernen nicht mehr zu Kettenreaktionen kommen könne, lasse sich erst sicher sagen, wenn man die Situation genau untersucht habe, kritisierte Kudo. Noch weiß man nicht einmal, wie es in den Reaktorblöcken tatsächlich aussieht – und das kann nach Angaben von Tepco noch für mehrere Jahre so bleiben.

Unter den Fachleuten herrscht darüber hinaus die Sorge, dass ein erneutes Erdbeben oder ein weiterer Tsunami das provisorische Kühlsystem wieder zerstören könnte. … Bis die Anlage tatsächlich vollständig stillgelegt ist, werden nach Angaben von Japans Atomenergiebehörde Nisa noch mindestens 30 Jahre vergehen.

(Quelle: SZ , 16.12.2011: „Reaktoren in Fukushima-1 sollen „unter Kontrolle“ sein“)

 

 

4. Neue Reisernte in Fukushima stark belastet

Aus Japan wurden erstmals seit der Atomkatastrophe in Fukushima Radiocäsium-Werte in Reis gemeldet, die über dem behördlich verfügten Grenzwert liegen. Regierungssprecher Osamu Fujimura kündigte daraufhin am 17. November 2011 Medienberichten zufolge an, ein Lieferverbot für Reis aus Onami in Fukushima zu prüfen. Er versicherte zugleich, dass der betroffene Reis nicht auf den Markt gelangt sei, weil die Tests vor der Auslieferung erfolgt seien. Demnach waren dabei 630 Becquerel Cäsium-Gesamtaktivität pro Kilogramm gemessen worden. Der vom Staat festgelegte Grenzwert beträgt dagegen 500 Becquerel pro Kilogramm. mehr

(Quelle: Strahlentelex, Nr.598-599, 25. Jahrgang, 1. Dezember 2011)

 

 

5. Stark erhöhte Strahlung in Tokyoter Stadtbezirken

Mitte November wurden auf einer internetgestützten Karte, die Radioaktivitätsmessungen an allen Orten Japans visualisiert, im Tokioter Bezirk Shinagawa sogar mehr als 19 Mikrosievert pro Stunde. Weil dieser Ort in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage liegt, ist diese jetzt als Verursacher in Verdacht. Am 3. November 2011 war in Shinagawa Müll aus der Präfektur Iwate angeliefert und bei einem Entsorgungsunternehmen mit der Zerkleinerung begonnen worden.

(Quelle: Strahlentelex, Nr.598-599, 25.Jahrgang, 1. Dezember 2011)

Eine aktuelle Karte von zur Strahlenbelastung in Japan finden Sie hier (https://japan.failedrobot.com/)

Weitere Informationen über das Internetprojekt Safecast (https://blog.safecast.org/)

 

In Tokio werden immer neue radioaktive Hotspots entdeckt, meist von besorgten Eltern, die auf eigene Faust messen. Angefangen hatte es im Kashiwa, einem Vorort, wo der Schulhof so verstrahlt ist, dass der Boden abgetragen werden muss. Im Tokioter Stadtteil Edogawa müsste nach den Tschernobyl-Grenzwerten ein Baseball-Platz zur Sperrzone erklärt werden. Die höchste Strahlung wurde an einer Kirche im Stadtteil Sugamo gemessen. … Die Behörden versuchen, die Bevölkerung zu beruhigen: Es bleibe ja niemand ein ganzes Jahr an einem isolierten Hotspot stehen.

Japan wird nun mit einer erhöhten Radioaktivität leben müssen. So lautet zugespitzt das Fazit einer Expertenkommission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Die Kommission stellte am Wochenende in Tokio einen provisorischen Bericht vor. Darin ermahnte sie Japans Behörden, nicht übervorsichtig zu sein. Bei der Sanierung der verstrahlten Region – geschätzt 8.000 Quadratkilometer – müssten sie abwägen: Lässt sich die Sanierung rechtfertigen im Hinblick auf die Gesamtaufgabe? Würden Wald oder unbewohnte Gebiete dekontaminiert, beanspruche das Ressourcen, trage aber kaum dazu bei, die Strahlenbelastung der Bevölkerung zu reduzieren.

Außerdem müsse Japan Alternativen zum Dekontaminieren erwägen. Dazu gehöre es, unbewohnte Gebiete abzusperren und sich selbst zu überlassen, verstrahlte Böden mit Kunststoff, Beton oder mehreren Materialien zu versiegeln, Ackerland tief umzupflügen oder Chemikalien einzusetzen.

