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Akualisierungen des Buches

Aktualisierung S. 32f neu: Syrische Bombe mit deutscher Hilfe?

Auch gegen Syriens Diktator Baschar al-Assad besteht der Verdacht, er betreibe ein geheimes Nuklearprogramm. Das Know-how zum Umgang mit dem Spaltmaterial soll aus der Atomfabrik in Hanau stammen. Im Jahre 2004 berichtete der SPIEGEL: Ein Ermittlungsverfahren Stockholmer Behörden sowie Recherchen der CIA begründen den schweren Verdacht, Schweden und Deutschland seien beteiligt. Ein schwedischer Kernkraftexperten berichtet im November 2003 von der Nuklearanlage „Randstad Mineral“ in Skövde in Schweden. In der Anlage arbeiteten zwischen 1999 und 2002 syrische Techniker an einer „Extraktionsanlage“ zur Gewinnung von Uran.

Der dazu notwendige Rohstoff kam aus Deutschland: Laut Transportgenehmigungen des Bundesamtes für Strahlenschutz war es Uranoxid aus der stillgelegten hessischen Nuklearfabrik in Hanau. Mehr als 40 Tonnen uranhaltige Abfälle aus Brennelementen der Firma Siemens für deutsche Atomreaktoren wurden in den Jahren 1996 bis 2000 offiziell nach Schweden verkauft. Das Ganze wurde als „werthaltige Reststoffe“ deklariert, so Helmut Rupar, Chef der Hanauer Nuklearanlage. Doch die laut der offiziellen Transportpapiere des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter „kontaminierten Reststoffe“ hätten Syrien den Weg zur Bombe ermöglichen können.

In der syrischen Stadt Homs nördlich der Hauptstadt Damaskus steht das syrische Atomforschungszentrum. Ein hier befindliches, offiziell als „Reinigungsanlage für Phosphorsäure“ deklariertes, Gebäude der schwedischen Firma Meab (Sitz nahe Göteborg mit einer Zweigniederlassung im nordrhein-westfälischen Aachen) ist laut schwedischen Kernkraft-Insidern baugleich mit der inzwischen still gelegten „Ranstad Mineral“, in der Uran gewonnen wurde. Meab-Chef Reinhardt hatte den Nachbau der Urananlage ohne behördliche Genehmigung bereits seit 1999 ins syrische Homs verschiffen lassen. Kaufpreis: vier Millionen Euro.

Hausherr des hinter den meterhohen Mauern und mit Wachtürmen gesicherten Gebäudes ist die Atom Energy Commission of Syria (AECS). Westliche Geheimdienste vermuten schon lange, dass hier Teile des ABC-Waffenprogramms von Damaskus vorangetrieben werden. Der schwedische Deal ist ein weiterer Hinweis, dass Syrien, das auch Raketentechnologie aus China importiert hat, in den Club der Atommächte strebt.

Die Beschäftigung der syrischen Experten wurde in Schweden von den Atomaufsichtsbehörden abgesegnet. Seit 1999 befand sich auch der jetzige AECS-Generaldirektor, Ibrahim Osman, mit fünf weiteren Mitarbeitern über wechselnde Zeiträume hinweg zum „Wissenschaftsaustausch“ im schwedischen Skövde. Schon damals wunderten sich die schwedischen Kraftwerksingenieure über das besondere Interesse der nahöstlichen Kollegen an der Mineral-Randstad-Anlage, in der ursprünglich Uran aus heimischem Schiefer gewonnen wurde. Syrien verfügt über ähnliche uranhaltige Phosphatvorkommen. Auch waren aus Mineral Randstad einige sorgfältig inventarisierte Mengen des hochgiftigen Plutoniums spurlos verschwunden.[1]

Erste „atomare“ Auseinandersetzungen (neben der israelischen Bombardierung des irakischen Reaktors Osirak) im Nahen Osten hatte es bereits gegeben: Im Golfkrieg zwischen Irak und Iran wurde der damals in Bau befindliche Reaktor in Buschehr mehrfach von der irakischen Luftwaffe bombardiert. Zur Erinnerung: Der Irak wurde in diesem ersten Golfkrieg von den USA und den meisten europäischen Staaten unterstützt.[2]

Am 6. September 2007 bombardierten israelische Kampfjets in Ostsyrien am Euphratufer ein militärisches Ziel. Mehr wurde von der israelischen Regierung damals nicht verlautbart. Prompt führten die Überlegungen, was das Ziel gewesen sei zu den wildesten Spekulationen. Der Spiegel vermutete damals aufgrund von Äußerungen von Experten aus Washington (David Albright und Paul Brannen, Institute for Science and Internationale Security ISIS) schon sehr konkret, ein Atomreaktor nordkoreanischer Bauart ähnlich dem in Yongbyon/NK sei das Ziel des Angriffes gewesen[3]. Damals gab es erhebliche Zweifel an dieser Darstellung.[4]

