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Demonstration Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Keine Hermesbürgschaften für AKWs

urgewalt – Onlineprotest: Mit mir nicht Frau Merkel!

Wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht, werden wir 2012 alle klammheimlich zu Atom-Bürgern gemacht. Deswegen sind jetzt massive Proteste angesagt. 

Geplant mit deutschen Bürgschaften:

  • Indien, Jaitapur: Geplanter Bau von 2-6 Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) in Erdbeben-Hochrisikozone (92 Erdbeben seit 1985). Erbitterter Widerstand vor Ort. Status: Bürgschaft angefragt.
  • China, Haiwei: Atomkritiker in China leben gefährlich und riskieren Gefängnis und Arbeitslager. China will in den nächsten Jahren 50-60 neue Atomreaktoren bauen. Vor Fukushima hatte die Bundesregierung bereits mehrere Bürgschaften für Zulieferungen für chinesische AKWs übernommen. Status: Antrag auf Bürgschaft gestellt.
  • Brasilien, Angra 3: Bau eines veralteten AKW an einem Standort, der immer wieder von massiven Erdrutschen heimgesucht wird und im Ernstfall nicht zu evakuieren ist. Die brasilianische Atomaufsicht gilt als extrem lasch: Zwillingsmeiler Angra 2 lief 10 Jahre ohne gültige Betriebsgenehmigung. Status: Antrag auf Bürgschaft gestellt, Verhandlungen laufen.
  • Großbritannien, Wylfa: In Wales sollen 3 Reaktorblöcke von einem Konsortium aus E.ON und RWE gebaut werden. E.ON warnte vor zu viel Erneuerbaren-Förderung in Großbritannien, da das schlecht fürs Atomgeschäft sei. Status: Bürgschaft angefragt.
  • Finnland: Pyhäjoki: Mit Hilfe von E.ON soll im Norden Finnlands ein AKW in einem hochempfindlichen Naturschutzgebiet gebaut werden. Status: Bürgschaft angefragt.

Mit mir nicht Frau Merkel!

Jetzt online protestieren!

https://urgewald.org/protestaktion/atombuerger/danke?sid=2763

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Hintergründe Störfälle

Update 17.3.2011, 21:00 Uhr

Zeitweise arbeiten noch 50 Menschen in den Anlagen von Fukushima I:  „Todeskandidaten“ wie die Liquidatoren in Tschernobyl. Die gewaltige radioaktive Strahlung, der sie dauerhaft ausgesetzt sind, ist trotz der Schutzanzüge so hoch, dass sie den Einsatz wohl alle nicht lange überleben werden.
Der hilflose Versuch mit „Wasserbomben“ die Reaktor-Containments und das Abklingbecken in Reaktor 4 kühlen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt und zeigt nur die Ausweglosigkeit. Die Hubschrauber können nach Angaben des Fernsehsenders NHK 7,5 Tonnen Wasser fassen. „Am wichtigsten ist jetzt, große Wassermengen auf die Reaktorblöcke 3 und 4 zu schütten, vor allem um die Kühlbecken zu füllen“, sagte Atombehörden-Sprecher Hidehiko Nishiyama. Zum Einen ist die Trefferquote sehr gering, das meiste Wasser zerstäubt in der Luft, zum andern ist die Temperatur so hoch, dass selbst das auftreffende Wasser sofort wieder erdampft, ohne wesentliche Kühlung zu bringen. Es ist m.E. nur eine Frage der Zeit, bis der Komplex aufgegeben wird und die Kernschmelzen vollständig außer Kontrolle geraten. Dann bleibt zu hoffen, dass der Wind dauerhaft in Richtung Pazifik weht, sonder wird die Katastrophe endgültig Tschernobyl in den Schatten stellen.
Nachgedacht über / gefordert wird mittlerweile die Evakuierung der Millionen-Stadt Sendai (ca. 40 km nördlich) und eine Ausweitung der Sperrzone auf 80 km Radius (derzeit 30 km). Damit wären 1.900.000 statt bisher ca. 300.000 Menschen betroffen. Die Evakuierung von Ausländern aus Sendai läuft bereits.

Neun AKWs könnten sofort abgeschaltet werden

(SZ) Die Bundesrepublik kann nach Berechnungen des Umweltbundesamtes problemlos auf neun Kernkraftwerke verzichten. „Dies ist ohne Einschränkungen der Versorgungssicherheit und ohne zusätzliche Stromimporte möglich“, sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, der Süddeutschen Zeitung. Neben den sieben ältesten Kernkraftwerken könne so auch jetzt schon das Kernkraftwerk Krümmel stillgelegt werde. [1]

 

USA misstrauen Japans Informationspolitik

(ZDF) US-Atombehörde entsendet eignen Spezialisten zur Beobachten und empfiehlt Evakuierung in einem 80-km Radius. Dies beträfe knapp 2 Millionen Menschen.[2] Die USA misstrauen offenbar zutiefst der japanischen Berichterstattung und halten dies für stark verharmlosend.

