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Demonstration

Redebeitrag von Ruiko Muto bei Demonstration der 60.000 in Tokyo

Frau Ruiko MUTO ‘s Rede auf der Anti-Atom Demonstration mit 60.000 Teilnehmern

19. September 2011, Tokio, Japan , übersetzt von  Michi Kitazawa-Enge,

Hallo, ich komme aus Fukushima.

Ich kam zusammen mit Busladungen von Leuten aus Fukushima und Zufluchtsorten außerhalb Fukushima’s. Für viele ist es das erste Mal, dass sie an einer solchen Kundgebung oder Demonstration teilnehmen. Doch wir haben uns gegenseitig ermutigt, dass wir diejenigen sein müssen, die die Geschichte unserer bitteren Erfahrungen nach der Atomkatastrophe in Fukushima erzählen, dass wir unsere Stimme gegen die Atomkraft erheben müssen.

Doch zunächst möchte ich sagen:

Ich empfinde tiefen Respekt für jeden von euch, der in diesen anstrengenden Tagen nach dem 11. März alles versucht, um Menschenleben zu schützen. Ich möchte außerdem all jenen danken, die den Menschen aus Fukushima ihre Hände reichen und uns auf irgend eine Weise unterstützen. Vielen Dank! Und ich möchte die Kinder und die jungen Menschen um Entschuldigung bitten, denen wir die ungeheure Last dieser Katastrophe aufgebürdet haben. Als ein Mensch der Generation, die diese Realität hervorgebracht hat, bitte ich euch um Verzeihung.

Liebe Leute, Fukushima ist ein wunderschöner Ort. Im Osten ist Hamadori umarmt vom blauen Pazifik. Nakadori ist eine Früchte-Schatzkammer für Pfirsiche, Birnen, Äpfel. Die Aizu-Ebene, die den Inawashiro-See und  Berg  Bandai umschließt, strotzt vor goldenen, tief herabhängenden Reis-Ähren. Hinter der Aizu-Ebene erhebt sich hohes Gebirge. Die Berge sind grün, das Wasser ist klar – Das ist unsere Heimat.

Nach dem 11. März hat unsichtbare Strahlung diese Landschaft beregnet, und wir sind alle “Hibakusha” (Strahlenopfer) geworden. Im diesem großen Chaos haben wir viel erlebt:

Der Zwiespalt zwischen rasch ins Leben gerufenen “Sicherheits-Kampagnen“ und dem Misstrauen auf diese Kampagnen hat Menschen auseinander gerissen, die einst verbunden waren. Wie viele Menschen haben gelitten und geklagt, in ihrer Gemeinde, auf der Arbeit, in der Schule und zu Hause?! Ob wir wollten oder nicht, wir wurden jeden Tag dazu gezwungen, Entscheidungen zu treffen: Fliehen oder bleiben? Essen oder lieber nicht? Hängen wir unsere Wäsche draußen auf oder lieber drinnen? Lassen wir unser Kind eine Maske tragen oder nicht? Beackern wir unsere Felder oder nicht? Erheben wir unsere Stimmen oder halten wir den Mund? – Qualvolle Entscheidungen. Und was uns jetzt nach 6 Monaten klar ist:

  • Wahrheiten werden aufgedeckt
  • Der Staat schützt die Bevölkerung nicht
  • Die Katastrophe ist nicht zu Ende
  • Die Menschen in Fukushima werden als Versuchskaninchen eines nuklearen Experiments benutzt
  • Gewaltige Mengen radioaktiven Mülls werden übrig bleiben
  • Trotz riesiger Opfer herrscht der Einfluss der Befürworter der Atomenergie vor
  • Wir wurden sitzengelassen.

Wir seufzen tief vor Erschöpfung und gebrochenem Herzen. Trotzdem spricht es aus uns: “Verachtet uns doch nicht!”, “Nehmt uns nicht unser Leben!” Leise erheben sich die Menschen aus Fukushima aus Traurigkeit und Zorn:

  • Mütter, Väter und Großeltern, die ihre Kinder oder Enkelkinder schützen wollen,
  • Jugendliche, die ihre Zukunftsträume nicht aufgeben wollen,
  • Arbeiter, die jenen AKW-Arbeitern helfen wollen, die unter der hohen Strahlung versuchen, die Katastrophe einzudämmen,
  • Verzweifelte Bauern, die durch die Strahlung ihre Felder verloren haben,
  • Behinderte, die Diskriminierungen anderer verhindern wollen, die von radioaktiver Belastung betroffen sind,
  • und jeder Bürger

Alle ziehen den Staat und TEPCO zur Verantwortung und appellieren, “Atomkraft, Nein Danke!“. Wir sind die “Teufel“ des Nordostens, in denen still die Flammen des Zornes brennen.

Wir, die Menschen aus Fukushima, egal ob die Heimat verlassend oder in der Heimat bleibend, wollen Verbitterung, Verantwortung und Hoffnung miteinander teilen und uns weiterhin gegenseitig unterstützen. Bitte schließt euch uns an und achtet auf unsere verschiedenen Aktionen!: Verhandlungen mit Regierungen, Gerichtsverfahren um Evakuierungen, Umsiedlungen, Kuren, Dekontamination, Messungen, Veranstaltungen, um sich über Atomenergie und Strahlung zu informieren. Wir werden überall hingehen und über Fukushima sprechen. Eine von uns spricht heute in New York. Wir versuchen alles, was uns einfällt. Bitte helft uns! Vergesst bitte nicht Fukushima!

Lasst mich noch darüber etwas sagen, wie wir leben. Wir müssen uns die Welt auf der anderen Seite der Steckdose vorstellen, in die wir lässig unsere Netzstecker stecken. Wir müssen darüber nachdenken, dass unser Komfort und Wohlstand auf Diskriminierung und Opfern basieren. Dort gibt es die Atomkraftwerke. Die Menschheit ist bloß eine Gattung auf der Erde. Gibt es irgendeine andere Art, die ihre Artgenossen ihrer Zukunft beraubt? Ich möchte als ein anständiges Lebewesen leben, das mit der Erde, diesem wunderbaren Planeten, harmoniert. Sorgsam und nachhaltig mit Energie umgehend, möchte ich nach einem kreativen, innerlich befriedigenden, schöpferischen Leben streben, auch wenn so ein Leben unspektakulär erscheint. Eine klare Antwort darauf, wie wir eine neue Welt schaffen können, die das Gegenteil einer Welt mit Atomenergie sein wird, weiß keiner genau. Was wir tun können, ist, selber nachzudenken – nicht den Vorschriften anderer zu folgen – , die Wahrheit zu erkennen und zu entscheiden, was man tun kann und es dann tun. Vergesst nicht, dass jeder fähig dazu ist!

Jeder hat den Mut, sich zu ändern. Findet euer Selbstvertrauen zurück, das euch geraubt wurde. Verbündet euch mit anderen. Wenn die Befürworter der Atomenergie eine senkrechte Wand sind, wollen wir uns grenzenlos waagerecht ausbreiten. Dass wir uns verbünden können, das ist unsere Stärke.

Ergreift behutsam die Hand eures Nachbarn, der neben euch steht. Seht euch gegenseitig an und hört den Klagen des Anderen zu. Vergebt Ärger und Tränen. Verbreitet die Wärme eurer Hände über alle in ganz Japan, über alle in aller Welt!

Wie schwer unsere Bürde und wie steinig der Weg auch ist, wir wollen uns gegenseitig unterstützen, ohne uns vom Leiden des Anderen abzuwenden. Lasst uns auf diese Weise unser Leben gegenseitig erleichtern und zuversichtlich vorangehen!

Heute erhielten wir die Übersetzung des Redebeitrags einer Japanerin, Ruiko Muto, die bei einer der größten Anti-Atom-Demonstrationen in Japan, bereits am 19. September 2011 eine bewegende Rede hielt.

Ins Deutsche übersetzt wurde sie von Michi Kitazawa-Engel, einer sehr engagierten Lüneburger Anti-Atom-Aktivistin und ist auf  www.lagatom.de veröffentlicht.

 

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Laufzeitverlängerung Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Antwort auf den GRÜNEN Aufruf: Gegen Polnische AKW-Neubauten

vorab:
Links zu den Hintergründen sind hier (Klimaretter) und hier (Focus) und hier (Klimainstitut München)
und von letzteren eine weitere Unterschrifts-Aktion

—————————————–

Liebe Claudia
Ich verstehe Dein/Euer Anliegen und unterstütze es aus vollem Herzen. Zu frustrierend ist es schließlich, zu sehen zu müssen, wie ein Nachbarland in eine Technik einsteigt, die wir Deutschen gerade mühsam als „falsch“ und nicht verantwortbar“ identifiziert haben. Zudem sind AKWs wohl in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze geplant, bei einer Kernschmelze oder einer ähnliche Katastrophe wäre z.B. Berlin unbewohnbar und müsste evakuiert werden. Auch stellt sich den Polen – wie den Deutschen – die Frage nach dem „End“-Lager: wohin mit dem gefährlichen Müll für die nächsten 250.000 Jahre? Und sie ist, wie in Deutschland auch in Polen nicht beantwortet, ja, ich sage sogar weitergehend, sie ist nicht BEANTWORTBAR!
Soweit sogut .. sind wir einer Meinung.

Allerdings ist mir nicht nachvollziehbar, wieso sich Menschen, die gerade vor wenigen Monaten den Weiterbetrieb DEUTSCHER AKWs bis zum Jahr 2022 wie von Merkel vorgeschlagen mitgetragen haben, jetzt so vehement GEGEN  den AKW-Neubau einsetzen und DABEI den folgenden eklatanten Widerspruch nicht erkennen: Sind die 11 weiteren Jahre Laufzeiten für alte deutsche AKWs ungefährlicher als die drohenden Laufzeiten neuer polnischer AKWs? Ist ein Alt-Siedewasserreaktor (vergleichbar den Typen in Fukushima) in Gundremmingen mit Laufzeiten bis 2021 ungefährlicher als ein Druckwasserreaktor modernster Bauart in Polen? Wurden die Polen gefragt, als die (west-)deutschen AKWs gebaut wurden? Hatten die polnischen BürgerInnen damals ein Widerspruchsrecht?

