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Update 23.03.2011, 23:00

Update 23.03.2011, 23:00
Plutonium tritt vermutlich aus!

(Tagesthemen 23:00 Uhr) Der Brand am Reaktor 3 setzt offenbar auch Plutonium frei. Die Trinkwasserbelastung mit Iod und Cäsium in Tokio hat deutlich zugenommen. Angeblich sei das Wasser „nur“ für Säuglinge gefährlich.

 

Die Lage in Fukushima I

zeigt sich am Mittwoch, 23.3.2011, 21:00 Uhr wie folgt[1]:

Die Tabelle finden Sie hier

Tabelle wird bei Änderungen fortgeschrieben, die Informationen findet man
unter https://www.jaif.or.jp/english/.

Bewertung: Langsam wird zugegeben, wie schlimm es wirklich ist … Alle drei Reaktordruckbehälter (= Containments) sind beschädigt, es gibt keinerlei Information über sie bzgl. Wasserstand (vermutlich Null) und Druck (vermutlich hoch, immer noch steigend). Kernschmelzen laufen vermutlich in allen drei Reaktoren. Gelingt es nicht, die Reaktoren unter Kontrolle zu bekommen (m.E. besteht dazu keine Chance), so tritt in absehbarer Zeit (in den nächsten Tagen) eine Schmelze oder eine Explosion der Stahl-Druckbehälter ein. In beiden Fällen wird dann eine wesentlich größere Menge Radioaktivität freigesetzt werden, wobei eine Explosion verhängnisvoller wäre.


Vermutlich alle vier Abklingbecken sind beschädigt, in dem Block 4 hat es eine Wasserstoffexplosion gegeben. Dies legt nahe, dass auch hier eine zumindest teilweise Kernschmelze eingetreten ist. Die Kühlungen erfolgen nur durch Besprühen von außen.

Hohe Radioaktivität am AKW

Die selbe Quelle (https://www.jaif.or.jp/english/.) meldet Radioaktivitäts-Messwerte. Messwerte von 2 Millisievert pro Stunde am Atomkraftwerk sind mit Sicherheit nicht übertrieben.

Es handelt sich um Auskünfte des „Japan Atomic Industrial Forums“. Viele Zeitungen beziehen sich darauf, genauso wie das BMU. Spon meldete am 15.3. morgens 400 mSv/h in Fukushima I  (Zeitpunkt der Explosion und des Brandes an Block 4) und am 23. März 2011, 500 mSv Fukushima-Daiichi, an Reaktor 2 Kyodo News (zitiert nach: DER SPIEGEL)[3]

Das Japanische Gesundheitsministerium setzte die zulässige Gesamt-Äquivalentdosis für die im Kernkraftwerk tätigen Arbeiter von 100 auf 250 mSv/a herauf.[4] Bei zehn 12-Stunden-Schichten vor Ort treten erste Krankheitssymptome auf. Bei dieser Menge treten Veränderungen im Blutbild, eine Erkrankung an Leukämie droht.

Aus aktuellem Anlass soll nochmals auf den 16.03.2011 21:09 Uhr hingewiesen werden:

US-Regierung rät US-Bürgern im Umkreis von 80 KM um AKW Fukushima zur Evakuierung

Die US-Regierung rät US-Staatsbürgern, die sich im Umkreis von 80 Kilometern um das japanische Unglücks-Atomkraftwerk Fukushima befinden, das Gebiet zu verlassen. Zumindest sollten die Menschen in ihren Häusern bleiben. Die japanische Regierung hat dagegen zum Schutz vor radioaktiver Strahlung bisher nur Gebiete im Umkreis von 20 Kilometern evakuiert.[5]

Bewertung: Die Meldungen der letzten Tage zeigen, dass eine Evakuierung in dieser Zone sinnvoll wäre. Der einzige Grund, weshalb sie nicht durchgeführt liegt vermutlich in den wirtschaftlich verheerenden Folgen, es wäre ca. 1,9 Mio. Menschen – vermutlich dauerhaft oder zumindest für längere Zeit – zu evakuieren.

 

Zum Vergleich:

Die Anzahl der zu evakuierenden Personen bei einer schweren Störung im Kernkraftwerk Cattenom/Frankreich wie folgt:

Radius von 20 km:           9.386 Menschen in Deutschland,

Radius von 30 km:         58.881 Menschen in Deutschland,

Radius von 40 km:       173.182 Menschen in Deutschland,

Radius von 80 km:    1.363.169 Menschen in Deutschland.

(Dank an Stephanie Nabinger, LAG Ökologie Rheinland-Pfalz)


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Störfälle

AKW Isar-1 – Kühlwasserpegel sank – Reaktorschnellabschaltung

IPPNW-Presseinformation vom 23. März 2011

Reaktorschnellabschaltung im Atomkraftwerk Isar-1
Kühlwasserpegel in Reaktordruckbehälter sank

Dass die deutsche Atomindustrie ihre Anlagen noch nicht einmal beim Abschalten im Griff hat, demonstrierte E.On beim Herunterfahren des bayerischen Atomkraftwerks Isar-1. Am vergangenen Donnerstag (17. März) kam es offenbar gegen 16 Uhr beim Abschalten des Atommeilers zu einem Absinken des Kühlwasserpegels im Reaktordruckbehälter. Das löste ein Reaktorschutzsignal aus, infolge dessen kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung.
„Obwohl das Vorkommnis schon mehrere Tage zurückliegt, beschränkt sich E.On auf eine dürre Pressemitteilung. Die Ursache für den Füllstandsabfall im Kern wird bislang verschwiegen“, kritisiert Henrik Paulitz von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW. „Dabei hat die Öffentlichkeit einen Anspruch darauf, umgehend zu erfahren, warum Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland noch nicht einmal dazu in der Lage sind, ein Atomkraftwerk stillzulegen, ohne den Reaktorschutz auszulösen und ein Sicherheitssystem in Anspruch zu nehmen.“
Unabhängig davon, dass die Anlage auslegungsgemäß reagiert haben soll, ist dieses Vorkommnis für die IPPNW ein weiterer Beleg dafür, dass man diese Risikotechnologie nicht vollständig in den Griff bekommt. Isar-1 muss allein deswegen dauerhaft stillgelegt werden, weil sich das Brennelement-Lagerbecken außerhalb des Sicherheitsbehälters befindet.

Hintergrund:

Isar-1 gehört neben den Anlagen Philippsburg-1, Brunsbüttel und Krümmel zu den Siedewasserreaktoren der Baulinie 69. Die Kernnotkühlung im Hochdruckbereich besteht bei diesen Anlagen aus nur zwei einsträngigen Systemen. Bei Kühlmittelverluststörfällen (Leck-Störfällen) kann aufgrund der unterschiedlichen Förderleistung beider Systeme offenbar nur das eine der beiden Systeme den Reaktorkern ausreichend kühlen.
Der Reaktordruckbehälter dieser Atommeiler ist eine gefährliche Fehlkonstruktion. In Österreich wurde bei einem baugleichen Atomkraftwerk moniert, dass noch nicht einmal den Vorschriften der „Dampfkesselverordnung“ entsprochen wurde.(Anm.: Gemeint ist vermutlich das AKW Zwentendirf, das nach einer Volksabstimmung allerdings nie ans Netz gegangen ist.)