Bei der ARD liest sich das etwas harmloser dargestellt so:

17.03.2011 18:10 Uhr

US-Verteidigungsministerium schickt Spezialisten nach Japan

(ARD, TAZ) Das US-Verteidigungsministerium hat ein Spezialistenteam für den Kampf gegen die Atomkatastrophe nach Japan geschickt. Dem japanischen Militär würden neun Experten für biologische und nukleare Gefahren zur Seite gestellt, sagte Pentagon-Sprecher Lapan. Das US-Militär stellt bereits Tausende Soldaten und zahlreiche Schiffe sowie Fluggeräte für Hilfsmissionen zur Verfügung.

 

17.03.2011 18:44 Uhr

Hohe Strahlenwerte 30 Kilometer von Fukushima entfernt

(ARD) 30 Kilometer nordwestlich vom havarierten Kraftwerk Fukushima I entfernt ist offenbar eine hohe Strahlendosis gemessen worden. Der japanische öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK berichtet unter Berufung auf das japanische Wissenschaftsministerium, die Strahlenwerte betrügen 0,17 Millisievert pro Stunde. Personen, die dieser Strahlendosis sechs Stunden lang ausgesetzt sind, haben damit bereits die Jahresdosis aufgenommen.

 

17.03.2011 16:40 Uhr

Videos im Netz zeigen enorme Zerstörung in Fukushima I

(ARD) Mehrere Videos vom Überflug über das Atomkraftwerk Fukushima I zeigen das erschreckende Ausmaß der Zerstörung. Die Aufnahmen wurden von Bord eines Hubschraubers gemacht und von der Zeitung „Asahi Shinbun“ ins Netz gestellt. Zu sehen sind die völlig zerstörten Reaktoren der Atomanlage. Von den einst hellblauen Gebäuden sind nur noch Trümmer, verbogene Stahlträger und Steine zu sehen. An mehreren Stellen steigen Rauch und Dampf aus den Trümmern auf. Der Hubschrauber fliegt offenbar von Norden die Reihe der Kraftwerksblöcke entlang. Zuerst sind die unversehrten Meiler 5 und 6 zu sehen. Danach überfliegt der Hubschrauber die größtenteils völlig zerstörten Blöcke 1 bis 4. Die Aufnahmen stammen nach Angaben der Zeitung vom Mittwoch. Anbei die Homepage mit den Videos.[3] [mehr]

 

17.03.2011 15:24 Uhr

WikiLeaks: USA kritisierten japanischen Sicherheitschef der IAEA

(ARD) Eineinhalb Jahre vor der Atomkatastrophe ist der damalige japanische Sicherheitschef der IAEA laut der Enthüllungsplattform WikiLeaks wegen Führungsschwäche ins Visier der USA geraten. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Tomihiro Taniuchi sei vor allem mit Blick auf die Sicherheitsbestimmungen für japanische AKW ein schlechter Manager, hieß es in einer diplomatischen Depesche der USA von Juli 2009. Die IAEA äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Aus anderen Depeschen geht hervor, dass japanische Politiker im Gespräch mit US-Vertretern über die Vertuschung in Atomkraftwerken des Landes klagten.

 

17.03.2011 08:33 Uhr

Grafik: Wie könnte sich die Wolke ausbreiten?

(ARD) Wie könnte sich die Wolke mit radioaktiver Strahlung in den kommenden Tagen ausbreiten? Die US-Zeitung „New York Times“ zeigt dazu eine interaktive Grafik. Es handelt sich um eine Prognose, die von einer kontinuierlichen Strahlung in Fukushima ausgeht. [mehr]

 

17.03.2011 04:46 Uhr

Strahlung über AKW Fukushima: 4,13 Millisievert pro Stunde

(ARD) Die jüngst gemessene radioaktive Strahlung am havarierten Atomkraftwerk Fukushima beträgt nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Kitazawa 4,13 Millisievert pro Stunde. In Deutschland liegt der Grenzwert für zusätzliche radioaktive Strahlung bei 1 Millisievert pro Jahr.

 

16.03.2011 16:12 Uhr

China legt Atomprojekte nun doch auf Eis

(ARD) Die chinesische Regierung hat nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua alle geplanten Atomprojekte auf Eis gelegt. Noch am Montag hatte der Volkskongress den Bau von mehreren Kernkraftwerken beschlossen. Nun sollen zunächst die Sicherheitsbestimmungen überarbeitet werden.