Liebe Claudia, lass uns „das Fass schnellstmöglicher Ausstieg“ – und da steht immer noch der durchgerechnete und von Jürgen seinerzeit vehement vertretene und begründete Länderratsbeschluss „2017“ vom März 2001, wenige Tage nach Fukushima – innerhalb der Grünen neu aufmachen und gemeinsam überlegen, wie wir im Fall einer Regierungsbeteiligung ab 2013 z.B. aufgrund unserer beschlossenen Sicherheitskriterien deutlich schneller aussteigen können. Dann können wir uns auch glaubwürdig gegen die polnische AKW-Initiative stellen und dagegen argumentieren. Vorher bleibt das Gegenargument, dass wir etwas fordern, wozu wir bei uns selbst – aus welchen pragmatischen Gründen auch immer – nicht willens sind. Bösartige Gegner könnten uns eine Blindheit „auf dem einen, eignen Auge“ oder gar eine gewisse Unehrlichkeit unterstellen … Und mit diesen Gegenargumenten können wir nur verlieren.

Lieben Gruß
Karl-W.

Am 02.12.2011 11:50, schrieb Claudia Roth:

Lieber Karl-W.,

wir bitten Dich, die polnische Zivilgesellschaft beim Kampf gegen Atomkraft zu unterstützen. Erstmalig plant die Regierung in Warschau den Bau von Atomkraftwerken und sucht bereits nach Standorten. 2020 soll der erste polnische Reaktor ans Netz gehen.
Uns als Nachbarn kann es aber nicht egal sein, was in Polen passiert. Wir wollen die polnische Zivilgesellschaft dabei unterstützen, ihrer Regierung klar zu machen, dass es für Atomkraftwerke prinzipiell keinen passenden Standort gibt!
Ein von grünen Landtagsfraktionen in Auftrag gegebenes Gutachten weist nach, dass die polnische Regierung in ihrem Planungsverfahren gegen EU-Recht verstößt. Wir werden deshalb in Warschau und Brüssel dagegen Beschwerden einreichen.
Bitte unterstütze diese Bemühungen und den Protest der polnischen Zivilgesellschaft gegen neue Atomkraftwerke und schreibe eine Protestmail oder ein Fax an die polnische Regierung. Mit Dir gemeinsam möchten wir ein Zeichen gegen den Bau von Atomkraftwerken in unserem Nachbarland Polen setzen.

Auf Meine Kampagne stellen wir Dir eine Vorlage für einen Protestbrief zur Verfügung, den Du ganz schnell mit ein paar Klicks an die polnische Regierung versenden kannst. Außerdem findest Du hier weitere Informationen und das ausführliche Gutachten.

Herzlichen Dank für Deine Unterstützung und grüne Grüße
Dein/e

 

Claudia Roth
Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen

Annalena Baerbock
Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in Brandenburg

Benjamin Raschke
Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Brandenburg

 

 

 

POLENS EINSTIEG IN DIE ATOMKRAFT STOPPEN!

Polen bereitet den Einstieg in die Atomkraft vor. Dies hat das polnische Parlament bereits beschlossen. Zwei Atomkraftwerke sind in Planung. Unterstütze die polnische Zivilgesellschaft bei ihrem Engagement gegen den Bau von Atomkraftwerken und für eine Energiewende in Polen. Schreibe jetzt einen Protestbrief an die polnische Wirtschaftsministerin! Zur (grünen) Aktion!

 

 

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Störfälle

Iod-131 in der Luft über Europa

Verschiedene Messstellen registrieren eine schwache Strahlung, von Iod-131 ausgehend.

In mehreren Teilen Europas sind in der Atmosphäre Spuren von Iod-131 festgestellt worden. Das meldet die Internationale Atomenergiebehörde IAEA. Zunächst über Tschechien, dann über den Nachbarländer Ungarn, Österreich und sind kleine Mengen radioaktiven Iods-131 in der Luft entdeckt worden. Da das Iod-131 eine Halbwertzeit von ca. 8 Tage hat, muss es in den letzten Wochen bzw. Monaten freigesetzt sein. Die Werte waren äußerst gering, sie lagen nahe an der Nachweisgrenze.

Die Chefin der tschechischen Atomsicherheitsbehörde, Dana Drabova teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten radioaktives Jod 131 seit Ende Oktober an einer ganzen Reihe von Messstellen entdeckt.

Die Messinstrumente sind sehr empfindlich, da sie darauf ausgelegt sind weltweite Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag aufzuspüren und somit auf allerkleinste Mengen an frei gesetzter Radioaktivität reagieren. Ein größeren Unfall in einer kerntechnischen Anlage kann man daher ausschließen, da sonst zuvor die entsprechend höheren Konzentrationen messbar gewesen wären. Es sei dann, die Behörden der betroffenen („von der Wolke überquerten“) Staaten hätte entsprechende Erkenntnisse zurück gehalten oder nicht gemessen. DANN kann das Material auch aus einem bisher nicht bekannten Störfall (allerdings deutlich NACH dem 11.3.) z.B. in Fukushima stammen.

Unwahrscheinlich ist nach Auffassung des Verfassers (wie in Erklärungen mehrfach genannt) ein Störfall mit auch in der Medizin (z.B. Kontrastmittel) verwendeten Iod-131, dazu ist die Verbreitung zu weitflächig. Dagegen könnte ein kleinerer Störfall in einem südosteuropäischen AKW ist eine mögliche Ursache sein. Jod ist stark flüchtig und kann schnell über weite Strecken verbreitet werden, was die Bestimmung der Herkunft erschwert. In der Umgebung von Kernkraftwerken ist Jod-131 ein wichtiger Hinweis darauf, dass die betreffende Anlage ein Leck hat.

Ein Gesundheitsgefahr ist bei den derzeit in Deutschland nachgewiesenen Mengen auszuschließen.

(Ergänzung am 9.12.2011) Im Nachherein
wird gemeldet:
Nachrichten über festgestellte Jod-131-Messungen
in vielen Ländern Europas schockierten im Novem-
ber die Öffentlichkeit mehrere Tage lang.
Schließlich gab die IAEO bekannt, dass die Quelle
des entdeckten Jod-131 in Europa wahrscheinlich 
aus dem "Institute of Isotopes Ltd.", Budapest, 
welches Radioisotope produziert, stammt.
Laut Ungarischer Atomenergiebehörde fand die
Freisetzung vom 8. September bis zum 16. November
2011 statt. Der Grund für die Freisetzung wird
noch untersucht.
(Quelle: ger-nukenews Nachrichtensammlung,
Band 3, Eintrag 1)

Quelle:

https://www.sueddeutsche.de/V5I38B/310324/Jod-131-schwebt-in-der-Luft.html

https://www.sueddeutsche.de/wissen/jod-messungen-radioaktive-strahlung-ueber-europa-1.1187120

weiteres: https://ex-skf.blogspot.com/2011/11/radioactive-iodine-detected-in-wide.html

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Hintergründe Störfälle

Unkontrollierte Kernspaltung in Fukushima

In Reaktor 2 in Fukushima, möglicherweise auch in 1 und 3, laufen unkontrollierte Kernspaltungsprozesse ab. Hinweise darauf geben die Nachweise von neu entstandenem Xenongas (s.u.), das aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit NICHT mit den alten Kernschmelzen im März zu erklären ist.

Japanische Experten äußerten die Befürchtung, dass in den Kernschmelzmassen auf den Böden der Reaktordruckgefäße der beschädigten Blöcke unkontrollierte Kernspaltungen ablaufen könnten. (Anm. der Red.: der Konjunktiv ist verzichtbar!)

Lassen sich in einem funktionierenden Reaktor die Brennstäbe nicht vollständig in den Kern einfahren oder werden sie beschädigt, kann sich die Kettenreaktion in kleinen Bereichen des Reaktors fortsetzen. Für das im Block 2 jetzt nachgewiesene Xenon vermutet Tetsuo Ito, Leiter des Atomenergie-Forschungsinstituts der japanischen Kinki-Universität, jedoch einen anderen Entstehungsmechanismus. „Die Kettenreaktion kann sich in geschmolzenem Reaktorbrennstoff fortgesetzt haben, oder sie begann darin erneut“, sagt er. „Dann hätten wir in dem Meiler eine so genannte Rekritikalität.“ Die in Fukushima gemessenen Gase haben eine kurze Halbwertzeit, so dass eine mögliche Kernspaltung erst kürzlich erfolgt sein müsste. Sollte es eine Kernspaltung gegeben haben, sei diese aber „extrem schwach“ gewesen, betonte der Tepco-Sprecher. Generell befinde sich der Reaktor „in einem stabilen Zustand“. Laut Tepco haben sich Temperatur und Druck nicht erhöht, auch sei die Radioaktivität weder im Reaktor selbst noch in der Umgebung angestiegen.

TEPCO erklärt, man habe vorsorglich Borsäure in den Reaktor 2 der Anlage eingeleitet, um eine mögliche Kettenreaktion zu verhindern. Borsäure fängt überschüssige Neutronen ein und verhindert im Idealfall somit eine unkontrollierte Kettenreaktion.

Hintergrund Xenon:

Gase Xenon 133 und Xenon 135
Gas      Halbwertszeit
 133Xe     5,253 d
 135Xe     9,14 h
Xenonisotope entstehen bei der Kernspaltung in Kernkraftwerken. Besonders wichtig ist hierbei das kurzlebige 135Xe, das in größeren Mengen direkt als Spaltprodukt oder aus dem bei der Spaltung entstehenden 135Te über 135I gebildet wird. 135Xe besitzt einen sehr großen Einfangquerschnitt für thermische Neutronen, d.h. es nimmt die zur Kernspaltung erforderlichen Neutronen aus dem Prozess. Dieser Neutronen-Einfangprozess vermindert die Leistung des Reaktors. Während des laufenden Betriebes eines Kernkraftwerkes bildet sich ein Gleichgewicht von Bildung und Zerfall von 135Xe, wird der Reaktor dagegen abgeschaltet, bildet sich aus den schon vorhandenen Spaltprodukten weiterhin 135Xe, während der Abbau durch die fehlenden Neutronen verlangsamt abläuft. Man spricht hierbei von einer Xenonvergiftung, diese verhindert auch das direkte Wiederanfahren eines abgeschalteten Kernreaktors. Dies spielte eine Rolle beim Entstehen der Katastrophe von Tschernobyl.

https://www.sueddeutsche.de/panorama/atomkatastrophe-in-japan-neue-kernspaltung-in-fukushima-befuerchtet-1.1178437

https://www.stern.de/panorama/fukushima-reaktor-tepco-befuerchtet-erneute-kernspaltung-1746211.html

https://www.morgenpost.de/web-wissen/article1814049/Unkontrollierte-Kernspaltung-in-Fukushima.html

https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,795348,00.html

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Hintergründe

blind – Japanischer Kurzfilm

ein japanischer Kurzfilm aus einer vielleicht nicht allzu fernen Zukunft: ACHTUNG, Warnung, nach meiner persönlichen Einschätzung nichts für schwache Nerven!

ist

hier zu finden

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Hintergründe Termine

»Ashes to Honey« Anti-Atomkraft

 

 

 

 

Datum
Di, 08. Nov.

