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Auch Wiederaufbereitungsanlage gefährdet

Probleme gibt es auch in der nördlich von Fukushima Daiichi liegende Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho. Diese wird ebenfalls  derzeit mit Notstrom gekühlt. „Hier liegen rund 3000 Tonnen hochradioaktiver abgebrannter Brennstoff“, sagte der international tätige Atomexperte Mycle Schneider. Das entspreche etwa der Menge an Brennstoff, die in 25 bis 30 Atomreaktoren gelagert wird. „Wenn die Brennstäbe nicht gekühlt werden, entzünden sie sich selbst“, erklärte Schneider.

Aufgrund des Stromausfalls werde auch die Anlage in Rokkasho mit Dieselgeneratoren betrieben, bestätigte das Japanische Atom-Informationsforum (JAIF) in einer Presseerklärung. Die Notgeneratoren seien allerdings nicht darauf ausgelegt, langfristig zu laufen, erklärte Schneider, der mehrmals als Atomexperte in Japan war. „Wenn so eine Wiederaufbereitungsanlage in Brand gerät, weil die Kühlung versagt, entweicht Radioaktivität.“

Die Gefahr sei nicht so groß wie in den AKWs, da die Strahlung bereits am Abklingen sei. Allerdings können bei Ausfall der Notpumpen, die nicht auf Dauerbetrieb ausgelegt sind, große Mengen Radioaktivität entweichen.

Quelle: Focus

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Riss im Reaktor?

Der Druck in einer benachbarten Anlage (einem der anderen Blöcke?) steigt, hier ist die Kühlung mittlerweile offenbar ebenfalls komplett ausgefallen, auch hier droht offenbar eine Kernschmelze. (Tagesthemen, 12.3.2011, 0:50 Uhr)

NOAA HYSPLIT Modellrechnungen für eine mögliche Ausbreitung der Radioaktivität zeigt die HP: https://inqbus-hosting.de/support/dokumentation/docs/ausbreitung-einer-radioaktiven-wolke-aus-japan

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Der Druck im Reaktor liegt um das Doppelte über dem zulässigen Wert, die Radioaktivität im Kontrollraum liegt 1000-fach über dem Normalwert. Da der Reaktor-Kühlkreis mit dem Kontrollraum NICHT verbunden ist, wird ein Riss im Reaktor vermutet. Gleichzeitig läuft die Kühlung nach wie vor auf Batterien, deren Ende der Leistungsfähigkeit absehbar ist. Es droht sowohl eine Explosion als auch eine Kernschmelze. Die Radioaktivität in der Umgebung ist mittlerweile auf das achtfache angestiegen, es wird eine Zone von 10 km evakuiert. (Quelle: „heute nacht“, ZDF von 23:40 am 11.03.2011)

Das deckt sich mit der Information, das der Kühlwasserstand „aus unerklärlichen Gründen“ um mehr 2 m gefallen ist.

Der Betreiber TEPCO = Tokio Electric Power Company (https://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11031210-e.html) hat mittlerweile eingestanden, dass radioaktiver dampf abgelassen wurde, um den Druck zu verringern („We have decided to implement measures to reduce the pressure of the reactorcontainment vessel for those units that cannot confirm certain level of water injection by the Reactor Core Isolation Cooling System, in order tofully secure safety.“)


Der Stand laut Tepco ist folgender (betroffen sind also sieben Reaktoren, vier sind außer Betrieb gewesen) :

Fukushima Daiichi Nuclear Power Station:
 Units 1 to 3: shutdown due to earthquake
 Units 4 to 6: outage due to regular inspection

Fukushima Daini Nuclear Power Station:
 Units 1 to 4: shutdown due to earthquake

Betreiber von Tokai ist Japan Atomic Power Company. Auf deren Hompepage gibt es keine aktuellen Infos.

Betreiber von ist Onagawa ist Tohoku Electric Power Company, deren HP ist derzeit wiederum nicht erreichbar ...
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NTV 19:13: Feuer im AKW gelöscht, aber radioaktivität soll frei gesetzt worden sein.