Japans Umweltministerium hat errechnet, allein in der Präfektur Fukushima müssten 29 Millionen Kubikmeter Erde entfernt werden. Das sind zwei Millionen Lkw-Ladungen. Würde man rund um die Uhr jede Minute einen Lkw beladen, dann würde diese Dekontamination vier Jahre dauern. Und kein Mensch weiß, wohin mit der verstrahlten Erde.

Die IAEA rät Japan deshalb, geringfügig verstrahlte Erde als unbedenklich zu klassifizieren. Sie empfiehlt eine Jahresdosis von 20 Millisievert als Obergrenze; implizit auch für Kinder. Die Richtlinien sähen für den Fall eines Atomunfalls eine Bandbreite von 1 bis 20 Millisievert vor, so Varjoranta. Im April hatten andere IAEA-Experten 20 Millisievert pro Jahr als zu hoch für Kinder zurückgewiesen. …

Sechs Monate nach dem Atomunfall hat die Stadt nun versprochen, alle Spielplätze zu testen.

(Quelle: SZ, 18.10.2011: „Radioaktive Hotspots ängstigen Bewohner“)

 

 

6. Fukushima-Untersuchung: Brennstäbe sind geschmolzen

In Japan sind (Anfang Dezember) die Ergebnisse der Untersuchungen über den Zustand der Reaktoren im zerstörten Kernkraftwerk Fukushima 1 veröffentlicht worden. Wie der Betreiber Tokyo Electric Power mitteilte habe die Analyse ergeben, dass in den Reaktoren 1 bis 3 die Brennstäbe zum Großteil geschmolzen sind. Zusammen mit mehreren Instituten hatte Tepco anhand von Indikatoren wie Temperaturentwicklung, der Menge von Wasser zur Kühlung etc. ermittelt, in welchem Zustand sich die Reaktorkerne befinden. So sind im Reaktor 2 die Brennstäbe zu 57% und im Reaktor 3 zu 67% geschmolzen. Einige der geschmolzenen Brennelemente könnten zudem aus den Reaktorbehältern gefallen sein.

In Reaktor 1 ist das Ergebnis noch dramatischer, hier geht Tepco im schlimmsten Fall davon aus, dass alle Brennstäbe geschmolzen sind und in den Sicherheitsbehälter gefallen sind. Dieser wird am Boden durch eine Stahlplatte geschützt. Es sei durchaus möglich, dass die geschmolzenen Brennelemente diesen Schutz bereits bis zu einer Tiefe von 65 cm abgetragen haben. In dünneren, nicht betroffenen Schichten sei die Abdeckung gerade einmal 37 cm dick. Der Sicherheitsbehälter ist die letzte Hülle, welche den Reaktorkern abschirmt.

(Quelle: Internationales Wirtschaftsforum)

 

 

7. Erneute Strahlungsausbrüche

Dass die Kritikalität (Neutronenbilanz einer kerntechnischen Anlage als auch den kritischen Zustand eines Kernreaktors) schlummert, wissen die LeserInnen von https://fukushima.physikblog.eu/ schon lange. Bereits im Juni waren im Meerwasser „Spitzen“ von I-131 gemessen worden, die nur durch Rekritikalität (Wieder-Aufleben der Kritikalität) zu erklären sind. Zudem ist noch vor wenigen Tagen wieder Wasserstoff in dem Rohr zwischen Blöcken 1 und 2 „gefunden“ worden, woraufhin TEPCO Stickstoff eingeleitet hat; man weiß sich halt auch nicht anders zu helfen. Beruhigend ist nur, dass die Iodwerte nicht weiter hochgegangen sind. Daher ist von einer sehr begrenzten Kritikalität auszugehen. Wenn man jetzt Borsäure (stoppt freie Neutronen) einleitet, müsste das eigentlich reichen – vorausgesetzt, das Bor kommt dahin, wo es kritisch ist, denn das weiß man ja leider nicht. In Block 2 ist die „Suppe“ mindestens noch im Containment, vielleicht sogar noch im Reaktordruckbehälter. In den Blöcken 1 und 3 ist das nicht so sicher.
Jutta Paulus, Neustadt a.d.W.