Ort
Mainz, CineMayence

Zeit
20:30 Uhr

Veranstalter
attac Mainz, CineMayence und die Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz

Text
Seit 1982 kämpfen die 500 Bewohner eines Dorfes auf der kleinen Insel Iwaishima in der Präfektur Yamaguchi gegen den Bau des Kaminoseki-Kernkraftwerks.

MEHR: hier

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Hintergründe

„Operation Atomausstieg“

Michael Wilk (AKU Wiesbaden):

Weder zufrieden noch befriedet!

Gingen nach der Aufkündigung des faulen „Rot/Grünen Atomprogramms“ durch die CDU/FDP-Regierung zehntausende auf die Straße, so potenzierte sich die Menge derjenigen, die nicht mehr Willens waren, sich klaglos den Gefahren der Atomtechnologie auszusetzen, nach Fukushima um ein Vielfaches. Die Stilllegung von acht Reaktoren und die Wende der Bundesregierung in Sachen Atompolitik waren zweifellos eine Reaktion auf die breiten Proteste.

 

Der „Eingriff …“

Der „Ausstiegsbeschluss“ der  Bundesregierung, gestützt von SPD und versehen mit dem politischen Ökosiegel der Grünen, wurde der Öffentlichkeit als radikaler Eingriff in Sachen atomarer Stromerzeugung verkauft – als Operation am „offenen Herzen der deutschen Energiepolitik“, bei der selbst mächtige Energiekonzerne „massive Einschnitte“ erdulden müssten.

Der Eingriff war vorerst erfolgreich im Sinne der Operateure: Einige der sklerotischsten und anfälligsten Anteile der atomaren Zirkulation wurden entfernt, Bypässe verlängerten dagegen Laufzeiten der verbliebenen Struktur, systemverjüngende Anteile wurden implantiert, der „Patient Energieversorgung“ würde nach dem Eingriff „biogaspalmölökobeschleunigt“ ins kapitalistische Leben entlassen. Ganz nebenbei erfolgte eine der wichtigsten Maßnahmen: Die Narkose der unruhigen Öffentlichkeit …

 

Waren Hunderttausende nach Fukushima auf die Straße gegangen, so blieben hunderttausende nach dem „Ausstiegsbeschluss“ der Politik zu Hause …

Zweifellos ist die Abschaltung von acht AKWs ein Teilerfolg. Es ist davon auszugehen, dass ohne den erzeugten Druck, (wie z. B. in Frankreich) nichts passiert wäre. Die Stilllegung der BRD-Reaktoren wird nicht von ungefähr im Ausland je nach Standpunkt als erhebliche Irritation oder als Ansporn wahrgenommen. Auch im Inland beginnen einzelne Großkonzerne (Siemens) sich aus dem nach Fukushima in Misskredit geratenen Atomgeschäft zu lösen. Aber hier ist auch schon Schluss mit lustig.

Die Ergebnisse des „Pseudo-Ausstiegs“ müssen in ihrer Wirkung als hochambivalent gewertet werden.

Gemessen am Gesamtvolumen des deutschen (geschweige denn des internationalen) Anteils am Gefährdungspotenzial durch atomare Anlagen ist die Stilllegung von acht Alt-/Pannenmeilern zwar ein Risiko reduzierender Schritt, aber angesichts der verbliebenen Größen an weiterbetriebenen Anlagen und der unlösbaren „End“-Lagerproblematik alles andere als ein zufriedenstellendes Konzept. Neun weiterbetriebene Reaktoren, die sechs leistungsstärksten (8600 Megawatt) bis 2021, bieten nicht nur ein weiterbestehendes strahlendes Hochrisiko, sondern unter dem Aspekt dreier Bundestagswahlen auch die Möglichkeit einer weiteren politischen Kehrtwende. Abgesehen von der Tatsache, dass auch abgeschaltete Reaktoren über Jahrzehnte gefährliche und sensible Anlagen bleiben, fallen mindestens 11 weitere Jahre Unmengen an Atommüll an. Der ungeeignete Salzstock in Gorleben soll weiter „Endlager“-geeignet erkundet werden. Natürlich ist beabsichtigt die Urananreicherungsanlage Gronau weiter zu betreiben, ebenso wie die geplante Erweiterung von Kernforschung und Atomtechnologieexport, inklusive der polit-ökonomischen Absicherung durch Hermesbürgschaften der Regierung (AKW Angra III Brasilien).

Die mit der Abschaltung der 8 AKWs einhergehende, vorübergehende Reduzierung des „Cashflows“ wurde auf Seiten der Energiekonzerne weitgehend widerstandslos in Kauf genommen (bis auf die Androhung von Massenentlassungen durch E.ON), wurde doch ihre deutliche Vormachtstellung in Sachen Energieerzeugung grundsätzlich nicht angetastet. Im Gegenteil, die Förderungserhöhung für milliardenteuere Offshore-Windparks stärkt die Position der großen Vier (E.ON, RWE, EnBeW, Vattenfall) gegenüber dezentraler und kommunaler Stromproduktion. Die an das „Ausstiegsgesetz“ gekoppelte Weichenstellung in Richtung erneuerbare Energie verschafft nicht nur energiepolitisch, sondern gesamtökonomisch strukturelle Vorteile gegenüber der Konkurrenz.

Das erklärte Ziel aller politischen Entscheidungsträger, ökologische Prämissen zu integrieren und damit das Wirtschaftsystem aufzupeppen ohne alte ökonomische Machtstrukturen anzutasten, konnte in beispielhafter Weise forciert werden.

Der „Pseudo“-Ausstieg entpuppt sich so nicht nur als verantwortungslos und unzureichend bezüglich des Weiterbetriebs atomarer Anlagen, sondern als Modernisierungs- und Beschleunigungsinstrument im Sinne einer gewollten Ökologisierung kapitalistischer Energiepolitik. Vorerst gelang es der Mehrheit des deutschen Bundestags, die nunmehr unter ökologischeren Gesichtspunkten erzeugten Profitmargen der Zukunft sicherzustellen, trotzdem für Jahrzehnte alte Dreckschleudern konventioneller Kraftwerke profitabel zu halten und gleichzeitig die Option auf Atomstrom zu prolongieren.

Die Beschlüsse der CDU/FDP-Regierung erfolgten mit aktiver Unterstützung durch die SPD und erhielten durch die Zustimmung der Grünen das ökologische Gütesiegel, das ganz wesentlich dazu beiträgt, den Konflikt um die Atomenergie gegenüber der breiten Öffentlichkeit als „nunmehr gelöst“ darzustellen.

Die wesentliche Absicht, den breiten und sich (zumindest partiell) radikalisierenden Protest zu befrieden, ist vorerst gelungen.

Die herrschaftssichernde Strategie gegenüber der sich verbreitenden und vielfältig agierenden Bewegung erfolgte nach erprobtem und bewährtem Muster: Neben der im Hintergrund weiter betriebenen Kriminalisierung des aktiven militanten Teils der Anti-AKW Bewegung griff nach Fukushima vor allem eine Befriedungskonzeption, die sich durch medial vermittelte und inszenierte Betroffenheit der politischen Kaste, einer folgenden grandiosen politischen Kehrtwende und eben letztlich durch Teilstilllegungen und Entgegenkommen auszeichnete. Das Ziel der Restabilisierung einer durch Vertrauensschwund partiell angekratzten Staatsführung wurde zum Preis eines Moratoriums und der bekannten Abschaltungen erreicht. Im gleichen Zug wurde „Erneuerbare Energie“ gegenüber der Öffentlichkeit fast zur Staatsräson erklärt. Die Umsetzung dieser vertrauensbildenden Maßnahme knüpfte an einen schon vor nunmehr Jahrzehnten erfolgreich begonnen und forcierten Prozess an, der eine partiell gesellschaftskritische „alternative“ ökologische Bewegung integrierte und zu dem wesentlichen Bestandteil eines „verbesserten-moralisch-ökologischen“ kapitalistischen Funktionierens werden ließ.

Das kapitalistische System erweist sich einmal mehr als geschmeidig und flexibel: Die Reintegration und Aufwertung abweichender und politisch oppositioneller Teile ist altbewährt und allemal konfliktärmer als Kriminalisierung und polizeiliche Zerschlagung Unbeugsamer. Was nicht heißt, dass diese Elemente nicht zum Einsatz kämen – Gorleben steht vor der Tür.

 

Wem es denn reicht, der ist zufrieden…

Wem es denn reicht, der ist befriedet…

Die Stilllegung von acht AKWs ist positiv, denn jedes stillgelegte AKW ist zwar weit entfernt davon harmlos zu sein, aber dennoch besser als ein weiterlaufendes. So simpel, so gut.

Dennoch greift diese einfache Betrachtungsweise zu kurz. Wer meint, einfach so weiter machen zu können, täuscht sich.

Unter emanzipativen Aspekten bewertet, wurde die Anti-AKW Bewegung durch die Ausstiegsbeschlüsse erneut zurückgeworfen.

Oder besser: Sie hat sich zurückwerfen lassen.

Bekanntermaßen gehören zu Macht und Herrschaft immer zwei – derjenige, der sie ausübt, und derjenige, der sie sich gefallen lässt.