(SZ) Noch am Montag hatte China beschlossen, bis 2015 neue Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt zu bauen. Am Mittwoch warf Peking das Ruder herum: Die Regierung legte alle Atomprojekte auf Eis. … In China sind derzeit 13 Reaktoren mit 10,8 Gigawatt Leistung im Betrieb und 25 im Bau. (Anm.: In China waren – Stand 2008 – 11 Reaktoren in Betrieb, 16 in Bau und 35 weitere geplant)

 

AKW-Akzeptanz in den USA schwindet

(TAZ) Angesichts der nuklearen Katastrophe in Japan schwindet in der US-Bevölkerung einer Umfrage zufolge die Unterstützung für die Atomkraft. Rund 70 Prozent der Befragten der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung für die Zeitung USA Today gaben an, sie sehen die Nutzung der Atomenergie mit Sorge. Vor zwei Wochen waren es noch 57 Prozent. Der Umfrage zufolge sind die US-Bürger mit 47 Prozent mehrheitlich gegen den Bau neuer Atomkraftwerke, 44 Prozent sprechen sich für den Ausbau der Atomenergie aus.[4]

 

Quellen (außer den genannten Referenzen):

ARD https://www.tagesschau.de/nachrichtenticker/

GP          https://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/erdbeben_in_japan_regierung_ruft_atomaren_notstand_aus/

ZDF   https://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/17/0,3672,8223089,00.html?dr=1

TAZ   https://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/

SZ     https://www.sueddeutsche.de/

Störfall Atomkraft, VAS Verlag


[1] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/moratorium-widerstand-gegen-abschaltungen-atomkonzerne-auf-konfrontationskurs-zu-merkel-1.1073024

[2] ZDF Spezial, 17.3.2011, 19:25

[3] tagesschau.de/nachrichtenticker, 16:40 Uhr

[4] https://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/

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Hintergründe

Tarnen und Täuschen im Iran geht weiter

Zu diesem Wochenende (15., 16. Januar 2011) wurden Vertreter der verschiedener Staaten eingeladen, die Atomanlagen im Iran zu besichtigen. Nicht eingeladen wurden die USA, während China  und Russland Einladungen erhielten. Weitere Mitgliedsstaaten der IAEO  sind ebenfalls in der Runde, nicht von ungefähr: Ende Januar steht die nächste Verhandlungsrunde der „6“ (5 offizielle Atommächte + Deutschland) in Istanbul an.

Besichtigt werden sollen dabei das AKW Buschehr, die Anreicherungsanlage in Natans und ein in Bau befindlicher Schwerwasser-Reaktor  in Arak. Nicht vorgesehen ist der Forschungsreaktor in Teheran und die 2. Anreicherungsanlage in Ghom. Der in Bau befindliche Schwerwasser-Reaktor kann zum Atomwaffenbau verwendet werden, eine Fabrik für schwere Wasser hat der Iran bereits 2005 in Betrieb genommen, die bisher hergestellte Menge sollte zu einer Erstbefüllung reichen. Angeblich sollen dort radioaktive Präparate für die medizinische Diagnostik hergestellt werden. Der große Vorteil eines Schwerwasser-Reaktors: Er kann mit Natur-Uran (also mit NICHT(!!)-angereichertem Uran) betrieben werden und liefert – wie die „normalen“ Leichtwasser-Reaktoren dabei Plutonium, das dann abgetrennt und für den Bombenbau verwendet werden kann.

Eine Bewertung:

Der Iran darf eigentlich laut dem NVV (dem sog. „Atomwaffensperrvertrag“) fast alles, was sie tun. Der iranische Staat ist bei der friedlichen Nutzung der Atomenergie sogar „zu unterstützen“ (ART. IV. 2 und V)!!! Sanktionen sind eigentlich erst möglich und berechtigt, wenn er mit einem „Rauchenden Colt“, sprich mit waffenfähigem Material oder fertigen Bomben „erwischt“ würde. Das einzige Fehlverhalten bisher waren die Erschwernisse bei der Kontrolle durch die IAEO und das jahrelange (dümmliche, weil – auch das hätten sie gedurft!) Verheimlichen der Anreicherungsanlage in Natans.

Vergleichbare Fälle in der Geschichte haben die USA und die westlichen Staaten anders behandelt. Über Israels Atombombenprogramm wurde jahrzehntelang hinweg gesehen, die einzige Auflage der USA war, es dürfte nicht „offiziell“ werden durch Atombombenversuche oder politische Eingeständnisse. Bei Indien und Pakistan wurde halbherzig bis gar nicht versucht, sie von ihrem, zumindest den USA frühzeitig bekannten – Bestreben zur Atombombe abzubringen, Indien wurde im Nachherein sogar mit einer offiziellen – gegen den NVV verstoßenden Zusammenarbeit im zivilen Nutzungsbereich „geadelt“! Lediglich Nordkorea sah sich einem vergleichbaren Druck ausgesetzt. Ein Schuft, wer Böses denkt, etwa dass handels-, wirtschafts- und außenpolitische Kriterien hierbei eine Rolle spielen und dem NVV einen Spielraum eingestehen, der aber in den Zeilen des Vertrages definitiv ausgeschlossen ist.

Um mich richtig zu verstehen: ich bin sicher, dass der Iran an der „Bombe“ baut, der Irre an der Spitze des Terror-Regimes vorneweg! Das macht den Umgang mit dem NVV und die Schwächen dieses Vertrages aber keinen Deut besser. Im Gegenteil, es verschärft das Problem.

(Quellen: FR 5.1.2011: „Tag der offenen Tür im Iran“, NTV zum Thema „Schwerwasserfabrik von 2005, Wirtschaftswoche zum gleichen Thema)