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Spiegel online 11.3. Die Betreibergesellschaft Tokyo Electric Power Company gibt auf ihrer Website an, dass bei drei der sechs Reaktoren alle Notstrom-Generatoren ausgefallen seien. Man habe die Meiler daraufhin geflutet. Der Industrieverband World Nuclear Association meldete, man habe erfahren, dass die Situation unter Kontrolle sei. Allerdings ist der Verband – ebenso wie die Internationale Atomenergiebehörde IAEA – auf Informationen aus Japan angewiesen. „Die würde ich zurzeit mit der Pinzette anfassen“, warnte Atomexperte Schneider. Nach Angaben der japanischen Atomaufsicht hat die Betreiberfirma drei oder vier Generatorenfahrzeuge vor Ort. Diese könnten aber nicht angeschlossen werden, weil ein passendes Kabel fehle. Derzeit werde versucht, dieses Kabel per Flugzeug herbeizuschaffen. Gleichzeitig versuche das Unternehmen, aus einem anderen Kernkraftwerk eine Ersatzbatterie für den Notbetrieb des Kühlsystems zu dem havarierten AKW zu bringen.

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Tagesschau: Röttgen sagt, selbst für den Fall des Austrittes von Radioaktivität (Druck ablassen z.B.) bestünde keine Gefahr für die deutsche Bevölkerung und deutsche AKW seien sicher … (Anm. der Red.: kein Kommentar)

 

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Bundesumweltministerium betreibt Desinformationspolitik

ausgestrahlt – Gemeinsam gegen Atomenergie
Pressemitteilung

Hamburg, 11. März 2010

Bundesumweltministerium betreibt Desinformationspolitik angesichts  drohender Kernschmelze in japanischem AKW

Auch in deutschen AKW Ausfall der Kühlung möglich / Morgen Proteste  zwischen Neckarwestheim und Stuttgart

Das Bundesumweltministerium erklärt zur drohenden Kernschmelze im AKW  Fukushima nach dem Erdbeben in Japan: Die deutschen Atomkraftwerke seien  „gegen die bei uns zu erwartenden Erbeben“ ausgelegt. „Die Anlagen  werden bei Überschreiten bestimmter sicherheitsrelevanter Grenzwerte  automatisch abgeschaltet“, sagte ein Sprecher in Berlin.

Dazu erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt:  „Das Bundesumweltministerium betreibt eine unerträgliche  Desinformationspolitik. Auch die japanische Regierung hatte behauptet,
ihre AKW seien erdbebensicher. Was wir in diesen dramatischen Stunden  erleben, ist ja gerade, dass selbst eine automatische Abschaltung nicht  vor einer Kernschmelze schützt. Selbst nach einer Schnellabschaltung
produzieren die Brennstäbe so viel Energie, dass sie ohne ständige  Kühlung schmelzen. Das Erdbeben in Japan hat in Fukushima zum Ausfall  der Stromversorgung und des kraftwerkseigenen Notkühlsystems geführt.
Gleiches kann in deutschen Atomkraftwerken passieren.

Auch im hessischen AKW Biblis war am 8. Februar 2004 nach dem Ausfall  der externen Stromversorgung ein sogenannter „station blackout“  eingetreten und es drohte die Kernschmelze. Im AKW Neckarwestheim ist
die Notstromversorgung besonders labil. Es ist der einzige Reaktor mit  nur drei Hauptkühlkreisen. Und es gab bereits wiederholt Ausfälle der  Hauptkühlmittelpumpen.

Für die Stilllegung des AKW Neckarwestheim und aller anderen  Atomkraftwerke demonstrieren morgen Zehntausende mit einer 45 km langen  Menschenkette von Neckarwestheim bis Stuttgart.

Wir rufen angesichts der erschreckenden Ereignisse in Japan alle  Atomkraftgegner dazu auf, sich morgen an den Protesten in  Baden-Württemberg zu beteiligen. Aus dem ganzen Bundesgebiet fahren
Sonderzüge und Busse zur Menschenkette.“

Rückfragen an Jochen Stay, Tel. 0170-9358759  https://www.ausgestrahlt.de

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GAU Japan – Lösung a la Harrisburg?