Die Öffentlichkeit, in ihrer Trägheit durch Fukushima irritiert und beunruhigt, war zu einem kleinen Teil bereit gewesen auf die Straße zu gehen und diejenigen zu unterstützen, die zuvor schon gegen den radikalen, atomfreundlichen Kurs der Regierung mobilisiert hatten. Hunderttausende wurden aktiv. Unterschiedliche Aktionsformen, Einzelaktionen und Massenproteste bestimmten über Monate das Straßenbild als auch mediale Präsenz.

Der „Ausstiegsbeschluss im nationalen Konsens“ (ak563) zeitigte trotzdem sofortige Wirkung.

Die mediale Verarbeitung der Ereignisse etablierte trotz havariertem und weiter strahlendem Fukushima nach der Ausstiegsverkündigung sofort die Illusion einer „nationalen Lösung zu aller Zufriedenheit“. Ungeachtet des Weiterbetriebs deutscher und weltweit vorhandener atomarer Anlagen, der täglichen Verseuchung vom Uranbergbau bis zur unklärbaren Lagerungsfrage, sowie der militärischen Verzahnung, setzte die Befriedung ein.

Binnen kürzester Zeit reduzierte sich die Menge der Teilnehmenden. Schon am 28. Mai nahmen weitaus weniger Menschen an den bundesweiten Demonstrationen teil, „grüne“ Fahnen waren schlagartig, wenn nicht ganz verschwunden, so doch fast nicht mehr zu sehen. Die Blockade-Aktion Brockdorf wurde mehr schlecht als recht durchgeführt, die Blockade von Neckarwestheim II wurde abgesagt.

Die Anti-AKW-Bewegung hat erheblich an Mobilisierungsfähigkeit eingebüßt. Und ihre Mobilisierungsfähigkeit in künftigen Kampagnen wird aller Voraussicht nach in der öffentlichen Wahrnehmung an den Massenmobilisierungen direkt nach Fukushima gemessen werden.

Ökologische Fragen, selbst substantiell lebensbedrohliche wie die Atomenergie, sind für die Masse der Bevölkerung gesellschaftliche Einzelphänomene, die nicht zwingend an der Richtigkeit des Gesamtsystems zweifeln lassen. Bestenfalls – im emanzipativen Sinne – entstehen Sprünge an der Oberfläche eines weitgehend ungebrochen empfundenen Bürger/Staat-Verhältnisses. Der Staat wird weitaus eher als Versorgungsinstitution und Garant von Sicherheit und Ordnung mehrheitlich positiv wahrgenommen, auch wenn die „Sicherheit“ in Sachen AKW nur auf Profitabilität bezogen werden kann und „Ordnung“ in Sachen Atommüll als blanker Hohn empfunden werden muss.

Mediale Desinformation, die allzu bereitwillige Einnahme politischer Beruhigungsmittel und der ausgeprägte Drang zur Normalität ungestörten Konsums zurückkehren zu wollen, sind bekannte Phänomene gesellschaftlicher Regulation. Die bekannte Bräsigkeit in den Herzen und Hirnen unserer MitbürgerInnen (und auch von uns) ist bestimmendes (a)soziales Element und wesentlicher Bremsklotz einer jeden sozialen Bewegung.

Ein weiterer hochwirksamer Faktor in der Entsorgung politisch unliebsamer Strömungen stellt das Verhältnis zwischen sozialer Bewegung und Parteien dar. Einmal mehr brillierten die Grünen in der aktuellen Auseinandersetzung in ihrer Paraderolle der „Spaltung und Reabsorbtion“ gegenüber der Anti-Atom Bewegung. Obwohl spätestens seit dem faulen Ausstiegskompromiss unter Rot/Grün von 2001 dem/der naivsten und gutgläubigsten AKW-GegnerIn klar sein müsste, mit welcher Skrupellosigkeit grüne Spitzenpolitiker bereit sind, im entscheidenden Augenblick mit Atombetreibern und ihren Lobbyisten zu kooperieren, gelang es der Partei, sich nach außen erneut den Nimbus astreiner Atomkraftgegnerschaft zu verleihen. Entstanden aus der außerparlamentarischen Öko-Bewegung, ist die Geschichte der Grünen nicht nur das mustergültige Beispiel des parlamentarisch-politischen Opportunismus. Sie erfüllen zudem eine für das Gesamtsystem wichtige Filter- und Schleusenfunktion in Bezug auf soziale Bewegungen. Im Prozess der Partizipierung an der Macht werden verwertbare systemkritische Ansätze aufgegriffen und integriert. Herrschaftsstrukturen dauerhaft in Frage stellende, emanzipativ „zu weit gehende“ Anteile werden diskriminiert und abgespalten. Auf „diesen“ Rest der Bewegung können die Grünen dann im Zweifel „gut verzichten“. Entsprechend klar beantwortete Claudia Roth die Frage nach dem Verhältnis zum kritischen Anteil der Anti-Atom Bewegung nach der Zustimmung zum „Ausstiegsgesetz“.

Auch wenn für Aktive aus sozialen Bewegungen die grünen Chef-Politiker dauerhaft zum politischen Brechmittel avancieren, so gelingt es diesen doch, sich medial gepuscht zum öffentlichen Lordsiegelbewahrer der ökologischen Idee aufzuspielen, um dann, im Moment parlamentarischer Verwurstung außerparlamentarischen Drucks, Inhalte zu verbiegen, zu kastrieren oder ins Gegenteil zu verkehren. Wie bei der Forcierung von und Zustimmung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr durch die, als parlamentarischen Arm der Friedensbewegung wahrgenommenen, Bündnisgrünen.

 

Nur der Druck der Straße ändert die gesellschaftlichen Verhältnisse ….

Die Kollaboration der Grünen im Moment der parlamentarischen Zustimmung ist jedoch nur Detail im Dilemma. Weit davon entfernt, auch nur an Einzelpunkten die echte Machtfrage stellen zu können, ist jede soziale Bewegung bis auf Weiteres davon abhängig, wieweit es ihr gelingt, die politischen Entscheidungsträger zu Entscheidungen zu bewegen, zu nötigen und im Einzelfall zwingen zu können.

Hier stellt sich die Frage, worum es in der Anti-AKW Bewegung geht. Wieweit werden von der in sich völlig uneinheitlichen Bewegung die Ziele gesteckt? Ist die Strategie in wenigstens groben Zügen auf einander abzustimmen?

 

Wir erinnern uns: Die vor und auch nach Fukushima zum Teil erbittert geführten Diskussion über die Notwendigkeit der Parole „Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen“ gewinnt nach dem „Ausstiegsbeschluss“ eine besondere Bedeutung. Beileibe keine Phrase, stellt sie in aller Einfachheit und Klarheit den Kern unserer Anliegen dar.

Alle, die nach der parlamentarischen Abstimmung verwundert über das „Energiekonzern-adaptierte“ Ergebnis erstaunt waren, dürfen sich fragen, ob nicht die wachsweiche Forderung nach „Ausstieg aus dem Atomprogramm“ in ihrer Unklarheit genau diesem Ergebnis Vorschub leistete. Das Setzen auf Breite der Bündnispartner ist ein sinnvolles Unterfangen – nicht jedoch zum Preis der Aufgabe inhaltlicher Klarheit. Das vorläufige Ergebnis der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wird, je nach Standpunkt des Betrachters, unterschiedlich interpretiert. Diejenigen, die meinen, die gefährlichsten Altmeiler abzuschalten sei genug, können unter Ausblendung aller Realität zufrieden sein. Andere, die meinen, nicht auf Bündnispartner in Parteien, Gewerkschaften usw. verzichten zu können, müssen zur Kenntnis nehmen, dass mangelnde Abgrenzung und inhaltliche Unklarheit die Garantie dafür sind, als Spielball parteilicher Machtinteressen funktionalisiert zu werden.

Es war in diesem Sinne völlig richtig, Parteien die Bühnen zu verweigern, die Kontrolle der Kampagnen nicht aus der Hand zu geben und soweit als irgend möglich gegenüber den Medien unsere Forderungen so klar zu formulieren, dass die Möglichkeit politischer Verdrehung und Funktionalisierung zumindest erschwert wurde. Es war zudem wichtig, auch auf der Ebene der Aktionsformen die Normen staatlicher Legalität zu überschreiten. Die Umsetzung selbstbewussten, menschlich-verantwortlichen Denkens findet nicht nur inhaltlich ihren Ausdruck, sondern ebenso ihre Entsprechung im Handeln.

 

Die Anti-AKW Bewegung ist uneinheitlich, aber auch vielfältig im besten Sinne.

Bei aller Unterschiedlichkeit sollte die Forderung nach „Endgültiger, sofortiger Stilllegung aller atomaren Anlagen“ der gemeinsame Nenner sein und bleiben. Wesentliche gemeinsame Prämissen bestanden zumindest im Bemühen um gegenseitige Toleranz der unterschiedlichen Strategien, soweit sich diese nicht klar kontraproduktiv niederschlugen.

Die Auseinandersetzung, worum es geht, wird weiter geführt werden.

Geht es „nur“ um die schnellstmögliche Beendigung einer hochgefährlichen Technologie oder geht es ebenso um die Infragestellung gesellschaftlicher Machtstrukturen? Stellt sich schon Zufriedenheit ein auf dem Weg der Umweltverträglichkeit ein kleines Stück weiter gekommen zu sein? Oder geht es um mehr? Ist es wirklich besser, wenn der deutsche Panzer am Hindukusch oder sonst wo die Macht- und Kapitalinteressen verteidigt und dabei Biosprit benutzt? Ist es egal, ob die Energiesparlampe in Fernost durch Billigarbeiter unter übelsten Bedingungen produziert wird? Wohl kaum. Es geht eben nicht um die ökologische Befriedigung einer reinen eurozentristische Fettaugen-auf-derSuppe-Mentalität. Es geht um die Verfügungsgewalt, um Produktionsbedingungen und um menschenverachtende Herrschaftsbedingungen. In diesem Sinne geht es nicht nur um Öko-Kosmetik, sondern um eine politische Ökologie im besten emanzipativen Sinne.