 

 

8. Viel mehr Radioaktivität, als japanische Behörden eingestehen

Es dürfte von radioaktivem Xenon-133 mehr in die Umwelt ausgetreten sein als beim Reaktorunfall in Tschernobyl; die Menge an freigesetztem Cäsium-137 ist wahrscheinlich doppelt so hoch wie von den Behörden in Japan gemeldet. Das geht aus einer internationalen Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern des Norwegischen Instituts für Atmosphärenforschung hervor Die Wissenschaftler haben die Messdaten aus Stationen zur Überwachung von Atomtests ausgewertet und mit den Wetterdaten vom März 2011 verglichen. Demnach setzten die freiliegenden Brennstäbe im Abklingbecken von Block 4 große Mengen an Cäsium-137 frei – was die japanischen Behörden bis jetzt bestreiten. Diese Analyse zeigt ferner, das Tokio einer Katastrophe nur entging, weil die Cäsium-Wolke nicht über der Stadt abregnete. Außerdem trat radioaktives Xenon 133 schon aus den Reaktorblöcken aus, bevor der Tsunami das Atomkraftwerk erreichte – ein Hinweis darauf, dass schon das Erdbeben die Reaktoren schwer beschädigt hatte.

(Quelle: https://www.dradio.de/dlf/meldungen/forschak/1589973/ nach: Atmospheric Chemistry and Physics)

 

 

9. Rekordwerte bei Cäsium und Xenon

Bei der Atomkatastrophe in Japan ist mehr als doppelt soviel Cäsium-137 freigesetzt worden als bisher bekannt. Laut einer neuen internationale Studie habe die japanische Regierung die auf das Meer hinausgewehten Emissionen nicht genügend berücksichtigt. Aufgrund der meteorologischen Bedingungen gingen nur etwa 20 Prozent des Cäsiums über Japan nieder, während der Rest über dem Meer deponiert wurde.

Die Cäsium-137- Freisetzungen begannen früher und hörten später auf als in vielen bisherigen Studien angenommen. Die gesamte Emission beträgt etwa 36 Peta-Becquerel (= 36 * 1015 Bq). Das entspricht der zweitgrößten Freisetzung von Cäsium in der Geschichte der Menschheit, beziehungsweise etwa 40% der beim Unfall in Tschernobyl freigesetzten Menge.

Auch bezüglich des radioaktiven Edelgases Xenon-133 geht das Forscherteam von einer höheren Freisetzung aus als die bisherigen Schätzungen. Demnach seien 16.700 Peta-Becquerel  (= 16,7 * 1018 Bq) ausgetreten, das ist die größte zivile Freisetzung in der Geschichte der Menschheit, sie übersteigt die Emission von Tschernobyl um das zweieinhalbfache. Xenon-133 wird vom Körper weder aufgenommen noch gespeichert und ist daher von geringerer gesundheitlicher Auswirkung, aber das Erfassen der Freisetzung ist wichtig, um das Unfallszenario besser verstehen zu können.

(Quelle: SZ, 27.10.2011, „Emissionen nach Fukushima viel höher als erwartet“), weitere Infos: hier

 

 

10. Regierung will Tepco verstaatlichen

Die japanische Regierung plant die Übernahme von mehr als zwei Dritteln der Anteile des Energieunternehmens Tokyo Electric Power (Tepco). Das würde faktisch eine Verstaatlichung des Betreibers des Kernkraftwerkes Fukushima bedeuten. Die Zeitung Yomiuri berichtete am Mittwoch weiter, der Staat wolle eine Billion Yen (12,7 Milliarden Dollar) in das Unternehmen einbringen. (Anm. der Red.: Am 9.12. waren „nur“ eine Kapitalbeteiligung von 1000 Milliarden Yen (etwa 9,6 Milliarden Euro) gemeldet worden. Inflation?) Außerdem würden Banken gebeten, dieselbe Summe an Krediten zur Verfügung zu stellen. Das Blatt berief sich dabei auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Eine Tepco-Sprecherin sagte, der Bericht entspreche nicht den Tatsachen. Der japanischen Zeitung zufolge sollen die konkreten Verhandlungen im nächsten Jahr beginnen und bis März abgeschlossen sein. Tokyo Electric Power sieht sich mit hohen Entschädigungszahlungen und Kosten für die Dekontaminierung verstrahlter Gebiete konfrontiert.