Ein „Schwachstellenbericht“ vom Oktober 2010 im Auftrag dreier österreichischer Landesregierungen vom Oktober 2010 bestätigt, dass an der kritischen Bodenschweißnaht des Reaktordruckbehälters Spannungen auftreten können, die mit 326 Newton/mm2 den genehmigten und zulässigen Wert von 177 N/mm2 weit überschreiten. Schon im Normalbetrieb können gefährliche Ermüdungsrisse entstehen, ohne dass dies durch Prüfungen vorhersehbar wäre.
Käme es in Isar-1, Philippsburg-1, Brunsbüttel oder Krümmel auf diese Weise zu einem Leck direkt am Reaktordruckbehälter, dann stünde die Kühlfähigkeit des Reaktorkerns grundsätzlich in Frage.
Eine Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) von 2006 kam zum Ergebnis, dass die Kernschmelzfestigkeit von Isar-1, Philippsburg-1 und Brunsbüttel katastrophal schlecht ist. In mehr als 50 Prozent der Kernschmelz-Fälle ist mit einer sehr großen und frühzeitigen Freisetzung von Radioaktivität zu rechnen, weil es bei einem Versagen des Reaktordruckbehälters auch zum Versagen des Stahl-Containments im Bereich der Steuerstabantriebe kommt. Die Folgen eines schweren Atomunfalls in Deutschland wären wegen der größeren Bevölkerungsdichte weitaus schlimmer als nach Tschernobyl.
Kontakt: Henrik Paulitz (Atomexperte), Tel. 0032-485-866 129

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Hintergründe

Weltweite Anti-Atomentwicklungen

In Deutschland ist die Atomdiskussion in Hinblick auf die Entwicklungen in Japan aktuell wie nie. Auch andere Länder ziehen ihre Schlüsse aus dem verheerenden Unglück in Asien. Hier ein Überblick:

China: Überraschend legte Peking die Genehmigungsverfahren für alle Atomprojekte auf Eis. 27 Reaktoren befinden sich derzeit im Bau, 50 weitere waren in Planung. Diese Kehrtwende ist umso erstaunlicher, da die chinesische Regierung im gerade verabschiedeten 5-Jahresplan den Neubau von Atomkraftwerken mit großem Propagandaaufwand verkündete.

EU: Die EU-Kommission will alle Atomkraftwerke in Europa einem Stresstest unterziehen und die Sicherheitsstandards neu überprüfen. Es soll unter anderem geprüft werden, ob die AKWs für Terrorangriffe und Stromausfälle gewappnet seien. In der EU gibt es insgesamt 143 Atomkraftwerke. Viele davon dürften einem ernst gemeinsten Stresstest nicht standhalten.

Frankreich: Das erste Mal in der Geschichte des Landes, gibt es große Demonstrationen gegen die nukleare Gefahr. Der größte Atomstromproduzent Europas hält bisher noch an der Pro-Atom-Linie fest, die Regierung in Paris will aber die Sicherheit aller AKWs überprüfen. Das geplante Vorzeigekraftwerk EPR in Flamanville verschlingt bereits jetzt schon zwei Milliarden Euro mehr als vorgesehen und wird voraussichtlich fünf Milliarden Euro kosten. Allerdings hält Präsident Sarkozy, der ja sogar Gadaffi Atomkraftwerke verkaufen wollte, an der Atomkraft fest.

Belgien: Auch Belgien zieht seine Konsequenzen aus Japan und wird die geplante Laufzeitverlängerung vermutlich revidieren. Knapp hinter der deutsch-belgischen Grenze steht in einer der erdbebenreichsten Regionen eines der ältesten AKWs in Europa: Tihange 1. Das ist nach Angaben von Experten bis zu einer Stärke von maximal 5,9 ausgelegt. Seismographen gehen davon aus, dass 6,5 bis 7,0 auf der Richterskala in der Region durchaus möglich sein.

Russland: Die Verunsicherung der Bevölkerung in Russland ist groß. Nachdem Putin zunächst die Atomkraft nicht in Frage stellen wollte, fordert er nun ein einmonatiges Moratorium zur Überprüfung der Sicherheitslage der Russischen AKWs.

USA: Trotz einer weiterhin großen Unterstützung der Atomkraft in den USA kommt der geplante starke Ausbau der Kernenergie kaum voran. Ähnlich wie in Frankreich werden die Stimmen der AKW-Gegner in den USA lauter.

Schweiz: Die Regierung in Bern hat in Hinblick auf die japanische Katastrophe sämtliche Pläne für den Bau von neuen AKWs auf Eis gelegt.

Südamerika: Auch Südamerika zeigt sich beunruhigt. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wird den geplanten Bau von Atomkraftwerken überprüfen und zeigt sich zutiefst beruhigt. Die Regierungen von Chile und Argentinien werden ebenfalls ihre Kraftwerkspläne überdenken. Venezuela legte ein in Kooperation mit Russland geplantes Projekt sofort auf Eis.

Insgesamt zeigt sich, dass die Auswirkungen nicht nur in Deutschland zu spüren sind. Bisher wurde im Ausland die „German Angst“ vor der Atomkraft oftmals belächelt, diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Nun ist die Frage, ob die neuen Denkrichtungen nur temporär als politisches Mittel eingesetzt werden, um die Bevölkerungen zu beruhigen, oder ob die internationalen Regierungen reale Konsequenzen aus der Katastrophe in Japan ziehen werden.

Quelle: Berlin, den 17.03.2011, Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion, Bündnis 90/ Die Grünen

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Hintergründe

Atompolitik in Japan

Hier finden Sie eine Zusammenfassung zur Atompolitik in Japan, erstellt von von Ryo Kato, Praktikant im Bundestagsbüro der atompolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen Sylvia Kotting-Uhl MdB, 24.02.2011. Ich danke Sylvia für die Zur-Verfügung-Stellung und natürlich Ryo für die guten Hintergründe …

 

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Hintergründe Störfälle

Korrektur zu Update 18.3.2011 MIT Hintergründen

Die vorliegenden Meldungen von immerhin TAZ, NTV, SpON müssen vermutlich korrigiert werden und damit auch die Schlussfolgerung:

TEPCO verurteilt Arbeiter zum Tod!

Ich hatte das damals bereits mit Skepsis gesehen und formuliert (s. die vorgeschaltete Zeile). Gemeint war vermutlich 100 mSv/a als Grenzwert, nicht 100 mSv/h. Allerdings dürfte die Werte dann wiederum unrealistisch und kaum einzuhalten sein … Meine Wertung bzgl. der Todesfolge war ausdrücklich auf den gemeldeten Wert (100 mSv/h!)  bezogen. (Anm. – Stand 23.3.2011: Mittlerweile ist der Grenzwert auf 250 mSv/a erhöht worden, s.a. hier)

Ursprüngliche Meldung

„Tepco erhöht Grenzwerte“

(TAZ, NTV, SpON) Der AKW-Betreiber Tepco erhöht den Grenzwert der Strahlenbelastung für die Arbeiter auf 100 Millisievert pro Stunde.