Michael Wilk  18.9.2011        www.aku-wiesbaden.de (Kontakt: dr.m.wilk@gmx.de)

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Unterschriftskampagnen gegen Atomenergie

Unterschriftenaktion Japan

Stärkt Japans Anti-AKW-Bewegung

Vor einem halben Jahr kam es im Atomkraftwerk Fukushima zur Kernschmelze in mehreren Reaktorblöcken. Die Anlagen hatten einem Tsunami nicht standgehalten. Welche Auswirkungen die Katastrophe auf Mensch und Umwelt haben wird, ist noch weitgehend unbekannt. Japans Atomkraft-Gegner wollen nun mit Nachdruck den Atomausstieg erwirken. Unterstützt die japanische Anti-AKW-Bewegung und unterschreibt die Petition

https://sayonara-nukes.org/english/

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Störfälle

Fukushima Update 13.09.2011 und zurückliegende Tage + weitere Atom-Infos

12. September 2011, Berlin Campact und urgewald: Haushaltsausschuss soll Hermes-Bürgschaft für Atomkraftwerk in Brasilien stoppen

AKW Angra: „Bundestagsabgeordnete müssen konsequenten Atomausstieg durchsetzen“

Die Bundesregierung will eine Hermesbürgschaft über 1,5 Milliarden Euro für das umstrittene brasilianische Atomkraftwerk Angra 3 vergeben, berichtete die Süddeutsche Zeitung am Wochenende mit Hinweis auf Regierungskreise. Bereits Anfang 2010 erteilte der innerhalb der Bundesregierung zuständige interministerielle Ausschuss eine Grundsatzzusage für die Bürgschaft. Diese war Ende Juli 2011 ausgelaufen und wurde nicht automatisch verlängert, da der Haushaltsausschuss nach Fukushima eine Neubewertung verlangt hatte.

„Deutschland steigt aufgrund von Fukushima aus der Atomkraft aus. Trotzdem will die Bundesregierung den Bau eines völlig veralteten Atomkraftwerks in Brasilien fördern. Das ist ein Skandal!“, urteilt Regine Richter, Energieexpertin der Umweltorganisation urgewald. „Die Entscheidung muss jedoch noch durch den Haushaltsausschuss. Damit liegt es jetzt bei den Parlamentariern, einen konsequenten Atomausstieg durchzusetzen, der auch deutsche Exporte umfasst. Es darf keine doppelten Standards geben.“

„Die jetzige Bundesregierung hat das rot-grüne Exportverbot für Nukleartechnologie abgeschafft. Nach Fukushima gehört dieses dringend wieder eingeführt“, sagt Fritz Mielert vom Kampagnennetzwerk Campact. „Viel unglaubwürdiger kann die Regierung Merkel sich nicht machen, als wenn sie an der Bürgschaft für Angra 3 festhält.“

Für die Finanzierung von Angra 3 ist die Hermesbürgschaft sehr wichtig, da französische Banken nur dann Kredite vergeben wollen, wenn diese über eine Bürgschaft abgesichert sind. Und trotz eines Beitrags der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES über etwa 2,7 Milliarden Euro und den möglicherweise Hermes-gedeckten Beitrag von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro ist die Gesamtfinanzierung von mindestens 4,5 Milliarden Euro noch nicht geklärt.

https://www.presseportal.de/pm/64126/2110752/akw-angra-bundestagsabgeordnete-muessen-konsequenten-atomausstieg-durchsetzen-campact-und-urgewald

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NZZ Online, 12. September 2011, 15:49

Iranisches Atomkraftwerk Bushehr eingeweiht

Iranische und russische Regierungsvertreter haben Irans erstes Atomkraftwerk Bushehr eingeweiht. Damit sei das Kraftwerk auch in Dienst genommen worden, berichtete der Nachrichtensender Chabar.

Vollständig:

https://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/atomstreit_iran_atomkraftwerk_buschehr_1.12461358.html

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Tagesschau, 11.09.2011 10:41 Uhr

Sechs Monate nach der Atom-Katastrophe

Fukushima gibt den Experten immer noch Rätsel auf

Von Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio

Es sind kleine Fortschritte, die Yoshinori Moriyama von der japanischen Atomaufsichtsbehörde NISA ein halbes Jahr nach der Katastrophe beschreibt. „Die Temperatur am Boden der Druckkammer von Block 3 beträgt jetzt weniger als 100 Grad. Auch dieser Reaktor konnte in letzter Zeit kontinuierlich und erfolgreich gekühlt werden. Deshalb überlegen wir, ob wir das Verfahren einer zusätzlichen Leitung zur direkten Kernkühlung auch beim Reaktor 2 anwenden können.“

Die Temperatur von Reaktor 1 liegt seit ein paar Wochen ebenfalls unter 100 Grad. Damit sind aber die Probleme längst noch nicht gelöst. Hajimu Yamana, der die Kommission zur Stilllegung und Entsorgung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 leitet, befürchtet: „Der Reaktor 1 ist sehr nahe an einer kompletten Kernschmelze. Nummer 2 und 3 teilweise, aber nicht zu einem geringen Teil. Es ist klar, dass sich das geschmolzene Material im Block 1 bereits durchgefressen hat und auf den Boden des Behälters zur Eindämmung gefallen ist. Bei 3 und 2 bin ich mir nicht sicher. Es gibt noch keine verlässlichen Daten dazu, aber die Möglichkeit ist ziemlich hoch.“

Wo sind die geschmolzenen Brennstäbe? Auch Moriyama von NISA muss einräumen, dass man derzeit nicht wisse, wo genau die geschmolzenen Kernstäbe sind. Und auf Nachfrage muss er zugeben, dass angesichts der kurzzeitig auftauchenden, erhöhten Iod-131-Werte

weiter eine Kernspaltung stattfinden könnte: „Ich kann die Möglichkeit einer erneuten Kritikalität in ganz begrenzten Umfang nicht komplett ausschließen, aber angesichts der Daten ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering.“

Moriyama bezeichnet ein halbes Jahr nach der Katastrophe die Dekontaminierung des hoch radioaktiven Wassers als die größte Herausforderung. Nach wie vor würden die Anlagen zur Reinigung des Wassers nicht ordentlich laufen. Allerdings könne schon jetzt das dekontaminierte Wasser zur erneuten Kühlung der Reaktorkerne und Abklingbecken eingesetzt werden.

Noch mehr Fragen sind offen: Erst nachdem diese Probleme behoben sind, steht die nächste Phase an, so Professor Yamana: „Was machen wir mit den gebrauchten Brennstäben in den Abklingbecken? In welchem Zustand ist das Material der geschmolzenen Kerne? Wir müssen einen Weg finden, in die Druckkammern hinein schauen zu können. Das ist derzeit wegen der hohen radioaktiven Strahlung nicht möglich. Wir müssen die Lecks verschließen, das ist extrem wichtig. Aber auf welche Weise kann man Löcher in der Druckkammer eines Reaktors stopfen?“

Yamana geht davon aus, dass noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen wird, ehe die Probleme gelöst und all die notwendigen Arbeiten im havarierten AKW Fukushima 1 im Gange sind.

https://www.tagesschau.de/ausland/fukushima546.html

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Klimaretter, Frankfurt/Main Joachim Wille, 10.09.2011

Eine Dusche für Fukushima

Japan vor einem halben Jahr: Tausende Menschen sterben nach dem Tsunami. Dann havariert das AKW Fukushima und verändert die Welt. Vor Ort aber versuchen die Einsatzkräfte immer noch der Lage Herr zu werden. Erst dann kann mit dem Abwracken der Ruinen begonnen werden.  Nach dem bisherigen Zeitplan soll um 2020 damit begonnen werden, die geschmolzenen Reaktorkerne zu bergen.

Endlich eine Dusche installiert – für den Reaktorkern. Seit ein paar Tagen nutzt der Stromkonzern Tepco im Reaktor 3 des zerstörten Atomkraftwerks eine neue Kühlmethode. Die Ingenieure lassen Wasser gleichmäßig auf die teilweise geschmolzenen Brennstäbe regnen, die auch jetzt, fast ein halbes Jahr nach Beginn des „größten anzunehmenden Unfalls“ – kurz GAU – noch Nachzerfallswärme produzieren. Das neue Verfahren soll die Temperatur schneller absenken helfen. Denn in Reaktor 3 liegt sie, ebenso wie bei Block 2, noch deutlich über 100 Grad. Das Ziel der verantwortlichen Ingenieure ist, endlich unter diese Grenze zu kommen. Denn erst dann entsteht kein Wasserdampf mehr, der aufsteigt und mit dem radioaktive Stoffe in die Umgebung gelangen.

Bisher ließen die Techniker die riesigen Mengen Kühlmittel einfach an den Wänden der Reaktor-Druckbehälter herunter laufen. Das funktionierte gut bei den Blöcken 1 und 2, deren Brennstäbe sich bereits bis zum Boden des Druckbehälters durchgefressen hatten und dort vermutlich eine amorphe Masse bilden. Das Wasser suchte sich seinen Weg per Schwerkraft dorthin. Bei Block drei klappte das nicht, weil die Brennstäbe offenbar großteils noch mitten im Kern in ihren Halterungen stecken. Die Dusche soll es nun richten. …

 

Ein Zelt soll über die Ruinen gestülpt werden

Aktuelle Bilder von der Fukushima-Ruine zeigen die Arbeiten an einer Mega-Hülle, die den stark zerstörten Reaktor 1 komplett umhüllen soll. Ein Kran hat das vorgefertigte Stahlgerüst aufgestellt, und zum Teil haben die Techniker auch schon die Polyester-Plane über die Stahlträger gezogen. Das Zelt soll den Reaktor vor Regen schützen, der bisher die Menge des kontaminierten Wassers ansteigen lässt, immer noch in den Kellern und Schächten unter den Maschinenhallen schwappt.

Zudem hofft Tepco, die Radioaktivität mit der Hülle von der Umgebung fern halten zu können. Die belastete Luft im Zelt soll nur über Filter – eine Art riesige Dunstabzugshaube mit einem Kapazität von 40.000 Kubikmeter Luft – nach draußen geleitet werde. „Ob das in der Praxis funktioniert, muss man abwarten“, sagt Dokter. Das Zelt dürfte im Oktober fertig sein. Zwei weitere sind für die Blöcke 2 und 3 geplant.