(Quelle: SZ, 22.12.2011)

 

11. … und zahlen dürfen andere

Die 10 (oder 13) Milliarden Euro dienen einzig der Entschädigung jener Menschen, die ihre Habe, ihr Zuhause und ihre Arbeit verloren haben. Und der Firmen, Bauern und Fischer, die wegen Schäden erlitten oder ganz aufgeben mussten. Doch bei Entschädigungen geht es nur langsam voran. Die meisten Opfer haben noch kein Geld gesehen. Die Antragsformulare für die 76.000 betroffenen Haushalte wurden erst im September versandt. Sie umfassen 60 Seiten, das überfordert viele Leute. Und in Tepcos Beratungszentren muss man dafür lange Schlange stehen. Im Sommer versuchte Tepco, Obergrenzen für die Entschädigungen durchzusetzen und gewisse Schäden auszuschließen.

… Zahlen muss am Ende der Steuerzahler. Nach Angaben der Tageszeitung Mainichi werden bis März 2013 Entschädigungen in Höhe von 42 Milliarden Euro fällig. Tepco wird dazu wenig beitragen können. Die Firma hat am Freitag ihr Halbjahresergebnis bekannt gegeben und gewarnt, sie rechne mit einem Verlust von 576 Milliarden Yen fürs ganze Jahr, das sind 5,3 Milliarden Euro.

(Quelle: SZ, 04.11.2011, „Tepco lässt andere zahlen“)

 

 

12. Großdemo in Japaner gegen Atomkraft

Rund sechs Monate nach Beginn der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima haben am Montag etwa 60.000 Menschen in der Hauptstadt Tokio gegen Atomenergie protestiert. Bei einer der bisher größten Anti-Atom-Demonstrationen des Landes forderten die Teilnehmer einen Ausstieg aus der Kernenergie.

… Redner übten Kritik am neuen Regierungschef Yoshihiko Noda. Dieser will bei der anstehenden UN-Konferenz zur Atomsicherheit offenbar das Wiederanfahren von AKWs ankündigen und deren Sicherheit betonen. Laut eines Redeentwurfs, den die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitiert, wird Noda bei der UN-Konferenz am Donnerstag versichern, dass Japan die Sicherheit der AKWs auf die „höchste Stufe“ anheben werde.

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Ruiko Muto, Führungsmitglied einer Anti-Atom-Gruppierung in Fukushima … erhob den Vorwurf: „Die Menschen in Fukushima werden zum Gegenstand für Atomexperimente.“ Umfragen japanischer Medien zufolge befürworten inzwischen rund 70 Prozent der Bürger des Landes einen Ausstieg aus der Kernenergie.

(Quelle: SZ, 19.09.2011, „Tausende Japaner protestieren gegen Atomkraft“)

 

13. Japan wendet sich vom Schnellen Brüter ab

Japan gibt die umstrittene Technologie des Schnellen Brüters auf. Der Etat für Weiterentwicklung der riskanten Technologie wurde um 80 Prozent gesenkt. Dies geht aus der Budget-Eingabe des Wissenschaftsministeriums für 2012 hervor. Bisher stellte Tokio pro Jahr umgerechnet 97 Millionen Euro für die Weiterentwicklung des Versuchsreaktors Monju zur Verfügung. Das Ministerium hat diesen Betrag nun um 80 Prozent gekürzt. Vor der Entscheidung, Monju aufzugeben, scheut die Regierung freilich noch zurück. Sein Unterhalt kostet pro Jahr 190 Millionen …

(Quelle: SZ, 27.09.2011)

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Demonstration

Redebeitrag von Ruiko Muto bei Demonstration der 60.000 in Tokyo

Frau Ruiko MUTO ‘s Rede auf der Anti-Atom Demonstration mit 60.000 Teilnehmern

19. September 2011, Tokio, Japan , übersetzt von  Michi Kitazawa-Enge,

Hallo, ich komme aus Fukushima.

Ich kam zusammen mit Busladungen von Leuten aus Fukushima und Zufluchtsorten außerhalb Fukushima’s. Für viele ist es das erste Mal, dass sie an einer solchen Kundgebung oder Demonstration teilnehmen. Doch wir haben uns gegenseitig ermutigt, dass wir diejenigen sein müssen, die die Geschichte unserer bitteren Erfahrungen nach der Atomkatastrophe in Fukushima erzählen, dass wir unsere Stimme gegen die Atomkraft erheben müssen.

Doch zunächst möchte ich sagen:

Ich empfinde tiefen Respekt für jeden von euch, der in diesen anstrengenden Tagen nach dem 11. März alles versucht, um Menschenleben zu schützen. Ich möchte außerdem all jenen danken, die den Menschen aus Fukushima ihre Hände reichen und uns auf irgend eine Weise unterstützen. Vielen Dank! Und ich möchte die Kinder und die jungen Menschen um Entschuldigung bitten, denen wir die ungeheure Last dieser Katastrophe aufgebürdet haben. Als ein Mensch der Generation, die diese Realität hervorgebracht hat, bitte ich euch um Verzeihung.