(Anm.: Wenn diese Meldung stimmt, ist der Skandal perfekt: Falls die Arbeiter in 12 Stunden-Schichten im Einsatz sind, haben sie nach 3 Tagen eine Strahlung von 3,6 Sievert aufgenommen und erkranken an der Strahlenkrankheit! Etwa 50 % von ihnen wird dann in den nächsten Tagen sterben. Beruflich exponierte Personen dürfen in Deutschland in Einzelfällen mit bis zu 50 Millisievert pro Jahr belastet werden.)

Einige Grenzwerte im Vergleich:

allgemeine Bevölkerung:
Europa:  1mSv/Jahr

beruflich strahlenexponierte Personen:
Europa:  20mSv/Jahr
USA:     50mSv/Jahr

Bei Maßnahmen zur Abwehr von Gefahren für Personen (§59 StrlSchV)
Deutschland:  einmal im Jahr  > 100mSv
Deutschland:  einmal im Leben > 250mSv
Japan:        150-250mSv (je nach Quelle)

Insofern bewegt sich Japan mit diesem Grenzwert innerhalb des üblichen Rahmens.  Wenn die Grenzwerte eingehalten werden, ist nicht davon auszugehen, dass japanische Arbeiter in den nächsten Tagen sterben werden.  Aus einer Einzeldosis von 200mSv ergibt sich allerdings ein Risiko von etwa 2% für eine tödliche Krebserkrankung in der Zukunft.

Anbei noch die Quellen zu den Grenzwerten für die Arbeiter:

SF (Schweizer Fernsehen):
„03:10 – Höhere Strahlengrenzwerte für Arbeiter
Ein grosses Problem ist der Schutz der Arbeiter an den havarierten Reaktoren vor der radioaktiven Strahlung. Tepco erhöhte die Obergrenze auf 150 Millisievert für bestimmte Noteinsätze. Die neue Vorgabe gelte «für einige Arbeiter im Ausseneinsatz, weil die aktuellen Probleme beispiellos sind und sofortige Massnahmen erfordern», zitierte NHK die Begründung des Energieversorgers Tepco. 150 Millisievert sind so viel, wie in Deutschland verteilt über die Spanne von 150 Jahren als gerade noch verträglich gelten würde.
NHK zufolge kündigte Tepco an, keinen Arbeiter erneut in den Einsatz zu schicken, falls er zuvor mehr als 100 Millisievert ausgesetzt worden war. Die 50 Arbeiter, die bisher in dem AKW verblieben waren, hatten Verstärkung bekommen: Am Freitag waren dort etwa 120 Männer eingesetzt.“
Quelle: https://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/03/19/International/Katastrophe-in-Japan/Japan-intensiviert-Kampf-gegen-drohenden-GAU

N-TV:
„+++ 17.21 Sechs Helfer bekommen hohe Strahlendosis ab +++
Bei den Rettungsarbeiten am Atomkraftwerk Fukushima bekommen sechs Arbeiter zu viel radioaktive Strahlung ab. Bei den Männern wurden mehr als 250 Millisievert gemessen, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Erst vor wenigen Stunden war der Grenzwert auf 150 Millisievert erhöht worden.“
Quelle: https://www.n-tv.de/Spezial/Japan-weitet-Evakuierungsradius-aus-article2810866.html

Hamburger Abendblatt
„14.42 Uhr: Die japanische Regierung hat die maximal zulässige Strahlenbelastung für Mitarbeiter in Atomanlagen mehr als verdoppelt. Das Ministerium für Arbeitsgesundheit begründete dies mit der Notwendigkeit, eine Verschlimmerung der Lage im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi zu verhindern. Die Erhöhung des Grenzwerts von 100 auf 250 Millisievert sei „unter den Umständen unvermeidbar“. Dennoch mussten wegen der hohen Strahlung in den nicht mehr ausreichend gekühlten Reaktoren in Fukushima-Daiichi die Arbeitskräfte zeitweise zurückgezogen werden.“
https://www.abendblatt.de/vermischtes/article1819934/AKW-Fukushima-Maximale-Grenzwerte-fuer-Mitarbeiter-erhoeht.html

Besten Dank an Thiemo Nagel, BAG Energie für die Rückmeldung

 

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Hintergründe Störfälle

Update 21.03.2011, 16:00 Uhr

Nachtrag zur „Radioaktivität“:

Die Trinkwasserbelastungen rühren offenbar daher, dass z.B. Tokio sein Trinkwasser aus Talsperren gewinnt, nicht au dem Grundwasser. Daher verkürzt sich die Zeit der Eintragung von radioaktiven Teilchen deutlich. Auch die Belastung von Spinat etc. scheint aktuell durch zunächst Regen oder Bewässerung verursacht zu sein.

 

Aktueller Stand:

zumindest je eine teilweise Kernschmelze in den Reaktoren 1 bis 3 und vermutete teilweise Kernschmelzen in den Abklingbecken der Reaktoren 1 bis 4. Drohende Explosion der Reaktorcontainments 1 bis 3 mit aktuell der größten Wahrscheinlichkeit in Reaktor 3 wegen der anderen physikalischen Bedingungen durch die MOX-Brennstäbe.

 

Sprache und Wahrheit: (Quelle: SZ vom 21.3.2011)

Im Artikel „Wechselnde Winde bedrohen Städte in Japan“ wird die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitiert: „Die Temperatur in allen Abklingbecken erreichte … am Sonntag Werte von unter 100 °C, womit eine Kernschmelze ausgeschlossen wäre.“ Lässt man die euphorische und falsche Schlussfolgerung mal außer Acht, so wird damit bestätigt, dass IN ALLEN SECHS Abklingbecken zuvor Temperaturen von ÜBER 100 °C geherrscht haben. Da m.W. die Becken  nicht unter Druck stehen, muss das Wasser somit verdampft sein! ALLE BECKEN waren also trocken, ungekühlt und somit dürfte in allen Becken zumindest eine anfängliche Schmelze mit den entsprechenden Folgen eingetreten sein (s. auch unten: Hintergrund, Kurzbeschreibung möglicher Abläufe).

 

Erklärung der neuerlichen Rauchentwicklung:

„In pulverisierter Form ist Uran pyrophor, d.h. es entzündet sich an Luft von selbst. Oberhalb von 700°C verbrennt das Metall zu verschiedenen Uranoxiden. In heißem Wasser und in verdünnter Salz- oder Salpetersäure löst es sich unter Wasserstoffentwicklung auf.“[1] In Kernbrennstäben wird sowohl Uran als auch Uranoxid verwendet[2], wobei letzteres wesentlich ungefährlicher ist. Eine zu klärende Frage ist, welches Verhältnis Uran zu Uranxoid in den Reaktoren in Fukushima eingesetzt wurde. Der MOX-Reaktor 3 hat vermutlich nochmals andere Zusammensetzungen bei seinen Brennstäben.

Wenn also die Hüllen der Brennstäbe beschädigt sind und die Metalle mit der Luft, Luftfeuchtigkeit oder Wasser in Kontakt kommt, fangen sie an zu brennen und erzeugen Wasserstoff. Dies scheint in den Abklingbecken mehrfach wieder passiert zu sein. In den Reaktoren laufen vermutlich die selben Prozesse. Die entscheidende Frage ist hier, wie dicht diese noch sind. Wobei eine intakte Dichtigkeit eher das größere Problem darstellt, da es dann in absehbarer Zeit (Stunden bis wenige Tage) entweder zu einer Wasserstoff-/Knallgas-Explosion oder einer Druckexplosion kommt, beides mit dem Ergebnis, dass die Reaktorcontainments zerstört werden. Da die Knallgasexplosion mehr Energie produziert, wäre sie die gefährlichere. Wenn die Japaner rational handeln, haben sie den Druck (und den Wasserstoff) dadurch entfernt, dass sie die Containments angebohrt haben – wie zuvor offenbar die Reaktorgehäuse.