Mittlerweile ist bekannt, dass wahrscheinlich drei der sechs Blöcke vom Kühlwasserausfall betroffen sind und dort Kernschmelzen drohen.

Tokio (dpa) – Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima steigt die Radioaktivität in einem Turbinengebäude des Reaktors Nummer 1. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft in der Nacht zum Samstag (Ortszeit). Nach Angaben des Fernsehsenders NHK ist zudem auch der Druck in einem der Reaktoren gestiegen. Es werde derzeit überlegt, «ein wenig» Luft rauszulassen, um den Druck zu senken.

Die Anwohner in der Umgebung seien bereits in Sicherheit gebracht worden. Laut dem Betreiber werde wenn überhaupt nur «wenig» Luft abgelassen, was einem Experten zufolge ein «üblicher Vorgang» sei. In zwei Reaktoren des AKW war die Kühlung ausgefallen. Auch sämtliche vier Notgeneratoren waren ausgefallen. Als Folge war das Kühlwasser bedrohlich zurückgegangen. Im äußersten Fall droht laut Experten die Gefahr einer Kernschmelze.

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In Harrisburg wurde das Problem der Wasserstoffwolke in der Kuppel genauso gelöst. Natürlich ist die Aussage Unsinn, das sei üblich und es würde nur „ein wenig Luft rauszulassen, um den Druck zu senken“.

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Atomarer Notstand in Japan – Kernschmelzgefahr

IPPNW-Presseinformation vom 11. März 2011

Angesichts der Ausrufung des atomaren Notstands in Japan erklärt Henrik Paulitz von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW:

Durch ein Erdbeben kann in einem Atomkraftwerk ein Störfall ausgelöst und zugleich können die dann erforderlichen Sicherheitssysteme zerstört werden.

Durch das Erdbeben in Japan soll im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi die Kühlwassermenge gefährlich abgesunken sein. Die Notstromdiesel sind nicht angelaufen. Es kam zum gefürchteten „station blackout“, dem Ausfall der Stromversorgung.

Die für die Steuerung des Atomkraftwerks erforderlichen Batteriekapazitäten sind in zwei Blöcken nahezu erschöpft. Um die Batterien zu schonen, musste das Notkühlsystem abgestellt werden. Durch den Austritt von Kühlwasser über ein Leck steigt derzeit der Druck im Containment. Es besteht die Gefahr eines schweren Kernschmelz-Unfalls.

Es ist völlig unklar, ob in diesem Fall Notfallmaßnahmen funktionieren würden und ob die Anlage die Radioaktivität überwiegend zurückhalten könnte. In aller Regel ist wie im vorliegenden Fall gerade bei älteren Anlagen mit Undichtigkeiten zu rechnen, so dass mit der Freisetzung von Radioaktivität gerechnet werden muss. Außerdem dürften auch in Japan die Containments durch potenzielle explosive Ereignisse gefährdet sein. Vermutlich vor diesem Hintergrund wurde bereits mit der Evakuierung begonnen.

Stets wurde uns von der deutschen Atomindustrie Japan als leuchtendes Beispiel für erdbebensichere Atomkraftwerke vor Augen geführt. Die Realität zeigt nun erneut, was von den Verlautbarungen dieser Branche zu halten ist.

Auch in Deutschland gibt es massivste Probleme mit einer unzureichenden Erdbebenauslegung von Atomkraftwerken. Die IPPNW prangert schon seit vielen Jahren an, dass die hessische Atombehörde in Biblis nur eine Auslegung der Anlage gegen vergleichsweise schwache Erdbeben verlangt, obwohl am Standort laut Gutachten deutlich schwerere Erdbeben möglich sind (in der Fachsprache: Auslegung nur 50%-Fraktile statt 84%- oder 95%-Fraktile). Vermutlich sind alle Atomkraftwerke im Rheingraben und am Neckar durch an diesen Standorten mögliche Erdbeben gefährdet.