Eine andere wichtige Arbeit ist die Dekontaminierung der stark strahlenden Brühe in den Fukushima-Kellern. Die vor ein paar Wochen neu aufgestellte Filteranlage läuft zwar besser als die alte, die zwei Monate nach dem Beginn  des GAU in Betrieb genommen worden war. Trotzdem wird es Monate dauern, bis die ursprünglich über 100.000 Tonnen verseuchten Wassers  sauber sind.

Um das Meer vor der Reaktor-Ruine dauerhaft vor radioaktiven Einleitungen – zum Beispiel verseuchtes Grundwasser – zu schützen, plant Tepco zudem den Bau einer Seeschutz-Mauer. Sie soll 800 Meter breit werden und tiefe Fundamente im Meeresboden bekommen. Die Bauzeit ist auf volle zwei Jahre veranschlagt. Freilich hat auch dieses sicher sinnvolle Großprojekt seine Tücken. Tepco erwartet, dass die Seemauer das Grundwasser dahinter ansteigen lässt. Man werde den Pegel kontrollieren und es nötigenfalls abpumpen, teilte der Konzern mit.

Das alles sind freilich nur die Vorgeplänkel der eigentlichen Aufräumarbeiten in den strahlenden Ruinen. Hauptaufgabe wird sein, die mehr oder minder intakten Brennstäbe mit ferngesteuerten Robotern zu bergen. Am einfachsten ist das noch bei den Stäben, die während der Havarie nicht in den Reaktorkernen, sondern in den Abklingbecken des AKW lagerten. Sie könnten in ein anderes, noch intaktes Becken nahe Block 4 umgelagert werden. Aber selbst diese Arbeit wird schon auf drei Jahre veranschlagt. Die Bergung der dann teils festgebackenen Schmelze aus den Reaktoren 1 bis 3 dürfte sehr schwierig werden – und ist wegen der hohen Strahlenbelastung zudem hoch gefährlich für die Arbeiter. Damit soll nach dem bisherigen Zeitplan um 2020 begonnen werden.

Der ganz Prozess dürfte wieder eine ganze Reihe Jahre, womöglich ein Jahrzehnt oder mehr dauern. Zum Vergleich: Die Aufräumarbeiten im 1979 havarierten AKW Harrisburg dauerte vom GAU bis zum Ende 14 Jahre. Allerdings war damals der Kern zwar zu einem Drittel geschmolzen, aber  im Druckbehälter geblieben. In Fukushima werden die Arbeiten viel komplexer sein. Und diesmal ist nicht nur ein Reaktor abzuwracken. Es sind gleich vier.

https://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/9377-eine-dusche-fuer-fukushima

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Süddeutsche Zeitung, 10,09.2011

Prag: …mehr Kernkraft und an Deutschland verkaufen

… Heute kommen 30% der Elektrizität aus der Kernspaltung, 62% werden aus Kohle erzeugt. Die Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny schloss daraus, dass Tschechien in den nächsten 50 Jahren noch bis zu zehn weitere Atomkraftwerke bauen müsste. …

Vollständig auf:

https://www.sueddeutsche.de/85t386/192463/Atom-Grossmacht-Tschechie.html

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Klimaretter, 10.09.2011

Ein falsches Wort zu Fukushima

Japans Wirtschaftsminister Yoshio Hachiro ist aufgrund umstrittener Äußerungen zu Fukushima nach nur acht Tagen im Amt zurückgetreten. Der Minister hatte das havarierte Atomkraftwerk besucht und soll im Anschluss daran seine Jacke an der eines Journalisten gerieben haben mit den Worten: „Ich werde Sie mit Strahlung anstecken.“ Darüber hinaus nannte er die Region Fukushima eine „Todesstadt“. Dies berichtet Focus online unter Berufung auf japanische Medien. Hachiro entschuldigte sich für seine Äußerungen, er habe damit auf den Ernst der Lage aufmerksam machen wollen.

https://www.klimaretter.info/politik/nachricht/9384-ein-falsches-wo

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Deutschlandfunk, Dagmar Röhrlich, 09.09.2011

Angst vor verstrahltem Tee und Gemüse

Fukushima ein halbes Jahr nach der Havarie

Auch ein halbes Jahr nach dem Reaktorunglück in Fukushima sind die Probleme enorm. Die Lage im und rund um das Atomkraftwerk ist längst noch nicht unter Kontrolle. Während Spezialeinheiten die hohe Strahlung bekämpfen, fürchtet sich die Bevölkerung vor verstrahltem Tee, Obst und Gemüse. …

„Pro Tag können wir 1.200 Tonnen (des) hochbelasteten Wassers dekontaminieren, um es als Kühlwasser in unseren behelfsmäßigen Kühlkreislauf einzusetzen. Dazu müssen wir das Öl abtrennen, das Meersalz und das Cäsium mit Hilfe des Minerals Zeolith herausholen.“

Yoshimi Hitosugi ist Pressesprecher beim Fukushima-Betreiber Tepco. … Die Schwierigkeiten mit der Abwasserbehandlung verzögern die Rettungsarbeiten: Dem neuen Zeitplan zufolge wird Fukushima Daiichi erst 2012 stabilisiert sein. …

Neben dem Abwasser ist die hohe Strahlung in den zerstörten Atomreaktoren und im Abklingbecken von Block vier unverändert das Problem. Ähnlich wie in Tschernobyl sollen alle vier Blöcke mit einer Schutzhülle ummantelt werden. Darunter will Tepco sie abreißen lassen. Doch bislang laufen gerade einmal an Block 1 die Vorbereitungen zum Bau einer ersten Schutzhülle an, erläutert Morikuni Makino von der Atomaufsichtsbehörde NISA.

„Es gibt zwei Arten von Abdeckung. Die erste besteht aus einer verstärkten Kunststofffolie. Darunter wird ein Kompressor installiert werden, mit dessen Hilfe wir die Luft aus dem Blockinneren dekontaminieren. Als Nächstes folgt eine Art Container, der um den Block herum errichtet wird. Darin soll Unterdruck herrschen, und wir wollen die Abgabe kontaminierter Luft aus dem Inneren in die Umwelt kontrollieren.“

Fertig werden die Schutzhüllen wohl erst in einigen Monaten – wenn alles nach Plan läuft. In ihrem Alltag interessiert die meisten Japaner eher, wie hoch die Lebensmittel belastet sind.

Als problematisch hat sich das Nationalgetränk Tee erwiesen: „In den Teeblättern der neuen Ernte Mitte Mai sind erhöhte Gehalte an Cäsium gefunden worden, obwohl die Teefelder weit von Fukushima Daiichi entfernt liegen. Tee ist ein immergrünes Gewächs, und die Kontamination rührt daher, dass die Wolke mit den radioaktiven Substanzen im März über einige Anbaugebiete getrieben wurde und das radioaktive Cäsium sich auf den vorjährigen Teeblättern ablagerte. Dieses Cäsium wurde dann über den Stofftransport innerhalb der Pflanze von den alten Blättern auf die neuen übertragen. “

Ähnlich das Problem bei vielen Obstsorten. Pfirsiche, Aprikosen oder Pflaumen haben die Radioaktivität im Frühling über die Blüten aufgenommen. Jetzt, zur Ernte, hat sich die Strahlung durch das Wachstum der Früchte verdünnt. Zwar dürfte das Obst gegessen werden, aber der Absatz ist eingebrochen. …

https://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1550490/

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Süddeutsche Zeitung, Christoph Neidhart, 09.09.2011

„Unsere Regierung ist unfähig zur Entscheidung“

In Tokio sollen die Grenzwerte für radioaktive Strahlung erhöht werden – auch für Kinder. Tokio – Die Bewohner von Fukushima wehren sich dagegen, dass für sie nach Reaktorkatastrophe andere Grenzwerte für radioaktive Strahlung gelten sollen, als sonst in Japan. Eine Bürgerinitiative zum Schutz der Kinder vor Radioaktivität fordert die Regierung auf, den Bewohnern der betroffenen Präfektur die freiwillige Evakuierung der Gefahrenzone anzubieten.

Vollständig auf:

https://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/530341

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iwr, 05.09.2011

90% der japanischen Atomkraftwerke abgeschaltet

Am vergangenen Wochenende waren in Japan beinahe 90 Prozent aller Atomkraftwerke vom Netz genommen. Im Rahmen von Wartungsarbeiten wurde am Sonntag ein Reaktor des Kraftwerks Ikata im Westen Japans herunter gefahren. An fünf weiteren Reaktoren im Land wurden Stresstests vorgenommen. Damit waren nur noch sechs von insgesamt 54 japanischen Atomkraftwerken am Netz.

https://www.iwr.de/re/iwr/11/09/0512.html

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iwr, 01.09.2011, 11:51 Uhr

Tepco plant Entnahme der geschmolzenen Fukushima-Brennstäbe

Tokio, Japan – Tepco hat im Rahmen einer Pressekonferenz einen neunstufigen Plan zur Entnahme der geschmolzenen Brennelemente im havarierten Atomkraftwerk von Fukushima präsentiert. Die ersten drei Stufen beziehen sich dabei auf die Entnahme von radioaktivem Abraum. Zudem hofft man, bei diesen Schritten verbliebene Wasserlecks abdichten zu können. In der Folge soll zunächst ein Überblick über die Beschädigungen gewonnen werden, bevor die Reaktoren zur Kühlung unter Wasser gesetzt werden. Die weiteren Arbeiten werden von Robotern durchgeführt, die die Brennelemente zunächst vollständig freilegen und dann extrahieren sollen. Solch ein Vorgang wurde noch nie zuvor in der Praxis umgesetzt. Gerade bei den direkten Arbeiten an den Brennstäben ist mit höchsten Strahlungswerten zu rechnen.