Liebe Leute, Fukushima ist ein wunderschöner Ort. Im Osten ist Hamadori umarmt vom blauen Pazifik. Nakadori ist eine Früchte-Schatzkammer für Pfirsiche, Birnen, Äpfel. Die Aizu-Ebene, die den Inawashiro-See und  Berg  Bandai umschließt, strotzt vor goldenen, tief herabhängenden Reis-Ähren. Hinter der Aizu-Ebene erhebt sich hohes Gebirge. Die Berge sind grün, das Wasser ist klar – Das ist unsere Heimat.

Nach dem 11. März hat unsichtbare Strahlung diese Landschaft beregnet, und wir sind alle “Hibakusha” (Strahlenopfer) geworden. Im diesem großen Chaos haben wir viel erlebt:

Der Zwiespalt zwischen rasch ins Leben gerufenen “Sicherheits-Kampagnen“ und dem Misstrauen auf diese Kampagnen hat Menschen auseinander gerissen, die einst verbunden waren. Wie viele Menschen haben gelitten und geklagt, in ihrer Gemeinde, auf der Arbeit, in der Schule und zu Hause?! Ob wir wollten oder nicht, wir wurden jeden Tag dazu gezwungen, Entscheidungen zu treffen: Fliehen oder bleiben? Essen oder lieber nicht? Hängen wir unsere Wäsche draußen auf oder lieber drinnen? Lassen wir unser Kind eine Maske tragen oder nicht? Beackern wir unsere Felder oder nicht? Erheben wir unsere Stimmen oder halten wir den Mund? – Qualvolle Entscheidungen. Und was uns jetzt nach 6 Monaten klar ist:

  • Wahrheiten werden aufgedeckt
  • Der Staat schützt die Bevölkerung nicht
  • Die Katastrophe ist nicht zu Ende
  • Die Menschen in Fukushima werden als Versuchskaninchen eines nuklearen Experiments benutzt
  • Gewaltige Mengen radioaktiven Mülls werden übrig bleiben
  • Trotz riesiger Opfer herrscht der Einfluss der Befürworter der Atomenergie vor
  • Wir wurden sitzengelassen.

Wir seufzen tief vor Erschöpfung und gebrochenem Herzen. Trotzdem spricht es aus uns: “Verachtet uns doch nicht!”, “Nehmt uns nicht unser Leben!” Leise erheben sich die Menschen aus Fukushima aus Traurigkeit und Zorn:

  • Mütter, Väter und Großeltern, die ihre Kinder oder Enkelkinder schützen wollen,
  • Jugendliche, die ihre Zukunftsträume nicht aufgeben wollen,
  • Arbeiter, die jenen AKW-Arbeitern helfen wollen, die unter der hohen Strahlung versuchen, die Katastrophe einzudämmen,
  • Verzweifelte Bauern, die durch die Strahlung ihre Felder verloren haben,
  • Behinderte, die Diskriminierungen anderer verhindern wollen, die von radioaktiver Belastung betroffen sind,
  • und jeder Bürger

Alle ziehen den Staat und TEPCO zur Verantwortung und appellieren, “Atomkraft, Nein Danke!“. Wir sind die “Teufel“ des Nordostens, in denen still die Flammen des Zornes brennen.

Wir, die Menschen aus Fukushima, egal ob die Heimat verlassend oder in der Heimat bleibend, wollen Verbitterung, Verantwortung und Hoffnung miteinander teilen und uns weiterhin gegenseitig unterstützen. Bitte schließt euch uns an und achtet auf unsere verschiedenen Aktionen!: Verhandlungen mit Regierungen, Gerichtsverfahren um Evakuierungen, Umsiedlungen, Kuren, Dekontamination, Messungen, Veranstaltungen, um sich über Atomenergie und Strahlung zu informieren. Wir werden überall hingehen und über Fukushima sprechen. Eine von uns spricht heute in New York. Wir versuchen alles, was uns einfällt. Bitte helft uns! Vergesst bitte nicht Fukushima!

