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Hintergründe Störfälle

Update 08.04.2011, 23:00 (und zurückliegende Tage ….)

Update 08.04.2011, 23:00 (und zurückliegende Tage ….)

Ein weiteres schweres Erdbeben der Stärke 7,1 hat zu weiteren Problemen, u.a. in Onagawa geführt. Die beiden Beben in Neuseeland haben gezeigt, dass auch wesentlich leichtere Nachbeben zu gravierenderen Schäden als die Hauptbeben führen können, da viele Gebäude bereits durch das erste Beben stark geschädigt sind.

Probleme bei weiteren Atomanlagen

(FAZ) Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori und in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho wurde die externe Stromversorgung unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Notversorgung funktioniere aber an beiden Orten.

 

(GP) gibt zu Fukushima folgenden Überblick:

Stand Fukushima

In BLOCK 1 sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt und die Kühlsysteme ausgefallen, der Sicherheitsbehälter ist aber intakt. In das Reaktorgebäude … wird Kühlwasser mit Hilfe einer elektrischen Pumpe eingespeist. Auch in das Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe wurde Frischwasser eingespeist. Das Grundwasser bei Block 1 ist nach Tepco-Angaben stark verstrahlt: 10.000-fach erhöhte Werte von Jod-131 seien im Wasser entdeckt worden. Seit Donnerstag wird Stickstoff in das Reaktorgehäuse gefüllt (s.u.)

 

Bei BLOCK 2 vermuten die Experten ein Leck im Sicherheitsbehälter (Containment). Reaktorkern und Brennstäbe sind beschädigt, auch das Reaktorgebäude hat leichte Schäden. Das stark verstrahlte Wasser im benachbarten Turbinengebäude hatte vermutlich direkten Kontakt zu geschmolzenem Kernbrennstoff. Tagelang sickerte die stark verstrahlte Brühe unkontrolliert ins Meer. …

 

Auch in BLOCK 3 … sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt sowie die Kühlsysteme ausgefallen. … Der Sicherheitsbehälter ist womöglich noch intakt.

Druck von den Nachbarländern

(FTD) Unter dem Eindruck der Proteste von Nachbarstaaten will der Fukushima-Betreiber Tepco das Abpumpen von schwachradioaktivem Wasser in den Pazifik einstellen. Das teilte der Konzern mit. Zuvor hatte sich China besorgt über eine radioaktive Belastung geäußert und genauere Informationen verlangt.

In China wurden in zehn Fällen bei Schiffen, Flugzeugen und Warenlieferungen erhöhte Strahlenwerte gemessen. Auch Südkorea hatte Japan dafür kritisiert, das Ablassen des radioaktiven Wassers seinen Nachbarn nicht angekündigt zu haben.

Tepco hatte vor fünf Tagen damit begonnen, insgesamt 11.500 Tonnen schwachradioaktiven Wassers von einem Auffangbecken ins Meer abzulassen, um Platz für stärker verstrahltes Wasser zu schaffen. Zuvor hatte der Betreiber bereits ein Leck geschlossen, aus dem hochradioaktives Wasser ins Meer geflossen war. Tepco plant nun, Tanks zu bauen, die so viel Wasser aufnehmen können wie sechs Olympia-Schwimmbecken. Zudem soll ein Schwimmtank umgebaut und eingesetzt werden.

 

Lecks im Atomkraftwerk Onagawa

(Tagesschau) Nach dem schweren Erdbeben in Japan sind im abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa mehrere Lecks entdeckt worden. In allen drei Reaktoren sei Wasser auf den Boden geschwappt, teilte der Betreiber Tohoku Electric Power mit. Nach Angaben des Fernsehsenders NHK waren es bis zu 3,8 Liter. Das Wasser stammt zum Teil aus Becken, in denen verbrauchte Brennelemente gelagert werden.
Auch an anderen Stellen der Anlage sei Wasser ausgelaufen, berichtete der Betreiber. Außerdem wurden Teile, die den Druck kontrollieren sollen, im Turbinengebäude von Reaktor 3 beschädigt, berichtete NHK. Rund um den Meiler sei aber keine erhöhte Strahlung gemessen worden.
Nach dem heftigsten Nachbeben seit der Katastrophe am 11. März waren in dem AKW zwei der insgesamt drei äußeren Stromversorgungen ausgefallen. Das Kraftwerk ist seit dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vor vier Wochen zwar abgeschaltet. Die Brennelemente müssen aber weiter gekühlt werden. Dafür wird Strom gebraucht. Die Kühlung habe kurzzeitig ausgesetzt, funktioniere aber wieder, berichtete der Sender. Eine übriggebliebene externe Energiequelle versorge die Anlage ausreichend.