Aber auch in diesem Fall ist wenig gewonnen, im Gegenteil, eine vollständige Kernschmelze in den Reaktorcontainments wäre damit nicht mehr zu verhindern. Folge wäre die völlige Zerstörung des Stahlgefäßes (Schmelzpunkt ca. 1.500 °C)

Eine nicht zu unterschätzende Gefahr besteht, falls in einem der Containments eine weitgehende Schmelze stattgefunden hat (und die sog. „Atomsuppe“ mit ca. 2.000 °C entstanden ist): Wird hierauf wieder Wasser gegeben, kommt es explosionsartig gleich zu zwei Reaktion: das Wasser verdampft sofort, der Wasserdampf reagiert in dem Containment, wenn dieses nicht schon zerstört ist, mit der Metallschmelze unter Wasserstoff-Freisetzung ebenfalls explosionsartig.

 

Süddeutsche am 21.03.2011 (= SZ): Interessanterweise ist heute die SZ-Printausgabe an einigen Stellen hilfreicher als das Internet … daher einige Zitate von dort:

 

Aus für Fukushima I

Unter „Fortschritt in Fukushima“ meldet die SZ, dass „die japanische Regierung angedeutet hat, dass die Anlage Fukushima I nie wieder Strom produzieren wird.“

 

Wind bedroht Festland

(„Angst vor verstrahlter Milch“) Nachdem der Wind seit Mitte vergangener Woche fast ständig Richtung Meer blies, wehte er am Sonntag auflandig. Für Montag und Dienstag wird mit wechselnden Winden gerechnet. Diese könnten weitere radioaktive Wolken über die Hauptinsel Honshu treiben.

Im gleichen Artikel wird gemeldet, dass sechs Arbeiter „nach Angaben des Betreibers Tepco mehr als 250 mSv abbekommen (haben)“. Dies widerspricht eklatant der gemeldeten Hochsetzung der Grenzwerte für Arbeiter in dem Bereich auf 100 mSv/h. Letzterer Wert erscheint allerdings realistischer.

 

Die aktuellen Tickermeldungen:

US-Behörde: Stahlbetonhüllen bei drei Fukushima-Reaktoren intakt

(ARD) 21.03.2011, 15:41 Uhr: Die Stahlbetonhüllen der Reaktoren 1, 2 und 3 in Fukushima sind nach Aussage der US-Atomsicherheitsbehörde NRC intakt. Der verantwortliche NRC-Direktor Bill Borchardt erklärte, zwar gebe es in den drei Anlagen Schäden an den Reaktorkernen, die sogenannten Containments seien aber nicht gebrochen. Die Situation stehe offenbar kurz vor der Stabilisierung. Die NRC steht in Tokio in engem Austausch mit der japanischen Regierung und Vertretern der Industrie.

Kommentar: Selbst wenn diese Meldung stimmt, ist damit wenig gewonnen, da die Kernschmelze in allen drei Containments läuft aufgrund des Ausfalls der Kühlung (s.o.).

 

Arbeiter müssen Schutzräume des AKW Fukushima aufsuchen

(Focus) 21.03.2011, 13.55 Uhr:Aus dem Reaktor 3 des AKW Fukushima steigt gräulicher Rauch aus. Die Arbeiter wurden abgezogen und mussten Schutzräume aufsuchen.

Beim weißen Qualm über Block 2 handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das meldet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Der Dampf komme vermutlich auch nicht aus dem Abklingbecken. Die genaue Ursache war weiter unklar. Zuvor war über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der mittlerweile aber wieder verschwunden ist.

 

(Focus) 21.03.2011, 11.37 Uhr: Kaum hat sich die Rauchwolke aus Block 3 verzogen, steigt nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo nun über dem havarierten Reaktor Nummer 2 Rauch auf. Dieser ist seit Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen. Ob die Wasserpumpen funktionieren, ist aber unklar.

(Focus) 21.03.2011, 11.08 Uhr: Die Strahlungsbelastung im direkten Umkreis von Reaktorblock 3 ist nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde nicht gestiegen. Zur Ursache des gräulichen Rauchs, der seit etwa drei Stunden aus Block 3 aufsteigt, machte die Behörde auf einer Pressekonferenz keine Angaben. Bisher sei es auch noch nicht gelungen, die Stromversorgung in Block 3 wiederherzustellen.

 

(Focus) 21.03.2011, 5.58 Uhr: Die Entsorgung der Reaktoren des havarierten AKW Fukushima 1 könnte nach Einschätzung eines Experten bis zu zehn Jahre dauern. Das berichtet die Zeitung „Asahi Shimbun“ in ihrem Facebook-Profil. Sie beruft sich auf einen Informanten des AKW-Betreibers Tepco. Wegen radioaktiver Strahlung sei es sehr wahrscheinlich, dass die beschädigten Brennelemente in den Reaktordruckbehältern der Blöcke 1, 2 und 3 nicht abmontiert werden könnten, sagte jener der Zeitung. Die Blöcke 5 und 6 hätten dagegen keinen großen Schaden davongetragen. Theoretisch könnten sie wieder in Betrieb genommen werden. „Mit Blick auf die Gefühle der Anwohner wäre es allerdings schwierig, den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Entsorgung aller sechs Reaktoren ist daher unvermeidlich“, wird der Mitarbeiter zitiert.

 

Die Kombination dieser beiden „Tagesschau-Ticker“-Meldungen spricht für sich …

Lebensmittel außerhalb der Sicherheitszone sicher

(ARD) 21.03.2011, 12:54 Uhr: Lebensmittel, die außerhalb der Sicherheitszone um das Atomkraftwerk Fukushima 1 produziert werden, sind sicher, sagte ein Regierungssprecher.

 

WHO „stark besorgt“ über Belastung von Lebensmitteln

(ARD) 21.03.2011, 11:05 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich „stark besorgt“ über die Belastung von Lebensmitteln durch austretende Radioaktivität geäußert. Wie ernst die Lage sei, müsse weiter untersucht werden, erklärte ein Sprecher in Genf.

 

Hintergrund, Kurzbeschreibung möglicher Abläufe:

Sind die Brennstäbe jedoch nicht mehr vollständig von Wasser bedeckt, passieren drei Dinge. Bei etwa 800 °C platzen die Brennstabhüllen aus der Legierung Zircaloy auf. Dabei gelangen Spaltprodukte direkt in das Wasser-Dampf-Gemisch im Reaktorkern.

Bei etwa 1200 °C reagiert das Zirkonium im Zircaloy (Anteil: ca. 90 %) dann mit dem umgebenden Wasserdampf: Es entsteht freier Wasserstoff, während das Zirkonium allmählich oxidiert – dabei wird zudem weitere Wärme frei. Der Druck im Reaktordruckbehälter steigt also weiter. Die Spaltprodukte gelangen bereits in den Wasserdampf, der sie, wenn er zur Druckentlastung abgelassen wird, aus dem Containment, dem Sicherheitsbehälter um den Reaktordruckbehälter, heraus transportiert. So offenbar auch der Ablauf der ersten Explosionen unter dem Dach der Reaktorgebäude.