Lasst mich noch darüber etwas sagen, wie wir leben. Wir müssen uns die Welt auf der anderen Seite der Steckdose vorstellen, in die wir lässig unsere Netzstecker stecken. Wir müssen darüber nachdenken, dass unser Komfort und Wohlstand auf Diskriminierung und Opfern basieren. Dort gibt es die Atomkraftwerke. Die Menschheit ist bloß eine Gattung auf der Erde. Gibt es irgendeine andere Art, die ihre Artgenossen ihrer Zukunft beraubt? Ich möchte als ein anständiges Lebewesen leben, das mit der Erde, diesem wunderbaren Planeten, harmoniert. Sorgsam und nachhaltig mit Energie umgehend, möchte ich nach einem kreativen, innerlich befriedigenden, schöpferischen Leben streben, auch wenn so ein Leben unspektakulär erscheint. Eine klare Antwort darauf, wie wir eine neue Welt schaffen können, die das Gegenteil einer Welt mit Atomenergie sein wird, weiß keiner genau. Was wir tun können, ist, selber nachzudenken – nicht den Vorschriften anderer zu folgen – , die Wahrheit zu erkennen und zu entscheiden, was man tun kann und es dann tun. Vergesst nicht, dass jeder fähig dazu ist!

Jeder hat den Mut, sich zu ändern. Findet euer Selbstvertrauen zurück, das euch geraubt wurde. Verbündet euch mit anderen. Wenn die Befürworter der Atomenergie eine senkrechte Wand sind, wollen wir uns grenzenlos waagerecht ausbreiten. Dass wir uns verbünden können, das ist unsere Stärke.

Ergreift behutsam die Hand eures Nachbarn, der neben euch steht. Seht euch gegenseitig an und hört den Klagen des Anderen zu. Vergebt Ärger und Tränen. Verbreitet die Wärme eurer Hände über alle in ganz Japan, über alle in aller Welt!

Wie schwer unsere Bürde und wie steinig der Weg auch ist, wir wollen uns gegenseitig unterstützen, ohne uns vom Leiden des Anderen abzuwenden. Lasst uns auf diese Weise unser Leben gegenseitig erleichtern und zuversichtlich vorangehen!

Heute erhielten wir die Übersetzung des Redebeitrags einer Japanerin, Ruiko Muto, die bei einer der größten Anti-Atom-Demonstrationen in Japan, bereits am 19. September 2011 eine bewegende Rede hielt.

Ins Deutsche übersetzt wurde sie von Michi Kitazawa-Engel, einer sehr engagierten Lüneburger Anti-Atom-Aktivistin und ist auf  www.lagatom.de veröffentlicht.

 

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Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Schreibt Herrn Oettinger

40 neue AKWs in Europa???

Findet ihr nicht so doll?

Dann sagt dem lieben Hr. (Commissioner Energy) Oettinger direkt, jetzt gleich und unverblümt die Meinung! Hier, ganz einfach und schnell: https://t.co/W5BrA4ow

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Hintergründe

Infos/Karte zur Frankreichs Atomindustrie

Auf der Internetseite von sortir du nucleaire gibt es Karten zu den Atomanlagen in Frankreich.
https://www.sortirdunucleaire.org/carte/carte-francenuc-A4.jpg
https://www.sortirdunucleaire.org/carte/
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Laufzeitverlängerung Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

NRW: Einspruch gegen niederl. AKW

Vorspann: Auf Contratom steht eine Mustereinwendung!!!

Webseite der niederländischen Atomkraftgegner: https://www.borssele2nee.nl/

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NRW-Bürgerinnen und Bürger können zu den Planungen eines neuen Kernkraftwerks in den Niederlanden Stellung nehmen

Im niederländischen Borssele soll ein neues Kernkraftwerk (KKW) gebaut werden. Um den genauen Standort festzulegen, wird im Vorfeld eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. Im Rahmen dieser Prüfung wird ein Grundlagenpapier ausgelegt, zu dem auch jeder Bürger und jede Bürgerin in Nordrhein-Westfalen bis zum 12. Januar 2012 Stellung nehmen kann.

Das Grundlagenpapier für dieses Projekt kann hier geladen werden:

Die Bekanntmachung des Projektes in deutscher Sprache lesen Sie Interner Link hier (PDF, 1,22 MB) .

Darüber hinaus können die englischsprachigen Planunterlagen während der Auslegung zu den regulären Dienstzeiten (auf Papier) in der Externer Link - öffnet in neuem Fenster Bibliothek des NRW-Umweltministeriums sowie bei den Bezirksregierungen Köln, Münster und Düsseldorf eingesehen werden.