(FTD) Im Atomkraftwerk Onagawa floss radioaktives Wasser aus den Abklingbecken, blieb aber innerhalb der Sicherheitshülle der Anlage, wie Tokohu Electric mitteilte. Dies sei „nicht ungewöhnlich, obwohl es vorzuziehen ist, dass es nicht passiert“, sagte ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde.

(Focus) Außerdem wurden Teile, die den Druck kontrollieren sollen, im Turbinengebäude von Reaktor 3 beschädigt, berichtete NHK.
Innerhalb des Reaktorgebäudes sei ein leichter Anstieg von radioaktiver Strahlung gemessen worden, sagte ein Sprecher. „Wir versuchen herauszufinden, wo die Lecks sind.“ Außerhalb der Anlage sei jedoch keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Das AKW Onagawa war nach dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vor einem Monat heruntergefahren worden. Es liegt rund 100 Kilometer nördlich des Unglückatomkraftwerks Fukushima 1.

Wieder andere Meldungen (s.o.) sprachen von („Zitat der Behörden“) „ … bis zu vier Litern Wasser …“ DAS zeigt mustergültig den Unsinn der Meldung und das erneute Verharmlosen bis um „Geht nicht mehr“. Auf Deutsch übersetzt: Die Situation ist unkontrollierbar und kann jederzeit erneut eskalieren …

 

Das Leck ist dicht

(Tagesschau) Das Leck in Reaktorblock 2 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima ist offenbar abgedichtet. „Die Arbeiter haben um 5.38 Uhr (Ortszeit) bestätigt, dass kein Wasser aus dem Graben mehr ausläuft“, erklärte die Betreibergesellschaft Tepco in Tokio. Dank des Einsatzes von Flüssigglas dringe kein Wasser mehr aus der Leitung.

Die Einsatzkräfte vor Ort hatten zunächst versucht, den 20 Zentimeter langen Riss mit Beton zu verschließen. Dieser Versuch scheiterte ebenso wie der Einsatz einer Mischung aus Kunstharz, Zeitungspapier und Sägespäne. Zum Erfolg führte laut Tepco schließlich der Einsatz eines als Flüssigglas bekannten Silicats. Zuvor war tagelang verstrahltes Wasser in den Pazifik geflossen. Im Meerwasser in der Nähe von Fukushima stieg der Gehalt an radioaktivem Jod 131 dadurch auf das mehr als 4.000-fache des gesetzlichen Grenzwerts.

Verschwiegen weiter kontinuierlich, dass Ursache selbstverständlich ein Defekt des Reaktordruckbehälters sein muss. Repariert der Riss am Containment oder Reaktorgebäude … Derweil läuft die Kernschmelze weiter und das Wasser nicht mehr nach draußen, sondern nach unten! Das Meerwasser hat selbst lt. Tepco-Informationen 300 m vor der Küste eine Belastung von bis zu 100.000 Bq/ L, verschämt in „100 Bq/cm3“ angegeben.

Zu den Auswirkungen auf das Meer gibt die Seite der Tagesschau Auskunft

 

Stickstoff soll Wasserstoffexplosionen verhindern

(Tagesschau) Die Arbeiten gingen unterdessen auch auf anderer Ebene weiter: Nach Angaben des Tepco-Sprechers Junichi Matsumoto ist geplant, Stickstoff in mehrere beschädigte Reaktoren einzuleiten. Damit sollten Wasserstoffexplosionen verhindert werden, wie sie sich in den ersten Tagen der Katastrophe ereignet hatten. Eine unmittelbare Explosionsgefahr besteht laut japanischer Atomsicherheitsbehörde aber nicht.