Der Reaktortyp Mark 1 wurde schon in den 1970er Jahren von Fachleuten wegen Konstruktionsmängeln des Containments heftig kritisiert. Eine Analyse der Nuclear Regulatory Commission kam 1985 zu dem Schluss, dass es im Falle einer Kernschmelze „ziemlich wahrscheinlich“ sei, dass das Containment binnen weniger Stunden wegen des enormen Überdrucks berste. Die Sicherheitsbehälter der Mark 1-Reaktoren mussten in der Folge – jedenfalls in den USA – mit einem Notfallventil nachgerüstet werden, um zu hohen Innendruck ablassen zu können. Weil die Oxidation von Zirkonium die Stäbe rasant weiter aufheizt, kann die Temperatur binnen weniger Minuten auf 1.900 °C steigen, den Schmelzpunkt von Zirkonium. Dies ist der Beginn der Kernschmelze.
Der Begriff „Kernschmelze“ ist ein unscharf und wird in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich verwendet. Wissenschaftler der Abteilung Nukleartechnik am MIT haben in einem inzwischen viel zitierten Blog Posting darauf hingewiesen, dass der eigentliche Kernbrennstoff – das Uranoxid – in Form von keramischen Pellets vorliegt, die erst bei etwa 2800 Grad Celsius schmelzen. Verlässliche Angaben über die Temperatur in den Reaktorkernen liegen jedoch nicht vor. [3]

 

Quellen:

https://www.focus.de/panorama/welt/tsunami-in-japan/tid-21642/-live-ticker-japan-arbeiter-muessen-schutzraeume-des-akw-fukushima-aufsuchen_aid_607447.html

https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

https://www.ftd.de/politik/international/:live-ticker-zur-katastrophe-in-japan-iaea-kritisiert-umgang-mit-reaktorunglueck/60028676.html#gmap-0-Fukushima%20Daiichi%20%28Reaktor%201%29

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

https://www.heise.de/tr/artikel/Der-Alptraum-von-Fukushima-1207205.html

Süddeutsche am 21.03.2011


[1] https://www.seilnacht.com/Lexikon/92Uran.html

[2] https://www.seilnacht.com/Lexikon/92Uran.html#verw

[3] https://www.heise.de/tr/artikel/Der-Alptraum-von-Fukushima-1207205.html?artikelseite=2

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Hintergründe Störfälle

Update 20.3.2011, 16:00 Uhr und Bewertung

Einschätzung der aktuellen Lage aufgrund der geg. Informationslage:

Bezeichnend für die japanische und weltweite (auch deutsche) Informationspolitik ist die folgende Meldung:

(Focus) 20.03.2011, 15:01 Uhr: Verantwortliche des Atomkomplexes Fukushima haben bekannt gegeben, dass in zwei von sechs Abklingbecken für verbrauchte Brennelemente in dem Kernkraftwerk die Lage wieder unter Kontrolle sei. Die Temperatur in den Becken sei in einen normalen Bereich abgekühlt. In den anderen Blöcken wird an der Kühlung der Reaktoren und Abklingbecken weiter mit Hochdruck gearbeitet.

Übersetzen wir mal in verständliches Deutsch: 1. In allen sechs Reaktoren war die Lage in den Abklingbecken außer Kontrolle und in vier von sechs ist sie es immer noch!

Lage der Reaktoren:

Reaktor 1: Vermutlich kein Kühlmittel im Reaktordruckbehälter. Schmelze oder Explosion des Reaktorcontainments jederzeit möglich.

Reaktor 2: Das Gleiche, vermutlich Schäden am Reaktorcontainment.

Reaktor 3: Vermutlich Schäden am Reaktorcontainment. Gefahr einer erhöhten Freisetzung von Plutonium durch den Einsatz von MOX-Brennelementen.

Reaktor 4: War außer Betrieb, daher keine Brennstäbe mehr im Reaktorcontainment. Alle Brennelemente liegen im Abklingbecken. Dort ist offenbar zumindest teilweise eine Kenschmelze eingetreten, die Strahlenbelastung ist dadurch extrem hoch.

Da es in allen vier Reaktoren schwere Explosionen gegeben hat und offenbar alle vier bereits hochgradig verstrahlt sind, ist nicht zu erwarten, dass sich durch den Stromanschluss die Lage irgendwie bessert. Pumpen etc. dürfte weitgehend zerstört sein. Reparaturarbeiten vor Ort aufgrund der extrem hohen Strahlung wären unmöglich.

Reaktor 5 und 6: Beide waren ebenfalls außer Betrieb, die Abklingbecken scheinen noch intakt zu sein, die Kühlung allerdings ist auch hier fraglich. Da es keine Explosionen gab, könnte diese wieder ein Gang gesetzt werden durch Wiederanschluss an das Stromnetz. Das allerdings hängt davon ab, ob die Kühlpumpen noch intakt sind und mit Strom betrieben werden können.

Bewertung: Zumindest in den Rektorcontainments 1 bis 3 und im Abklingbecken vier laufen seit längerem Kernschmelzen. Entweder werden diese die Bodenbehälter bzw. Containments zerschmelzen (vermutete Temperatur der „Atomsuppe“ ca. 2.000°C, Schmelzpunkt der Stahlbehälter ca. 1.500 °C!) und dadurch wird dann extrem viel Radioaktivität freigesetzt oder es kommt in den Reaktorcontainments 1 bis 3 zu Wasserstoff/Knallgas-Explosionen mit derselben Folge. Eine Explosion des Reaktorcontainments 3 wurde vermutlich nur durch Anbohren und Freisetzen des Knallgasgemisches (und Radioaktivität) verhindert (s.u. (ARD) 20.03.2011 05:39 Uhr).

Die Freisetzung von Radioaktivität aus dem Abklingbecken in Reaktor 4 läuft seit der Explosion (Becken, KEIN Containment!) und ist nicht mehr zu verhindern.

 

Radioaktivität:

Hier eine Seite zur Ausbreitung der Radioaktivität in Japan und Messwerte von TEPCO in Fukushima.

Bewertung: Wie vorher gesehen wird die Westküste Nord- und Mittelamerikas von der radioaktiven Wolke erreicht werden. Die entscheidenden Fragen werden sein: 1. Regnet es auf dem Transportweg und wird so Radioaktivität ausgewaschen und 2. wie konzentriert/wie weit verfechernd ist die Strömung und somit wie konzentriert bleibt die Strahlung?

Diese Meldungen (s.u.) sind alarmierender als befürchtet. Nimmt man die Meldung zu den Bohnen von der Südspitze Japans einmal aus (die m.E. nicht durch Fukushima verursacht ist), bleiben die Werte besorgniserregend. Bis Radioaktivität ins Trinkwasser (hat da wer Erfahrungswerte? 24 – 36 h?) oder in die Nahrung gelangt, dauert einige Zeit. Das heißt, die JETZT gemessenen Werte stammen aus den ersten Tage der Katastrophe und berücksichtigen noch nicht die hohen Werte der letzten Tage …

 

Zu der Lage im Einzelnen

Tepco: Block 3 und 4 noch Tage ohne Strom

(ARD) 20.03.2011 14:26 Uhr: Nach Angaben des Fukushima-Betreibers Tepco wird es noch Tage dauern, bis auch die Reaktorblöcke 3 und 4 wieder mit Strom versorgt werden können.

