Kategorien
Störfalle

Fukushima – Strahlenwerte sind absolut tödlich

Hervorhebungen und (Super) sind vom Verfasser Dieter Kaufmann eingefügt.

———–
Sumikai, Nachrichten aus Japan, von Benks Hunter, 31. Dezember 2020

Fukushima Kernkraftwerk ist schlimmer verstrahlt als angenommen Seit Jahren arbeitet Japan daran, das zerstörte Kernkraftwerk Fukushima Daiichi abzubauen. Es wurde sich dabei zuletzt darüber gefreut, dass die Strahlenwerte zurückgegangen sind. Nun folgte die Ernüchterung. Die radioaktive Strahlung soll nämlich deutlich höher sein als bisher angenommen. Die Nuclear Regulation Authority (NRA) gab an, dass in den Reaktorgebäuden die Strahlung sehr hoch ist und stufte sie als extrem schwerwiegende Herausforderung für die Beseitigung ein. Bei der letzten Messung im September, der Ersten seit fünf Jahren, wurden zehn Sieverts pro Stunde geschätzt. Betreiber Tokyo Electric Power Co. hatte selbst zuvor außergewöhnliche Strahlenwerte gefunden.

Strahlenwerte sind lebensgefährlich

Es handelt sich bei der Dosis um eine Menge, die nach einer Stunde definitiv tödlich ist. Besonders an dem Abschirmstopfen der Sicherheitsbehälter von Reaktor Nummer zwei und drei sitzt eine große Ansammlung an radioaktiven Materialien.

20 bis 40 Petabecquerel an Cäsium 137 wurden zwischen der ersten und der mittleren Schicht der Stopfen von Reaktor zwei geschätzt. Bei Reaktor drei wurden hingegen Petabecquerel festgestellt. Es wird damit den Arbeitern an dem Schutzschild besonders schwer gemacht den Stopfen zu bewegen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben. Toyoshi Fuketa, Vorsitzender der NRB, erklärte dazu, dass auch aus Sicht der Beseitigung des Atommülls der Schwierigkeitsgrad enorm angehoben wurde. Die Reste liegen wohl an einer erhöhten Stelle, was laut ihm starke Auswirkungen auf den Stilllegungsprozess haben wird.

Abschirmstopfen ist beschädigt

Der Stopfen selbst ist aus Stahlbeton und hat einen Durchmesser von 12 Metern. Er liegt wie ein Deckel über dem Sicherheitsbehälter auf dem obersten Stockwerk der Reaktorgebäuden und besitzt eine dreischichtige Struktur, wobei jede Schicht um die 60 Zentimeter dick ist. Er soll verhindern, dass Strahlung austritt.

Normalerweise wird dieser Stopfen entfernt, wenn Arbeiter Kernbrennstoff austauschen müssen und einen Zugang zum Inneren des Sicherheitsbehälters benötigen. Nun dient er jedoch als direkter Schirm vor dem Atommüll in dem Gebäude.

Bei Reaktor eins ist er zusätzlich beim (Super) Gau verrutscht und wurde bei der Explosion beschädigt. Aus dem Grund dringt aus dem Reaktor Cäsiums 137 und das radioaktive Material direkt an dem Deckel soll 0,16 Petabecquerel betragen. Damit es ist weniger als bei Reaktor zwei und eins, die weiter als relativ sicher gelten.

Arbeiten an Fukushima Daiichi werden sich wohl weiter verzögern

Die hohen Werte sind demnach allgemein eine Herausforderung der Stilllegung und der Abbau wird nur noch weiter erschwert. Damit wird auch die Frage aufgeworfen, ob der Arbeitsplan von Betreiber TEPCO neu ausgearbeitet wird. Das Unternehmen hatte bereits am 24. Dezember bestätigt, dass sie die Beseitigung des Atommülls auf mindestens 2022 verschieben. Eigentlich sollte schon 2021 mit den Arbeiten begonnen werden, aufgrund der Pandemie kam es jedoch zu Verspätungen, die den eigentlichen Arbeitsplan durcheinander brachten. https://sumikai.com/nachrichten-aus-japan/fukushima-kernkraftwerk-ist-schlimmer-verstrahlt-als-angenommen-286252/

Kategorien
Störfalle

Update 18.3.2011 MIT Hintergründen

TEPCO verurteilt Arbeiter zum Tod!