Mit anderen Worten: Es laufen nach wie vor „mehrere“ Kernschmelzen, die Wasserstoff freisetzen …

 

Das bestätigt das BMU:

(BMU) Laut TEPCO besteht die Möglichkeit, dass für die Blöcke 1 bis 3 das Containment beschädigt sein kann. Zudem ist es möglich, dass Wasserstoff aus dem RDB über die Kondensationskammer in die Druckkammer des Containments gelangt. Obwohl angenommen wird, dass im Containment eine Dampfatmosphäre vorherrscht, kann eine Wasserstoffexplosion auftreten, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Luft bzw. Sauerstoff in das Containment gelangt. Dieses ist aber nur vorstellbar, wenn sich im Containment aufgrund von Kondensationsvorgängen Druckverhältnisse einstellen, die ein Einströmen von Luft bzw. Sauerstoff aus der Umgebung über Leckagen des Containments zulassen. Deshalb wurde für die Blöcke 1 bis 3 die Einspeisung von Stickstoff in das Containment bei der Aufsichtsbehörde beantragt, die die Entstehung eines zündfähigen Gemisches aus Wasserstoff und Sauerstoff verhindert. (TEPCO 06.04.2011)

Seit 1971: Versagen des Notkühlsystems beim Reaktortyp Fukushima als Designfehler bekannt

(anti atom piraten) Adam Curtis berichtet in seinem Blog der BBC aus einem Film, den er einmal gemacht hat und der sich mit der Kerntechnik befasst. Der Film ist online abrufbar. Adam Curtis kommt bei seinen Recherchen zur folgenden Erkenntnis:

Bereits 1964 waren US Regierungsmitgliedern mögliche gravierende Sicherheitsmängel von Siedewasserreaktoren bekannt. Siedewasserreaktoren des Typs, wie die, die nun in Fukushima verunfallt sind. Diese Warnungen wurden aber fortlaufend ignoriert. (mehr …)

 

Tepco kündigt Entschädigungen an

(Tagesschau) Tepco kündigte an, die örtlichen Behörden für die radioaktive Verstrahlung und Evakuierungen zu entschädigen. Der Konzern erklärte allerdings, noch sei weder über die Höhe entschieden, noch darüber welche und wie viele Kommunen mit Geldern rechnen könnten. Die Zeitung „Yomiuri“ hatte zuvor berichtet, Tepco werde schon mit Entschädigungszahlungen beginnen, bevor die Schäden durch die Katastrophe überhaupt berechnet sind. Mittel sollten diejenigen erhalten, die wegen des AKW-Unfalls ihre Häuser verlassen mussten oder sonst Schaden erlitten haben.

Der Aktienkurs des Konzerns brach weiter ein. Seit der Reaktorkatastrophe infolge des Bebens und des Tsunamis am 11. März hatte die Aktie bereits mehr 80 Prozent an Wert verloren. Seine Bilanz des Geschäftsjahrs, das bis Ende März lief, verschob der Konzern nun auf unbestimmte Zeit.

Wie allerdings Tepco eine Summe aufbringen will, die das Mehrfache des Firmenwertes VOR der Katastrophe übersteigt, entschädigen will, bleibt unklar …

 

Deutsche Bank und West-LB finanzieren Betreiber des Katastrophen-Reaktors in Japan mit
PM von urgewald & attac

Angesichts der Atomkatastrophe in Japan haben das globalisierungskritische Netzwerk Attac und die Umweltorganisation Urgewald scharf die Rolle von Banken bei der Finanzierung von unsicheren Atomkraftwerken kritisiert. „Wo große Gewinne winken, spielen Informationen über massive Sicherheitsprobleme und Störfälle keine Rolle“, sagte Jutta Sundermann vom Attac-Koordinierungskreis. „Auf der Jagd nach der größtmöglichen Rendite setzen Banken Millionen Menschenleben aufs Spiel.“ So gaben die Deutsche Bank und die WestLB für Tepco, den Betreiber des japanischen Katastrophen-Reaktors, Anleihen in Höhe von zweimal rund 30 Millionen Euro aus; die die ING Bank (Muttergesellschaft der Direktbank ING-Diba) kaufte Tepco-Anleihen für rund 15 Millionen Euro.“ (mehr)

 

Korruption, die vom Himmel fällt

(SZ 03.04.2011, 18:01) Jahrelang hat Japan so getan, als gäbe es keine Alternative zur Atomkraft, dabei besitzt das Land viele natürliche Energiequellen. Doch die werden nicht genutzt – denn die Atomkonzerne schmieren Beamte mit hochbezahlten Beraterjobs. (mehr)