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Akualisierungen des Buches Atom und Politik Hintergründe Terrorgefahr

Sicherheitsunterlagen manipuliert

Die Aachener Zeitung meldet am 26.8. die Manipulation von Sicherheitsunterlagen von Mitarbeitern in Nuklearen Anlagen. Ein 40-jähriger Angestellter der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) hat die Sicherheitsdokumente für Arbeiter in nuklear sensiblen Bereichen manipuliert. Er verschaffte so Menschen Zutritt in die Sicherheitsbereiche von Zwischenlagern oder Atomkraftwerken, für die keine gültige oder gar keine Zuverlässigkeitsüberprüfung vorlag. Entdeckt wurde das Ganze nur durch Zufall. Die Fälle traten dann auf, wenn ein Arbeiter, dessen Zuverlässigkeitsüberprüfung bei der JEN gemacht werden sollte, zu einem anderen Betreiber kerntechnischer Anlagen wechselte. Dabei wird keine erneute Überprüfung verlangt, sondern die gültige wird vom bisherigen Arbeitgeber („Quermeldung“) im Regelfall per Fax weiter geleitet. Das wurde nach bisherigem Stand in mind. 12 Fällen manipuliert. Die Gründe dafür sind bislang nicht bekannt, allerdings wird (HIER!!) kein terroristischer Hintergrund unterstellt.

https://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/sicherheitsunterlagen-von-mitarbeitern-in-nuklearen-anlagen-manipuliert-1.1700246

Die Konsequenzen müssen sein:

  • SOFORTIGE Überprüfung aller Sicherheitsdokumente für Arbeiter ALLER deutschen Atomanlagen, die in den letzten fünf Jahren die Firma gewechselt haben und Zugang zu sensiblen Bereichen in der Nukleartechnik haben.
  • KEINE „Quermeldungen“ mehr, bis ein sicheres Verfahren eingerichtet ist. Änderung des Verfahrens, um die Sicherheitslücke umgehend zu schließen. Bis zum Abschluss dieses Vorgangs muss umgehend ab sofort die Kontrolle auf die jeweils zuständige Landesbehörde übergehen.
  • Herunterfahren aller AKWs, bis die Sicherheitsüberprüfung gelaufen ist, verstärkte Kontrolle und Überwachungen in allen anderen betroffenen Bereichen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Manipulationen hat das Umweltministerium Baden-Württemberg reagiert. Zutritte in kerntechnische Anlagen auf der Grundlage von Quermeldungen wurden bis auf Weiteres untersagt. Personen mit Quermeldungen der JEN ab dem 01.01.2012 wurden rückwirkend gesperrt. Außerdem dürfen die Betreiber im Land bis auf Weiteres keine Quermeldungen an andere Anlagen und Einrichtungen übermitteln. Ausnahmen sind nur im Einvernehmen mit der Atomaufsicht möglich. Weiterhin wurden die Betreiber aufgefordert, zeitnah ein Konzept vorzulegen, mit dem die Verhinderung von Manipulationen zuverlässig verhindert sichergestellt wird (Quelle: http://www.umweltruf.de/2017_PROGRAMM/news/111/news3.php3?nummer=5622)

Alle anderen Bundesländer mit Atomanlagen sind aufgefordert, diesen Schritten umgehend zu folgen.

Fazit: der Jülicher Fall mag sich als solcher als „harmlos“ entpuppen, die Brisanz liegt wo anders! Es ist damit definitiv dokumentiert wie (wenig!) sicher deutsche (und wahrscheinlich auch europäische und weltweite) Atomanlagen sind. In der aktuellen Gefährdungslage durch den Terrorismus (s.a.: https://www.stoerfall-atomkraft.de/site/?p=2961) können solche Fehler im System schnell zur tödlichen Falle für Tausende werden!

Es ist Fakt, dass wenige Menschen (mind. 2!) in der Lage sind, jedes europäische AKW zur Kernschmelze zu bringen, wenn sie nur mit der erforderlichen kriminellen Energie und kaltblütig genug vorgehen.

Hintergründe

Eine Zuverlässigkeitsüberprüfung ist für Kernkraftwerke und nukleare Einrichtungen erforderlich. Diese gelten sicherheitstechnisch als besonders sensible und gefährdete Bereiche. Daher wird das dort beschäftigte Personal schon lange einer sog. „Zuverlässigkeitsüberprüfung“ unterzogen. Dabei werden Auskünfte bei z.B. den Landeskriminalämtern und Verfassungsschutzbehörden eingeholt für Personen, die erstmalig in einer nuklearen Einrichtung beruflich tätig werden. Zuständig ist die jeweilige Atomaufsicht des Bundeslandes. Die überprüfte Person wird über das Ergebnis nicht persönlich informiert, sondern die Einrichtung, welche die Überprüfung initiiert hat. Bestehen Zweifel, so wird der Zutritt zu einer nuklearen Einrichtung verwehrt. Das Verfahren dauert in der Regel mehrere Wochen und muss nach 5 Jahren erneut durchgeführt werden.

Der ARTE-Spielfilm „Tag der Wahrheit“ [https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Wahrheit] zeigt das eindrucksvoll anhand eines fiktiven AKWs „Haute Rhin“. Dort wird der Ablauf eines solchen Anschlages, durchgeführt von lediglich einem ehemaligen Mitarbeiter mit Zugang zum sensiblen Bereich, vorgeführt. In dem Spielfilm gelingt der Anschlag, es sind selbst für Insider keine groben Fehler in der Darstellung erkennbar. Sollten sich also zwei oder drei Arbeiter mit guten Orts- und Fachkenntnissen und der nötigen Entschlossenheit zusammentun, dürften sie nur schwer aufzuhalten sein.

Eien Stellungnahme der JEN finden Sie hier

Weitere Quellen:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-08/nuklearanlagen-unterlagen-manipuliert-mitarbeiter-jen

http://www.deutschlandfunk.de/juelich-manipulierte-sicherheitsunterlagen-bei-nuklear.1939.de.html?drn:news_id=784755

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