Reaktordruckbehältern 4, 5 und 6 sicher

(GP) 20.03.2011, 13:09 Uhr: Das Japan Atomic Industrial Forum (JAIF) schätzt Wasserstand und Druck in den Reaktordruckbehältern 4, 5 und 6 im Augenblick als sicher ein. In den Reaktordruckbehältern der Blöcke 1, 2 und 3 soll der Wasserstand dagegen weiterhin besorgniserregend niedrig sein. In den Abklingbecken der Reaktoren 3 (MOX-Brennstäbe) und 4 ist der Wasserstand ebenfalls zu niedrig. Beide werden mit Wasser von außen gekühlt. Im Becken von Reaktor 4 soll es eine Wasserstoffexplosion gegeben haben.

(GP) 20.03.2011, 10:30 Uhr: Derzeitiger Stand: Die Mannschaft in Fukushima 1 will versuchen, Reaktor 1 und 2 ans Stromnetz anzuschließen. In Reaktor 3 hatte sich die Lage zwischenzeitlich wieder verschärft, so dass Tepco erneut Druck ablassen wollte. Da dann eine Stabilisierung eintrat, ist dies nicht geschehen. Jetzt soll wieder Wasser auf das Abklingbecken gespritzt werden. Auch Reaktor 4 soll weiterhin mit Wasser von außen gekühlt werden. Da hier noch mehr von Wänden und Dach steht, ist es schwieriger, das Abklingbecken zu treffen.

Druck am Block 3 gestiegen

(ARD) 20.03.2011 05:39 Uhr: Im Anschluss an einen massiven Einsatz von Wasserwerfern am Block 3 des Atomkraftwerks Fukushima ist der Druck im Reaktorkern wieder gestiegen. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete am Sonntag unter Berufung auf die Atomsicherheitsbehörde, es würden zügig Maßnahmen eingeleitet, um den Druck zu verringern. Zuvor war dieser Reaktor 13 Stunden lang unter Wasser gesetzt worden, um das Abklingbecken für abgebrannte Kernelemente zu füllen.

 

Radioaktivität:

hoch radioaktiver Spinat in der Region Tokio

(FTD) 20.03.201, 14:55: Laut Nachrichtenagentur Kyodo ist in der japanischen Präfektur Tochigi Spinat mit hoch radioaktiven Substanzen entdeckt worden. Auch in der Provinz Gunma, nördlich von Tokio, wurde nach Angaben der Agentur Jiji Press verstrahlter Spinat gefunden. Die Präfektur Tochigi liegt nördlich von Tokio, die Provinzhauptstadt Utsuomiya ist nur 100 Kilometer von der japanischen Metropole entfernt. Wie hoch der Spinat belastet ist, wurde nicht gesagt.

Radioaktiv belastete Bohnen in Taiwan entdeckt

(ARD/FTD) 20.03.2011 10:00 Uhr: In Taiwan sind 14 Kilogramm radioaktiv belastete Bohnen aus Japan entdeckt worden. Bei der Lieferung aus Kagoshima, im Süden Japans (Anm.: ca. 1.000 km Luftlinie von Fukushima entfernt), seien erhöhte Strahlenwerte gemessen worden, teilten die taiwanesischen Behörden mit. Genauere Angaben machten sie nicht.

Radioaktiv verseuchte Milch in 45 Kilometer Entfernung

(ARD) 20.03.2011 00:10 Uhr: Auch 45 Kilometer nordwestlich des Atomkraftwerks Fukushima, in der Stadt Kawamata, übersteigt Japans Gesundheitsministerium zufolge die Belastung von Milch mit radioaktivem Jod den zugelassenen Grenzwert. Das teilte die Nachrichtenagentur Kyodo mit.

Leitungswasser I

(GP) Samstag, 19. März 2011, 16.30 Uhr: Japanische Behörden haben im Leitungswasser nahe des Kraftwerks Fukushima erhöhte Werte von Radioaktivität nachgewiesen. Die Werte sollen den empfohlenen Wert übersteigen, über dem man das Wasser nicht mehr trinken sollte. Der Kontakt mit radioaktivem Jod kann zu einem -erhöhten Krebsrisiko führen.

Erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser Tokios

(ARD) 19.03.2011 13:57 Uhr Im Trinkwasser der japanischen Hauptstadt Tokio sind laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo erhöhte Werte von radioaktivem Jod nachgewiesen worden. Erhöhte Strahlungswerte seien auch bei Trinkwasserkontrollen der Präfekturen Gunma, Tochigi, Saitama, Chiba und Niigata festgestellt worden.

Dazu: (Standard, Österreich) Die Messwerte reichten für radioaktives Jod von 0,27 bis 77 Becquerel (Bq) pro Kilogramm Wasser. Die bekannt geworden Caesiumwerte waren im einstelligen Bereich. Die Grenzwerte in Japan für Jod beträgt 300 Bq pro Kilogramm Wasser und für Cäsium 200 Bq/kg Wasser. Zum Vergleich: Die deutschen Grenzwerte für Milch und Säuglingsnahrung liegen bei 370 Becquerel (Cäsium 134/137) pro Liter beziehungsweise Kilogramm.

 

Quellen:

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,752037,00.html

https://www.ftd.de/politik/international/:live-ticker-zur-katastrophe-in-japan-hamburg-verteilt-jodtabletten-an-seeleute/60027914.html

https://www.eurad.uni-koeln.de/

https://www.bmu.de/files/bilder/allgemein/image/jpeg/japan_tepco_messung_07_gr.jpg

https://www.grs.de/informationen-zur-lage-den-japanischen-kernkraftwerken-fukushima-onagawa-und-tokai

https://derstandard.at/1297820865833/Live-Ticker-von-Samstag-Tote-und-Vermisste-auf-mehr-als-20000-angestiegen

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Hintergründe Störfälle

Update 17.3.2011, 21:00 Uhr

Zeitweise arbeiten noch 50 Menschen in den Anlagen von Fukushima I:  „Todeskandidaten“ wie die Liquidatoren in Tschernobyl. Die gewaltige radioaktive Strahlung, der sie dauerhaft ausgesetzt sind, ist trotz der Schutzanzüge so hoch, dass sie den Einsatz wohl alle nicht lange überleben werden.
Der hilflose Versuch mit „Wasserbomben“ die Reaktor-Containments und das Abklingbecken in Reaktor 4 kühlen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt und zeigt nur die Ausweglosigkeit. Die Hubschrauber können nach Angaben des Fernsehsenders NHK 7,5 Tonnen Wasser fassen. „Am wichtigsten ist jetzt, große Wassermengen auf die Reaktorblöcke 3 und 4 zu schütten, vor allem um die Kühlbecken zu füllen“, sagte Atombehörden-Sprecher Hidehiko Nishiyama. Zum Einen ist die Trefferquote sehr gering, das meiste Wasser zerstäubt in der Luft, zum andern ist die Temperatur so hoch, dass selbst das auftreffende Wasser sofort wieder erdampft, ohne wesentliche Kühlung zu bringen. Es ist m.E. nur eine Frage der Zeit, bis der Komplex aufgegeben wird und die Kernschmelzen vollständig außer Kontrolle geraten. Dann bleibt zu hoffen, dass der Wind dauerhaft in Richtung Pazifik weht, sonder wird die Katastrophe endgültig Tschernobyl in den Schatten stellen.
Nachgedacht über / gefordert wird mittlerweile die Evakuierung der Millionen-Stadt Sendai (ca. 40 km nördlich) und eine Ausweitung der Sperrzone auf 80 km Radius (derzeit 30 km). Damit wären 1.900.000 statt bisher ca. 300.000 Menschen betroffen. Die Evakuierung von Ausländern aus Sendai läuft bereits.