Nur noch jedes fünfte AKW in Japan am Netz

Nachdem bekannt geworden ist, dass die Kyushu Electric Power Company den Reaktor 2 im AKW Sendai zu Wartungszwecken für vier Monate herunterfahren möchte, werden dann in ganz Japan 80 Prozent aller AKW vom Netz getrennt sein. Insgesamt sind dann 42 der 54 japanischen Reaktoren außer Betrieb. Nach dem GAU am AKW Fukushima waren zahlreiche Reaktoren aus Sicherheits- und Wartungsgründen heruntergefahren worden.

https://www.iwr.de/news.php?id=19455

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SpON, 24. August 2011

Ostküsten-Beben erschüttert Amerikas Atomindustrie

Die Erdstöße im Osten der USA haben Zweifel an der Sicherheit der amerikanischen Atommeiler geweckt. Mindestens ein Kraftwerk meldete erhebliche Probleme, die an den Beginn der Fukushima-Katastrophe erinnern. Amerikas AKW-Industrie steht vor einer unangenehmen Diskussion.

vollständig auf: https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,782129,00.html

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Süddeustche Zeitung, 23.08.2011

Iran: Neue Anreicherungs-Anlage in Natans

Iran hat Zentrifugen zur Uran-Anreicherung von der Hauptanlage in Natans in eine neue Anlage im zentraliranischen Fordo transportiert, die tief in einem Gebirgsmassiv verbunkert ist. … Teheran hatte die Anlage lange geheim gehalten; sie war im Herbst 2009 von westlichen Geheimdiensten enttarnt worden, Inspektoren der internationalen Atomenergiebehörde IAEA besuchen sie erstmals im Oktober. Nach Angaben der iranischen Behörden soll dort dieses Jahr mit 3000 Zentrifugen begonnen werden, das für Atombrennstäbe benötigte Isotop Uran-235 herzustellen. …

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Süddeutsche Zeitung, 22.08.2011

Fukushima-Gebiet bleibt unbewohnbar

Das Gebiet 20 Kilometer rund um das Kraftwerk Fukushima-1 darf seit dem Unglück nur mit Sondererlaubnis und Schutzanzug betreten werden. Die japanische Regierung versucht frühere Bewohner darauf vorzubereiten, dass das auch so bleibt. Das Gebiet rund um die Atomruine Fukushima wird möglicherweise noch auf lange Sicht unbewohnbar bleiben….

Vollständig auf:

https://www.sueddeutsche.de/wissen/japan-fukushima-gebiet-bleibt-unbewohnbar-1.1133599

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Tagesschau, 08.08.2011

Leukämierate um 44 Prozent erhöht

Leukämierate im 5-Kilometer-Bereich um ein AKW um 44 Prozent höher als im Entfernungsbereich über 5 Kilometer

Die Analyse des Physikers Alfred Körblein kommt dem Ergebnis dass Kleinkinder im Nahbereich von Atomkraftwerken nach seinen Untersuchungen ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Blutkrebs zu erkranken. Die Leukämierate im 5-Kilometer-Bereich um ein AKW sei um 44 Prozent höher als im Entfernungsbereich über 5 Kilometer, erläutert Köhnlein im «Strahlentelex».

Nach Dr. Körbleins Analyse zufolge ist das Leukämie-Risiko für Kleinkinder im Nahbereich von Schweizer AKW um ca. 40 Prozent erhöht. Eine ähnliche Erhöhung der Leukämierate findet sich auch im Nahbereich deutscher und britischer Atomkraftwerke. Eine gemeinsame Analyse der drei Datensätze führt aufgrund größerer Fallzahlen zu einem deutlich signifikanten Ergebnis.

https://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/08/08/Schweiz/Energiepolitik/Hoeheres-Leukaemie-Risiko-an-AKW-Kritik-an-Schweizer-Studie

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iwr 11.07.2011

Fukushima: Entnahme der zerstörten Brennstäbe erst ab 2021

Die Aufräumarbeiten im zerstörten Kernkraftwerk Fukushima 1 werden noch über die nächsten Jahrzehnte andauern. Wie der Betreiber Tokyo Electric Power und die japanische Regierung bekannt gaben kann mit der Entnahme der geschmolzenen Brennstäbe aus den havarierten Reaktorkernen frühestens im Jahr 2021 begonnen werden. Dazu sei jedoch noch die Entwicklung entsprechender Technologien erforderlich. Der entsprechende Rahmenterminplan, der diesen Angaben zugrunde liegt, wurde anhand der Erfahrungen des Atomunfalls im US-Kraftwerk Three Mile Island von 1979 erstellt. Allerdings sei die Situation in Fukushima, aufgrund der Kernschmelze und der dadurch zerstörten Reaktoren, als 10- bis 20-mal schlimmer einzuschätzen.

https://www.iwr.de/news.php?id=19017

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AKW-Gewinne privat, für Verluste haftet der Staat

(red. gekürzter) Kommentar von Uli Gellermann

 

VOM WERT DES MENSCHEN

Als Folge des Unfalls im AKW Tschernobyl, so schätzt Greenpeace, sind bis heute etwa 200.000 Menschenopfer zu beklagen. Legt man die Messlatte deutscher Autoversicherer an, wären die ersten 50 Milliarden fällig.

Ein Versicherungsmathematiker von der Universität in Oldenburg kommt auf AKW-Unfallversicherungs-Prämien von 100 Milliarden Euro im Jahr. Auf die Strompreise umgelegt, kämen damit auf die Endverbraucher Kosten von 15 bis 20 Euro pro Kilowatt-Stunde zu.

Gerade erst hatte der Energie-Konzern Eon Jahreshauptversammlung. Man erwarte für das laufende Jahr einen Gewinn von rund zehn Milliarden Euro vor Steuern, sagte der Eon-Chef Teyssen und drohte der Bundesregierung gleich mit einer Klage gegen eine Verkürzung der Laufzeiten: Um die Gewinne der Aktionäre zu sichern. Die Eon-Gewinne würden bei einem Unfall der Fukushima-Sorte nicht einmal die Sachschäden decken. Zum Unternehmen gehört auch das AKW Grohnde. …

Die Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG) hat die Funktion einer Rückversicherung für den Kernkraft-Katastrophenfall. Zusammen mit den privaten Anbietern deckt die DKVG Sachschäden an Kernkraftwerken bis zu 1,1 Milliarden Euro ab. Käme es zu einem Zwischenfall, bei dem Dritte geschädigt werden, liegt die Deckung der DKVG bei höchstens 256 Millionen Euro. …

Und weil niemand die Risiken auf sich nehmen kann, werden sie eben vergesellschaftet: Die Gewinne, sagt die kapitalistische Logik, werden privatisiert. Die Verluste tragen gefälligst alle.

Vor wenigen Tagen hat die Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Fukushima, Tepco, staatliche Hilfe beantragt. Der Konzern benötige die Unterstützung, so Masataka Shimizu, Präsident des Unternehmens, um die vom Unfall Betroffenen zügig zu entschädigen. Bisher wird den evakuierten Familien 8.200 Euro gezahlt. Die Zahl der Toten lässt sich noch nicht hochrechnen. …

Wäre Tepco eine normale Firma, sie wäre längst pleite. Doch Tepco ist „too big to fail“. Das sagt zumindest die japanische Finanzwelt. Denn Japans Banken haben der Firma nach dem Unfall bereits 17 Milliarden Euro vorgeschossen, um die ersten Rechnungen zur Bewältigung der Krise zu decken. …

Quelle: RATIONALGALERIE | Uli Gellermann 2011

vollständig auf: https://www.sonnenseite.com/Politik,AKW-Gewinne+privat-+fuer+Verluste+haftet+der+Staat,95,a19123.html

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Terroristen planen Angriffe auf AKW

Als Konsequenz aus Fukushima hatte EU-Energie-Kommissar Günther Oettinger angekündigt, das alle 146 Atomkraftwerke in der EU einem strengen Stresstest unterzogen werden.  Untersucht werden sollten die Folgen menschlichen Versagens, terroristischer Anschläge und von Naturereignissen wie Erdbeben. Doch jetzt, nur wenige Wochen nach der starken Ankündigung sollen plötzlich die Stresstests ziemlich stressfrei werden.

Dank des Drucks der Atomlobby – hauptsächlich in Frankreich und in England – sollen zum Beispiel die Folgen von Terror-Attacken mit Flugzeugen nicht mehr untersucht werden. Die Europäische Kommission kann schon froh sein, wenn sie Genehmigungsunterlagen einsehen darf.

Dabei wissen wir schon eine ganze Menge über geplante Terror-Attacken auf AKW. Erst vor wenigen Tagen wurden in der Nähe der englischen Nuklearanlage Sellafield fünf des Terrorismus verdächtige junge Männer bei Filmaufnahmen festgenommen.

Wir wissen auch, dass die Attentäter des 11.9. ursprünglich Anschläge auf mehrere AKW in den USA geplant hatten. Die Sicherheitsbehörden haben weltweit mindestens zehn geplante Anschläge auf Atomanlagen registriert.

Die meisten der weltweit 438 AKW würden einem Flugzeugangriff nicht standhalten – auch die Hälfte der deutschen. Die Folgen im dichtbesiedelten Deutschland wären verheerend. Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit hat im Auftrag des Bundesumweltministeriums Flugzeugangriffe auf AKW simuliert. Jeder zweite Sturzflug war ein Volltreffer. Die Folge einer wirklichen Attacke könnte ein nukleares Inferno sein.

Quelle: © Franz Alt 2011

Vollständig auf: https://www.sonnenseite.com/Politik,Terroristen+planen+Angriffe+auf+AKW,95,a19088.html

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Störfälle

Update 11.08.2011, 01:00 (und zurückliegende Tage ….)

Evakuierungszone 30 km um Fukushima soll aufgehoben werden

+ 07.08.2011 + GLOBAL 2000 warnt: Aus wirtschaftlichen Überlegungen werden Strahlungsrisiken verharmlost und Kinder zu Versuchskaninchen.

Vor fast genau fünf Monaten kam es im japanischen Atomkraftwerk Fukushima nach einem zerstörerischen Tsunami zu drei Kernschmelzen, es traten massive Mengen an radioaktiven Stoffen in die Umgebung aus. Letzte Woche veröffentlichte der Betreiber TEPCO Dosiswerte von 10 000 mSv pro Stunde zwischen Reaktor 1 und 2, was der Jahresdosis für einen Menschen in Westeuropa pro Sekunde entspricht

Die Bevölkerung im Umkreis von 20 km um die Atom-Wracks wurde evakuiert, die Bevölkerung im 30-km-Radius gewarnt, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten, insbesondere Schwangere und Kleinkinder sollten sich in geschlossenen Räumen aufhalten – seit fünf Monaten.