Jedermann kann mündlich oder schriftlich Stellungnahmen zum Grundlagenpapier abgeben bzw. Einwendungen dagegen erheben. Bis einschließlich Donnerstag, den 12. Januar 2012, kann beschrieben werden, was auf welchem Detailniveau untersucht werden sollte, um eine adäquate Beschlussfassung zu erwirken. An dieser Stelle ist zu betonen, dass das betreffende Grundlagenpapier ausschließlich auf die Untersuchung eingeht, die zur Begründung der Standortwahl durch die staatliche Verwaltung durchzuführen ist. Stellungnahmen bzw. Einwendungen, die in einer früheren Phase im Zuge der Auslegung der Grundlagenpapiere der Delta BV bzw. der ERH zur Realisierung eines KKW erhoben worden sind, müssen nicht erneut vorgebracht werden.

Schriftliche Stellungnahmen bzw. Einwendungen sind an folgende Adresse zu schicken:

Bureau Energieprojecten
Inspraakpunt Tweede kerncentrale Borssele
Postbus 223
NL – 2250 AE Voorschoten

Mündliche Stellungnahmen können unter folgender Nummer des niederländischen Bureau Energieprojecten abgeben werden:
Tel.: +31 (0)70 379 89 79.
Per E-Mail vorgebrachte Stellungnahmen bzw. Einwendungen werden in diesem Verfahren nicht berücksichtigt.

Hintergrundinformationen:

In die Niederlande gibt es zwei potenzielle Vorhabensträger, die beide einen Antrag auf den Bau eines neuen Kernkraftwerk (KKW) gestellt haben: Delta Energy BV (Delta) und Energy Resources Holding BV (ERH). Beide Vorhaben beziehen sich auf den langfristig gesicherten KKW-Standort Borssele. Beide Vorhaben fallen unter die staatliche Koordinationsregelung, da die beabsichtigte Leistungskapazität der Vorhaben über 500 MW beträgt. Auf die Beschlussfassung im Rahmen dieses Vorhabens findet die staatliche Koordinationsregelung Anwendung. Diese Regelung sieht unter anderem vor, dass der Vorhabensstandort für ein zweites Kernkraftwerk in einem so genannten (staatlichen) Eingliederungsplan festgelegt wird. Der betreffende Eingliederungsplan wird vom niederländischen Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Innovation (EL&I) und der niederländischen Ministerin für Infrastruktur und Umwelt (IenM) festgestellt. Zur Vorbereitung der Standortwahl ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchzuführen. Die UVP ermittelt, beschreibt und bewertet die (möglichen) umweltbezogenen Auswirkungen des Vorhabens auf die Umweltqualität (Menschen), Gesundheit, Landschaft, Natur, Boden und Wasser. Ziel der UVP ist es, die möglichen Auswirkungen des Vorhabens im Zuge der Beschlussfassung rundum die Planfeststellung in angemessener Weise zu berücksichtigen. Auf diese UVP findet das so genannte umfassende Verfahren Anwendung.

Mit der vorliegenden öffentlichen Bekanntmachung informiert die zuständige Behörde über die Absicht, einen UVP-pflichtigen Eingliederungsplan zu beschließen. Dazu wird ein Grundlagenpapier zur Einsichtnahme ausgelegt, in dem beschrieben wird, auf welche Weise die UVP zur Begründung der Standortwahl durchgeführt werden soll. Im Rahmen einer früheren öffentlichen Auslegung konnten die Grundlagenpapiere der Vorhabensträger Delta bzw. ERH bereits eingesehen werden.

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Laufzeitverlängerung Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Antwort auf den GRÜNEN Aufruf: Gegen Polnische AKW-Neubauten

vorab:
Links zu den Hintergründen sind hier (Klimaretter) und hier (Focus) und hier (Klimainstitut München)
und von letzteren eine weitere Unterschrifts-Aktion

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Liebe Claudia
Ich verstehe Dein/Euer Anliegen und unterstütze es aus vollem Herzen. Zu frustrierend ist es schließlich, zu sehen zu müssen, wie ein Nachbarland in eine Technik einsteigt, die wir Deutschen gerade mühsam als „falsch“ und nicht verantwortbar“ identifiziert haben. Zudem sind AKWs wohl in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze geplant, bei einer Kernschmelze oder einer ähnliche Katastrophe wäre z.B. Berlin unbewohnbar und müsste evakuiert werden. Auch stellt sich den Polen – wie den Deutschen – die Frage nach dem „End“-Lager: wohin mit dem gefährlichen Müll für die nächsten 250.000 Jahre? Und sie ist, wie in Deutschland auch in Polen nicht beantwortet, ja, ich sage sogar weitergehend, sie ist nicht BEANTWORTBAR!
Soweit sogut .. sind wir einer Meinung.