Neun AKWs könnten sofort abgeschaltet werden

(SZ) Die Bundesrepublik kann nach Berechnungen des Umweltbundesamtes problemlos auf neun Kernkraftwerke verzichten. „Dies ist ohne Einschränkungen der Versorgungssicherheit und ohne zusätzliche Stromimporte möglich“, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, der Süddeutschen Zeitung. Neben den sieben ältesten Kernkraftwerken könne so auch jetzt schon das Kernkraftwerk Krümmel stillgelegt werde. [1]

 

USA misstrauen Japans Informationspolitik

(ZDF) US-Atombehörde entsendet eignen Spezialisten zur Beobachten und empfiehlt Evakuierung in einem 80-km Radius. Dies beträfe knapp 2 Millionen Menschen.[2] Die USA misstrauen offenbar zutiefst der japanischen Berichterstattung und halten dies für stark verharmlosend.

Bei der ARD liest sich das etwas harmloser dargestellt so:

17.03.2011 18:10 Uhr

US-Verteidigungsministerium schickt Spezialisten nach Japan

(ARD, TAZ) Das US-Verteidigungsministerium hat ein Spezialistenteam für den Kampf gegen die Atomkatastrophe nach Japan geschickt. Dem japanischen Militär würden neun Experten für biologische und nukleare Gefahren zur Seite gestellt, sagte Pentagon-Sprecher Lapan. Das US-Militär stellt bereits Tausende Soldaten und zahlreiche Schiffe sowie Fluggeräte für Hilfsmissionen zur Verfügung.

 

17.03.2011 18:44 Uhr

Hohe Strahlenwerte 30 Kilometer von Fukushima entfernt

(ARD) 30 Kilometer nordwestlich vom havarierten Kraftwerk Fukushima I entfernt ist offenbar eine hohe Strahlendosis gemessen worden. Der japanische öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK berichtet unter Berufung auf das japanische Wissenschaftsministerium, die Strahlenwerte betrügen 0,17 Millisievert pro Stunde. Personen, die dieser Strahlendosis sechs Stunden lang ausgesetzt sind, haben damit bereits die Jahresdosis aufgenommen.

 

17.03.2011 16:40 Uhr

Videos im Netz zeigen enorme Zerstörung in Fukushima I

(ARD) Mehrere Videos vom Überflug über das Atomkraftwerk Fukushima I zeigen das erschreckende Ausmaß der Zerstörung. Die Aufnahmen wurden von Bord eines Hubschraubers gemacht und von der Zeitung „Asahi Shinbun“ ins Netz gestellt. Zu sehen sind die völlig zerstörten Reaktoren der Atomanlage. Von den einst hellblauen Gebäuden sind nur noch Trümmer, verbogene Stahlträger und Steine zu sehen. An mehreren Stellen steigen Rauch und Dampf aus den Trümmern auf. Der Hubschrauber fliegt offenbar von Norden die Reihe der Kraftwerksblöcke entlang. Zuerst sind die unversehrten Meiler 5 und 6 zu sehen. Danach überfliegt der Hubschrauber die größtenteils völlig zerstörten Blöcke 1 bis 4. Die Aufnahmen stammen nach Angaben der Zeitung vom Mittwoch. Anbei die Homepage mit den Videos.[3] [mehr]

 

17.03.2011 15:24 Uhr

WikiLeaks: USA kritisierten japanischen Sicherheitschef der IAEA

(ARD) Eineinhalb Jahre vor der Atomkatastrophe ist der damalige japanische Sicherheitschef der IAEA laut der Enthüllungsplattform WikiLeaks wegen Führungsschwäche ins Visier der USA geraten. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Tomihiro Taniuchi sei vor allem mit Blick auf die Sicherheitsbestimmungen für japanische AKW ein schlechter Manager, hieß es in einer diplomatischen Depesche der USA von Juli 2009. Die IAEA äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Aus anderen Depeschen geht hervor, dass japanische Politiker im Gespräch mit US-Vertretern über die Vertuschung in Atomkraftwerken des Landes klagten.

 

17.03.2011 08:33 Uhr

Grafik: Wie könnte sich die Wolke ausbreiten?

(ARD) Wie könnte sich die Wolke mit radioaktiver Strahlung in den kommenden Tagen ausbreiten? Die US-Zeitung „New York Times“ zeigt dazu eine interaktive Grafik. Es handelt sich um eine Prognose, die von einer kontinuierlichen Strahlung in Fukushima ausgeht. [mehr]

 

17.03.2011 04:46 Uhr

Strahlung über AKW Fukushima: 4,13 Millisievert pro Stunde

(ARD) Die jüngst gemessene radioaktive Strahlung am havarierten Atomkraftwerk Fukushima beträgt nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Kitazawa 4,13 Millisievert pro Stunde. In Deutschland liegt der Grenzwert für zusätzliche radioaktive Strahlung bei 1 Millisievert pro Jahr.

 

16.03.2011 16:12 Uhr

China legt Atomprojekte nun doch auf Eis

(ARD) Die chinesische Regierung hat nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua alle geplanten Atomprojekte auf Eis gelegt. Noch am Montag hatte der Volkskongress den Bau von mehreren Kernkraftwerken beschlossen. Nun sollen zunächst die Sicherheitsbestimmungen überarbeitet werden.

(SZ) Noch am Montag hatte China beschlossen, bis 2015 neue Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt zu bauen. Am Mittwoch warf Peking das Ruder herum: Die Regierung legte alle Atomprojekte auf Eis. … In China sind derzeit 13 Reaktoren mit 10,8 Gigawatt Leistung im Betrieb und 25 im Bau. (Anm.: In China waren – Stand 2008 – 11 Reaktoren in Betrieb, 16 in Bau und 35 weitere geplant)

 

AKW-Akzeptanz in den USA schwindet

(TAZ) Angesichts der nuklearen Katastrophe in Japan schwindet in der US-Bevölkerung einer Umfrage zufolge die Unterstützung für die Atomkraft. Rund 70 Prozent der Befragten der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung für die Zeitung USA Today gaben an, sie sehen die Nutzung der Atomenergie mit Sorge. Vor zwei Wochen waren es noch 57 Prozent. Der Umfrage zufolge sind die US-Bürger mit 47 Prozent mehrheitlich gegen den Bau neuer Atomkraftwerke, 44 Prozent sprechen sich für den Ausbau der Atomenergie aus.[4]

 

Quellen (außer den genannten Referenzen):

ARD https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

GP          https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

ZDF   https://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/17/0,3672,8223089,00.html?dr=1

TAZ   https://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/

SZ     https://www.sueddeutsche.de/

Störfall Atomkraft, VAS Verlag


[1] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/moratorium-widerstand-gegen-abschaltungen-atomkonzerne-auf-konfrontationskurs-zu-merkel-1.1073024

[2] ZDF Spezial, 17.3.2011, 19:25

[3] tagesschau.de/nachrichtenticker, 16:40 Uhr

[4] https://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/

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Störfalle

Update 16.3.2011, 1:00 Uhr

Greenpeace meldet um 00.55 Uhr: „Die Brennstäbe in zwei Reaktoren des AKW Fukushima sind nach Angaben des Betreibers Tepco bereits erheblich beschädigt. In Reaktor 1 seien bereits rund 70 Prozent der Brennstäbe beschädigt, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch. In Reaktor 2 seien es etwa 33 Prozent.