„Tepco erhöht Grenzwerte“

(TAZ, NTV, SpON) Der AKW-Betreiber Tepco erhöht den Grenzwert der Strahlenbelastung für die Arbeiter auf 100 Millisievert pro Stunde.

(Anm.: Wenn diese Meldung stimmt, ist der Skandal perfekt: Falls die Arbeiter in 12 Stunden-Schichten im Einsatz sind, haben sie nach 3 Tagen eine Strahlung von 3,6 Sievert aufgenommen und erkranken an der Strahlenkrankheit! Etwa 50 % von ihnen wird dann in den nächsten Tagen sterben. Beruflich exponierte Personen dürfen in Deutschland in Einzelfällen mit bis zu 50 Millisievert pro Jahr belastet werden.)

 

Kommentar:

Hilfloses Anrennen gegen die unvermeidbare Katastrophe

An dieser Stelle ist eine deutliche Distanzierung – auch zu den Medienberichterstattungen in Deutschland – erforderlich. Hier wird ein Optimismus verbreitet, der durch nichts gerechtfertig ist. Schon das Gerede „der Super-GAU ist noch nicht eingetreten“ ist falsch. „GAU“ ist der größte, noch beherrschbare „Auslegungsstörfall“, und DER ist in mindest vier, wahrscheinlich in mehr Reaktoren schon lange ÜBERSCHRITTEN. Um in den Terminus zu bleiben, stellt sich derzeit die Frage, ob der vierfache Super-GAU noch durch einen Mega-GAU getoppt wird!

Die Kühlversuche mit Hubschraubern und Wasserwerfern waren – wie von vorneherein klar – nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Die Zielgenauigkeit in beiden Fällen ist gering, vor allem die die Hubschrauber aufgrund der Strahlung NICHT über den Reaktoren stehen bleiben können. Zudem zerstäuben ca. 90 % des Wassers VOR dem Auftreffen, wenn sie denn wirklich auftreffen … Die gefeierte „Erfolgsmeldung“ „Dampf sei entstanden, somit sei offenbar der Reaktor getroffen worden“ zeigt den Grad der Verzweiflung! In die selbe Kategorie ist die Hoffnung-verbreitende Meldung einzuordnen, Stromleitungen würden wieder angeschlossen und die „Pumpen könnten dann wieder in Betrieb genommen werden“. Keiner, der die Bilder der zerstörten Gebäude gesehen hat, kann ernsthaft glauben, dass darin noch funktionsfähige Pumpen wären …

Die Entscheidungen der nächsten Tage fallen an anderer Stelle. Entscheidend werden die Windverhältnisse in den Tagen nach den kommenden Explosionen oder dem Durchschmelzen der Reaktor-Containments sein. Die Explosionen unterbleiben u.U. deshalb, weil die Containments bereits beschädigt sind (in Block 2 ist dies wohl der Fall). Wo nicht wird die Frage sein, ist der Druckanstieg schneller oder der Temperaturanstieg? Stahl hat einen Schmelzpunkt von 1.500 °C, die Temperatur der „Reaktorsuppe“ wurde mehrfach mit 2.000 °C gemeldet. Gleichzeitig entsteht bei dem Prozess Wasserstoff. Da noch Luft (Sauerstoff) im Containment sein dürfte, droht die Gefahr weiterer Knallgas-Explosionen, dieses Mal IM CONTAINMENT unter dessen Zerstörung. Eine weitere entscheidende Frage wird sein, wie viel Bor (Borsäure) dem Kühlungswasser in den ersten Tagen beigemischt war, da diese Menge Einfluss auf die radioaktive Reaktion der Brennstäbe hat und diese ggf. verlangsamt.