Allerdings ist mir nicht nachvollziehbar, wieso sich Menschen, die gerade vor wenigen Monaten den Weiterbetrieb DEUTSCHER AKWs bis zum Jahr 2022 wie von Merkel vorgeschlagen mitgetragen haben, jetzt so vehement GEGEN  den AKW-Neubau einsetzen und DABEI den folgenden eklatanten Widerspruch nicht erkennen: Sind die 11 weiteren Jahre Laufzeiten für alte deutsche AKWs ungefährlicher als die drohenden Laufzeiten neuer polnischer AKWs? Ist ein Alt-Siedewasserreaktor (vergleichbar den Typen in Fukushima) in Gundremmingen mit Laufzeiten bis 2021 ungefährlicher als ein Druckwasserreaktor modernster Bauart in Polen? Wurden die Polen gefragt, als die (west-)deutschen AKWs gebaut wurden? Hatten die polnischen BürgerInnen damals ein Widerspruchsrecht?

Liebe Claudia, lass uns „das Fass schnellstmöglicher Ausstieg“ – und da steht immer noch der durchgerechnete und von Jürgen seinerzeit vehement vertretene und begründete Länderratsbeschluss „2017“ vom März 2001, wenige Tage nach Fukushima – innerhalb der Grünen neu aufmachen und gemeinsam überlegen, wie wir im Fall einer Regierungsbeteiligung ab 2013 z.B. aufgrund unserer beschlossenen Sicherheitskriterien deutlich schneller aussteigen können. Dann können wir uns auch glaubwürdig gegen die polnische AKW-Initiative stellen und dagegen argumentieren. Vorher bleibt das Gegenargument, dass wir etwas fordern, wozu wir bei uns selbst – aus welchen pragmatischen Gründen auch immer – nicht willens sind. Bösartige Gegner könnten uns eine Blindheit „auf dem einen, eignen Auge“ oder gar eine gewisse Unehrlichkeit unterstellen … Und mit diesen Gegenargumenten können wir nur verlieren.

Lieben Gruß
Karl-W.

Am 02.12.2011 11:50, schrieb Claudia Roth:

Lieber Karl-W.,

wir bitten Dich, die polnische Zivilgesellschaft beim Kampf gegen Atomkraft zu unterstützen. Erstmalig plant die Regierung in Warschau den Bau von Atomkraftwerken und sucht bereits nach Standorten. 2020 soll der erste polnische Reaktor ans Netz gehen.
Uns als Nachbarn kann es aber nicht egal sein, was in Polen passiert. Wir wollen die polnische Zivilgesellschaft dabei unterstützen, ihrer Regierung klar zu machen, dass es für Atomkraftwerke prinzipiell keinen passenden Standort gibt!
Ein von grünen Landtagsfraktionen in Auftrag gegebenes Gutachten weist nach, dass die polnische Regierung in ihrem Planungsverfahren gegen EU-Recht verstößt. Wir werden deshalb in Warschau und Brüssel dagegen Beschwerden einreichen.
Bitte unterstütze diese Bemühungen und den Protest der polnischen Zivilgesellschaft gegen neue Atomkraftwerke und schreibe eine Protestmail oder ein Fax an die polnische Regierung. Mit Dir gemeinsam möchten wir ein Zeichen gegen den Bau von Atomkraftwerken in unserem Nachbarland Polen setzen.

Auf Meine Kampagne stellen wir Dir eine Vorlage für einen Protestbrief zur Verfügung, den Du ganz schnell mit ein paar Klicks an die polnische Regierung versenden kannst. Außerdem findest Du hier weitere Informationen und das ausführliche Gutachten.

Herzlichen Dank für Deine Unterstützung und grüne Grüße
Dein/e

 

Claudia Roth
Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen

Annalena Baerbock
Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Brandenburg

Benjamin Raschke
Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Brandenburg

 

 

 

POLENS EINSTIEG IN DIE ATOMKRAFT STOPPEN!

Polen bereitet den Einstieg in die Atomkraft vor. Dies hat das polnische Parlament bereits beschlossen. Zwei Atomkraftwerke sind in Planung. Unterstütze die polnische Zivilgesellschaft bei ihrem Engagement gegen den Bau von Atomkraftwerken und für eine Energiewende in Polen. Schreibe jetzt einen Protestbrief an die polnische Wirtschaftsministerin! Zur (grünen) Aktion!