Nun will die japanische Regierung die Evakuierungsvorgabe per Ende August aufheben: „Die betroffene Zone soll als bewohnbar erklärt werden. Diese Ankündigung kommt nur drei Tage nach Veröffentlichung der gemessenen Rekordwerte. Hier stehen eindeutig wirtschaftliche Interessen über dem öffentlichen Auftrag des Schutzes von Menschenleben“, zeigt sich Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000, entsetzt: „Besonders die Kinder der Gegend macht dies zu Versuchskaninchen – und alles nur, weil TEPCO schlicht kein Geld für Entschädigungszahlungen hat.“

In der Ortschaft Namie 24 km entfernt von den Atom-Wracks liegen die Strahlenwerte bei 30 Mikrosievert pro Stunde – nach 3,5 Stunden entspricht dies in etwa einem Lungenröntgen für alle Personen, die sich in der Stadt aufhalten, oder 7 Lungenröntgen pro Tag. Dennoch wurde die Stadt erst verspätet evakuiert.

„Bei medizinischen Röntgen werden alle Schutzmaßnahmen getroffen, um die Strahlenbelastung für den Körper möglichst gering zu halten . Bei Verstrahlung ganzer Landstriche geht es plötzlich viel pragmatischer zu“, betont Uhrig. Obendrein kam es nicht nur innerhalb von 30 km rund um das Atomkraftwerk zu massiven Verstrahlungen: In Iitate 34 km entfernt von den Fukushima-Reaktoren liegt der Wert z. B. noch bei 12 Mikrosievert – alle acht Stunden ein Lungenröntgen oder drei pro Tag.

 

45 Prozent der Kinder mit radioaktivem Jod belastet

Es gibt erschreckende Parallelen zu Tschernobyl, auch dort wurde die Bevölkerung unnötig kontaminiert. Die Grenzwerte für die Gabe von Jodtabletten in Japan wurden auf 100 mSv Strahlendosis angesetzt (die WHO empfiehlt 50 mSv für Erwachsene, 10 mSv für Kinder) – nur die Evakuierten in der 20 km-Zone haben Jodtabletten erhalten, eine Jod-Gabe in einem viel größeren Radius von mindestens 150 km wäre jedoch nötig gewesen: 45 Prozent von über 1000 untersuchten Kindern außerhalb des Fukushima-Sperrgebiets haben laut einer im Juli veröffentlichten Studie radioaktives Jod in der Schilddrüse eingelagert, ein einjähriges Kind eine so hohe Dosis, dass es allein von dieser Jod-Dosis auf eine Jahresdosis von 50 mSv kommt – mehr als die doppelte Dosis eines deutschen AKW-Arbeiters.

Die japanische Regierung hat – auch aufgrund des massiven Drucks von NGOs wie der GLOBAL 2000-Partnerorganisation Friends of the Earth Japan – angekündigt, den Grenzwert für Kinder durch Strahlenbelastung aus dem Boden von jährlich 20 mSv per Ende August senken zu wollen.

„Die nun geplante Aufhebung der Evakuierungszone bewirkt jedoch das Gegenteil“, zeigt sich Uhrig alarmiert. Im Laufe der Explosionen wurden nicht nur kurzlebige Radionuklide wie Jod in die Umgebung ausgeworfen, sondern neben Plutonium und Strontium auch große Mengen Cäsium mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren – die betroffenen Landstriche wären erst nach 300 Jahren wieder bewohnbar.

„Das ist vergleichbar mit dem historischen Zeitraum seit der Geburt von Maria Theresia – wenn bei ihrer Geburt am 13. Mai 1717 ein AKW explodiert wäre, wäre die Gegend erst heute wieder bewohnbar. Wieder zeigt sich, wie unverantwortlich der Weiterbetrieb von AKWs ist. Fukushima zeigt: Hochrisikoreaktoren jetzt abschalten, alle anderen so schnell wie möglich.“

Quelle:

GLOBAL 2000 2011

https://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Evakuierungszone+30+km+um+Fukushima+soll+aufgehoben+werden,6,a19880.html

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Auch US-Atomreaktoren sind gefährlich

+ 01.08.2011 + Es ist Zeit zu handeln und die Sicherheitsstandards nicht aufzuweichen.

Demnächst wird die „US-Nuclear Regulatory Commission“ die Endergebnisse ihrer 90-tägigen Sicherheitsüberprüfung bekannt geben- das Ergebnis scheint schon jetzt klar: alles im sicheren Bereich. Kritische Informationen, die diese Behauptungen als Mythos enttarnen könnten, werden weglassen, so US-amerikanische Atomgegner.

Extreme Wetterbedingungen werden durch den Klimawandel häufiger, auch das beeinflusst die Sicherheit von Atomreaktoren. Hochwasser hat beispielsweise die Energieversorgung des AKW Fort Calhoun in Nebraska unterbrochen.

Am 27.6. brach die Staumauer, die das Wasser davon abhalten sollte, das Reaktorgelände zu erreichen. Das AKW läuft derzeit angeblich mit Strom aus den Notstromgeneratoren, um das Kühlsystem weiterhin aufrecht zu erhalten. Aber Hochwasser allein ist es nicht.

Extreme Hitze und Dürre erzwingen auch ein Abstellen von Reaktoren. AKWs brauchen mehr Wasser, als jede andere Energieform. In den vergangenen Sommern machten Hitzewellen im Südosten der USA durch den Wassermangel ein Herunterfahren von AKWs in Tennessee und Florida notwendig

Bei den derzeitigen Überprüfungen werden Wetterereignisse oder einer Naturkatastrophen, die zu einem Stromausfall und zu einem Versagen der Notstromgeneratoren führen könnten, nicht berücksichtigt.

Die Generatoren werden über ihre ursprünglich geplante Kapazität hinaus beansprucht, ein damit resultierender Qualitätsverlust unterminiert ihre Sicherheit. Die US-AKW wurden für 40 Jahre geplant und genehmigt.

Aber 66 der 104 laufenden Atomreaktoren bekamen eine Betriebsverlängerung und können nun 20 Jahre länger am Netz bleiben. Die NRC-Behörde hat bisher eine Verlängerung der Genehmigungen nie abgelehnt – nicht einmal für die Anlage Vermont Yankee, wo es Probleme gab, wie beispielsweise eine Verseuchung von Grundwasser durch ausfließendes Tritium.

Der Senat des Bundesstaates hat gegen eine Verlängerung der Betriebslizenz gestimmt. Korrosion in den unterirdischen verlegten Rohrleitungen sind für Lecks verantwortlich, von denen radioaktivem Tritium auslaufen kann. Nicht nur in Vermont Yankee. Wird hier die Illusion aufrecht erhalten, dass die älter werdenden Anlagen immer sicher und problemlos laufen?

„Associated Press“ berichtet von einer Untersuchung die ergeben hat, dass NCR-Beamte immer wieder, und zwar auf Drängen der Industrie – entschieden haben, dass die ursprünglichen Regulatorien zu streng seien. Es wird argumentiert, dass die Sicherheitsgrenzwerte deswegen aufgeweicht werden sollten.

Es können und müssen sofort Schritte gemacht werden, um die Überprüfung der US-Atomreaktoren nicht vollkommen zu verharmlosen. „Die Zeit scheint reif, um sich von der Atomkraft zu verabschieden, hin zu den erneuerbaren, sichereren und effizienteren Energieformen, hin zu Sonne, Wind, Wasser, Biomasse.“ meinte einer unserer US-Ansprechpartner.

Quelle:

oekonews.at | holler 2011

https://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Auch+US-Atomreaktoren+sind+gefaehrlich,6,a19823.html

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Greenpeace deckt massive Mängel bei AKW-Neubauten auf

+ 27.07.2011 + Bau der finnischen und französischen Atommeiler neuerlich um Jahre verzögert.

Wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace aufzeigt, gibt es bei den derzeit in Finnland im Bau befindliche Atommeiler (EPR-Reaktor) massive Mängel und neuerliche Verzögerungen. Greenpeace konnte zahlreiche Unzulänglichkeiten feststellen, sowohl im Design als auch bei der Konstruktion des EPR-Reaktors.

Diese Informationen basieren auf Dokumenten der finnischen Atom-Aufsichtsbehörde (STUK).  Areva musste eingestehen, dass sich die Gesamtkosten von ursprünglich drei Milliarden Euro nahezu verdoppelt haben. Wie bekannt wurde, ist auch der zweite im Bau befindliche EPR–Reaktor im französischen Flamanville von ähnlichen Problemen betroffen.

„Diese so genannte ‚dritte Generation‘ von Kernreaktoren erweist sich als kompletter Fehlschlag.  Mit endlosen Verzögerungen um mehrere Jahre und Milliarden von Zusatzkosten werden die  Staaten, die in ihrer Energiepolitik weiterhin auf diese Technologie setzen, Schiffbruch erleiden.  Der EPR-Reaktor verkommt zu einem Fass ohne Boden“, erklärt Niklas Schinerl von Greenpeace. Hauptursachen dafür: Ein kompliziertes, unvollendetes Reaktordesign und Verträge mit Zulieferfirmen, die nicht zögern, den billigsten und einfachsten Weg zu gehen.

Die aktuellen Jahres-und Quartalsberichte der  finnischen Atom-Aufsichtsbehörde (STUK) zeichnen ein düsteres Bild und offenbaren eine lange Liste von alarmierenden Problemen beim Bau des EPR. Neue, ungelöste Design-Fragen, vor allem bei der computergestützten Steuerung des Reaktors, fehlende Unfall-und Risikoanalysen sowie erhebliche Mängel in der Bauqualität. Betroffene Systeme sind Backup-Diesel, Notkühlsysteme, elektrische Verkabelung, Becken für radioaktives Material, der die Kernbrennstäbe transportierende Kran und Trägerstrukturen des Reaktorgebäudes.

Greenpeace ruft die  sowohl die finnische als auch die französische Regierung dazu auf, die gescheiterten EPR-Reaktorprojekte endlich abzubrechen und auf nachhaltige und erneuerbare Energiequellen zu setzen. „Die EPR Atomreaktoren verkommen zu einem Milliardengrab. Es ist an der Zeit die Handbremse zu ziehen“, schließt Schinerl.

Quelle:

Greenpeace Austria 2011

https://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Greenpeace+deckt+massive+Maengel+bei+AKW-Neubauten+auf,6,a19765.html