Ein Zuschütten mit Sand/Beton o.ä. kann erst nach einem Abklingen der Strahlung in dem Maß durchgeführt werden, dass die ausströmende Radioaktivität unterbunden wird. Vorher ist da nicht dran zu denken, es sei denn man würde Dutzende von Hubschrauberbesatzungen im wahrsten Sinn des Wortes „verheizen“. Das größte Problem ist das offenliegende Abklingbecken in Reaktor 4, in dem offenbar ebenfalls eine Kernschmelze läuft, da muss nichts mehr explodieren, da wird jetzt schon massiv Radioaktivität emittiert.

 

Anti-AKW-Bewegung in Frankreich

(Hartwig Berger): In Frankreich rufen 36 Organisationen zu einer landesweiten Demonstration zur Fukushima Katastrophe und gegen die französische Nuklearpolitik auf, Sonntag, 20.3., in Paris ab 15 Uhr. Hauptakteur ist das Netzwerk Sortir du Nucleaire, beteiligt sind u.a. Europe Ecologie und zwei Linksparteien (NPA und Parti du Gauche), nicht Sozialisten oder Kommunisten.

Die zentralen Forderungen sind:

1. Stop aller Neubauprojekte (wie EPR) in Frankreich

2. Sofortige Stilllegung alle mehr als 30 Jahre betriebenen Reaktoren. Das sind insgesamt 16 (der 58), darunter Fessenheim (2), Bugey (5), Tricastin(3).

3. Stop aller nuklearen Auslandsprojekte der frz. Industrie.

Gefordert wird eine breite gesellschaftliche Debatte zur Atomkraft in Frankreich. Sortir du Nucleaire, ein Netzwerk von mehreren 100 Gruppen, beruft sich auf die (unzureichenden)Schritte selbst der deutschen Bundesregierung, mit dem Argument, dass die Franzosen, wenn schon, das Recht zu demselben Sicherheitsniveau wie die Deutschen haben… .

 

Der ARD-Korrespondent in Japan untergräbt den Mythos von den 50 Helden[1]

Die Helden von Fukushima: Obdachlose, Gastarbeiter und Arbeitslose?

In den letzten Tagen war oft die Rede von den angeblich 50 noch am AKW Fukushima verbliebenen Arbeitern, die sich trotz der hohen Strahlenbelastung für das Wohl der Allgemeinheit opfern, um die Katastrophe noch abzuwenden. Die Betreibergesellschaft Tepco hatte Hunderte von Mitarbeitern abgezogen, weil die Strahlenbelastung zu groß wurde. Zurückgeblieben sollen nur wenige sein, so hieß es in allen Medien. Dazu sollen 20 „freiwillige Helfer“ gestoßen sein. In der FAZ war von Helden unter Beschuss von Gammastrahlen die Rede, die Bild tippte das natürlich und titelte: 50 Helden auf Himmelfahrtskommando.

Der ARD-Korrespondent in Japan, Robert Hetkämper, ist hingegen der Überzeugung, dass hier Menschen verheizt werden. Für gefährliche Arbeiten würden von Tepco gerne Obdachlose, Gastarbeiter, Arbeitslose und sogar Minderjährige ausgebeutet werden. Sie würden als „Wegwerfarbeiter“ bezeichnet, weil sie, wenn sie zu stark radioaktiv belastet sind, entlassen würden. Hetkämper habe mit einem Arzt gesprochen, der dies bestätigt habe. Diese „grausame Geschichte“ passiere nicht nur jetzt, sondern schon seit Jahrzehnten. Und sie erinnert, wie die WDR-Kommentatorin sagt, an die Hunderttausende von Liquidatoren, die in der Sowjetunion für den Bau des Sarkophags um den Tschernobyl-Reaktor eingesetzt und geopfert wurden.

 

Quellen (inkl. der in Fußnoten genannten Quellen):

https://www.heise.de/tp/blogs/2/149483

https://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2011/03/17/aktuelle_stunde.xml?noscript=true&offset=991&autoPlay=true&#flashPlayer

https://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/liveticker-japan/


[1] https://www.heise.de/tp/blogs/2/149483