Zweimal gab es am 15.3. einen Brand in Reaktor 4: Zudem ist es beim ersten Brand am Nachmittag MEZ offenkundig auch zu einer schweren Explosion gekommen. Dieser Reaktor war zum Zeitpunkt des Bebens NICHT IN BETRIEB! Die ARD berichtet, in diesem Block würden die alten Brennstäbe des gesamten Komplexes gelagert.

Offenkundig hat auch hier die Kühlung versagt, da die abklingenden Brennstäbe aber noch viel Hitze freisetzen, müssen sie dauerhaft gekühlt werden. Wenn es zu einem Brand gekommen ist, muss zuvor das gesamte Wasser verdampft und ein Teil der Stäbe geschmolzen sein, sonst ist da NICHTS ZUM BRENNEN!

Greenpeace: „Der brennende Reaktor sei derzeit nicht zu betreten, berichtete der der Fernsehsender NHK. Weiter hieß es, dass um 6 Uhr Ortszeit (22 Uhr deutscher Zeit) 60 Kilometer entfernt von dem Krisen-AKW eine radioaktive Strahlung gemessen worden sei, die 500 Mal über den normalen Werten liege. Ob diese Gefahr in direktem Zusammenhang mit dem neuen Feuer steht, war zunächst nicht bekannt.“

U.a. SWR3 meldet, dass auch in den ebenfalls beim Beben abgeschalteten Blöcken 5 und 6 jetzt Explosionen und eine mögliche Kernschmelze droht. Das bedeutet, dass auch hier die Kühlung vollkommen versagt hat.

Um 00:24 Uhr gibt die Japanische Regierung laut Nachrichtenagentur AFP bekannt, dass das Feuer in Reaktor 4 (zum 2. Mal??) unter Kontrolle sei …

Erwähnenswert ist der Kommentar des EU-Energiekommisars und Atom-Befürworters Oettinger: Laut ARD (18:30 Uhr) sieht er mit Blick auf die Ereignisse in Japan eine „Apokalypse“ … Praktisch alles sei außer Kontrolle geraten.

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

SRW3 Rundfunk Nachrichten um 24:00 Uhr

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Störfälle

Update 15.3.2011, 17:15 Uhr

1.     Neueste – bislang unbestätigte – Meldung:
– die letzten 50 Mitarbeiter wurden ebenfalls abgezogen, weil für sie nicht mehr garantiert werden könne. Damit werden die Reaktoren endgültig aufgegeben, die Katastrophe nimmt nun ihren Verlauf. Zuvor waren die Arbeiter an den beiden gefährdeten Reaktoren bis auf 50 Mann (vorher 700) abgezogen worden, d.h. Die beiden Reaktoren werden faktisch aufgegeben, auch hier droht eine Explosion des Containments, wenn die Kühlung nicht weiter aufrecht gehalten wird.

2.     Die Radioaktivität ist auf dem Gelände aktuell so hoch, dass binnen Stunden die Jahresdosis überschritten würde, bei ungeschützten Personen in der Umgebung ist der Ausbruch der Strahlenkrankheit zu erwarten. Werte um 400 mSv/h wurden zwischenzeitlich gemeldet.

3.     Mindestens drei Reaktoren in Fukushima (I und II: 2 Anlagen, 6 + 4 Blöcke, davon 3 vorher abgeschaltet) sind außer Kontrolle, vermutlich läuft seit zwei Tagen in allen drei eine Kernschmelze. Ableitbar war dies an dem in der Umgebung gemessenen Cäsium (Zerfallsprodukt der Brennstäbe) und dem explodierten Wasserstoff.

4.     Problem am stillgelegten Reaktor 4: Die Blöcke 4, 5 und 6 waren während des Erdbebens nicht in Betrieb. Die Brennstäbe von Block 4 befinden sich komplett in einem Wasserbecken neben dem Reaktorkern, in dem auch weitere verbrauchte Kernbrennstäbe zwischenlagern. Da den Abklingbecken kein Wasser zugeführt werden kann, wird überlegt, mit Hubschraubern Wasser auf sie abzuwerfen. Hier droht ebenfalls eine Überhitzungen, das Wasser sei am Sieden und drohe zu verdampfen. Dann droht auch ein Schmelzen dieser Brennstäbe, die Becken sind – anders als das Reaktor-Containment – NICHT gegen Durchschmelzen ausgestattet.

5.     In der Wand von Reaktor 4 des Atomkraftwerks Fukushima Eins klaffen zwei acht Quadratmeter große Löcher. Das berichtet die Nachrichtenagentur Jiji Press unter Berufung auf die Nukleare Sicherheitsagentur des Industrieministeriums. Der Kraftwerkbetreiber Tepco hatte den Behörden die Löcher in der Nordwestwand des Reaktors gemeldet.[1]

6.     Die Explosion heute Nacht am Block 2 hat offensichtlich auch das Reaktor-Containment zerstört, dadurch tritt nun in großem Maß Radioaktivität aus. das wird mittlerweile von der IAEO (UN-Atombehörde) bestätigt[2]

7.     Der Wind hatte gedreht und bedrohte Tokio, GP meldete allerdings eine erneute Änderung der Windrichtung um 16:00 Uhr

8.     Nach jetzigen Stand ist eine großflächige radioaktive Belastung Europas wie nach Tschernobyl noch immer auszuschließen, dazu ist die Entfernung zu groß und die Radioaktivität wird (noch?) nicht in die höhere Atmosphäre eingebracht, wie das in Tschernobyl durch den Graphitbrand geschah.

9.     Erschreckend ist, dass von Tokai und der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho KEINE neuen Meldungen rein kommen.[3] Fukushima II (Daini) ist angeblich unter Kontrolle.[4] Hier war jeweils auch überall die Kühlung ausgefallen. Wäre hier Entspannung angesagt, wäre dies als positive Meldung sicher über die Tucker gegangen …

 

Quellen:

https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,750954,00.html

https://www.ausgestrahlt.de/hintergrundinfos/akw-fukushima/artikel/48e6ecfdf5/japan-kernschmelze-in-vermutlich-zw.html

 


[1] https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

[2] https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,750954,00.html

[3] https://www.ausgestrahlt.de/hintergrundinfos/akw-fukushima/artikel/48e6ecfdf5/japan-kernschmelze-in-vermutlich-zw.html

[4] https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/