Durch die Veröffentlichungen von Wikileaks und darauf bezogen u.a. von der israelische Zeitung „Jediot Ahronot“ im Winter 2010 wurden diese Unklarheiten beseitigt! „Bei einem Luftangriff am 6. September 2007 hat Israel den heimlich in Syrien gebauten Reaktor zerstört, der offenbar mit nordkoreanischer Hilfe gebaut worden sei“, schrieb die damalige US-Außenministerin Condoleezza Rice in einer jetzt veröffentlichten Depesche am 25. April 2008 an ranghohe Mitarbeiter. „Unsere Geheimdienstexperten sind überzeugt, dass der Angriff einen Reaktor des Typs traf, der von Nordkorea in Yongbyon gebaut wurde. Wir haben genügend Anlass davon auszugehen, dass der Reaktor nicht zu friedlichen Zwecken errichtet wurde.“ Die Anlage sei nicht zur Stromerzeugung geeignet gewesen.[5] Der Reaktor habe kurz vor de Inbetriebnahme gestanden. Rice erläuterte weiter, dass die Operation erfolgreich gewesen sei, der Reaktor völlig zerstört wurde und von den syrischen Stellen alle Beweise entfernt worden waren. Laut Rice sei die Aktion nicht mit den USA abgestimmt gewesen, sie habe aber „jedoch Verständnis für den Schritt“.

Inspekteure der IAEA entdeckten Mitte 2008 bei Untersuchungen an der bombardierten Stelle Uranpartikel. Die syrische Regierung versuchte sich damit herauszureden, diese könnten von verwendeten israelischen Raketen stammen, was jedoch angezweifelt wurde.


[1] https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,288403,00.html

[2] Sascha Müller-Kraenner: Energy Security. Washington: Heinrich Böll Foundation, 2007, S. 127

[3] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,513531,00.html

[4] Spiegel, ebenda

[5] https://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/wikileaks-syrien-atomreaktor

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Hintergründe

Mord an iranischem Atomwissenschaftler

Bei zwei Anschlägen sind Ende November in Teheran ein iranischer Atomwissenschaftler getötet und ein zweiter verletzt worden. Die Frauen der Forscher wurden bei den Anschlägen verletzt. Präsident Mahmud Ahmadinedschad machte Israel und westliche Regierungen  verantwortlich. Es gab keine Spuren der Attentäter, die unerkannt entkommen konnten.Der getötete Majid Shahriyari spielte eine wichtige Rolle im Atomprogramm  des Landes, er lehrte an der Shahid Beheshti Universität in der Fakultät für Nuklearforschung.

Der verwundete Atomexperte Fereydoun Abbasi-Davani ist in den UN-Sanktionsbeschlüssen von 2007 erwähnt. Er ist Mitglied der Revolutionären Garden und lehrt an der Imam Hossein Universität.   Abbasi-Davani ist Laser-Experte und arbeitet an der Trennung nuklearer Isotope.  Bereits im Januar war der Atomwissenschaftler Massoud Ali-Mohammadi bei einem ähnlichen Anschlag getötet worden, ein enger Mitarbeiter des jetzt verletzten Fereydoun Abbasi-Davani.

Quelle: www.fr-online.de

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Akualisierungen des Buches

Aktualisierung S. 79f neu: Deutsche Teilhabe an US-Atomwaffen

Immer noch lagern auf deutschen Hoheitsgebiet US-amerikanische Atomwaffen. Das wurde durch Veröffentlichungen der Wikileaks-Papiere im Dezember 2010 erstmalig offiziell bestätigt.[1]

Diese in Büchel (Rheinland-Pfalz) stationierten und – bei Verstoß gegen internationales[2] und deutsches Recht – unter deutscher Verfügungsgewalt („Nukleare Teilhabe“) stehenden ungefähr 20 Atombomben sind ein Anachronismus der Geschichte. Einige wenige NATO-Mitglieder (u. a. Belgien und Deutschland) akzeptieren heute noch die Stationierung atomarer Waffen auf ihrem eigenen Territorium. Die Mitgliedschaft in der NATO verpflichtet kein Land dazu, diese Stationierung zuzulassen. Griechenland stoppte die Lagerung von Atomwaffen auf griechischem Boden beispielsweise im Jahr 2001. Die NATO hat auf ihrer Jahrestagung in Lissabon im November 2010 den Abzug abgelehnt.

Die deutsche Verfügungsgewalt manifestiert sich darin, dass der Einsatz dieser Atomwaffen nur mit Zustimmung der bundesdeutschen Regierung zulässig ist. Militärisch sind die 20 Bomben mittlerweile ohne jegliche Bedeutung, moderne Raketen sind viel effizienter und treffsicherer. Daher hält sich der Verdacht, dass auf diesem Weg Deutschland im Atomkriegsfall „in die Pflicht“ genommen werden soll (und will?).  Auch üben deutsche Piloten in deutschen Kampfflugzeugen den Abwurf der Bomben. Büchel ist eine Einrichtung der Bundeswehr, nicht der US-Armee.

Die Stellungnahmen der deutschen Regierung gegen die Verbreitung von Atomwaffen sind unglaubwürdig, solange diese selbst gegen das Grundgesetz und internationales Recht verstößt. Im Zusammenhang mit den Wikileaks-Veröffentlichungen wurde offenbar, dass sich die aktuelle Regierung nicht einig ist, ob sie den Abzug fordert und damit die Gesetze einhält. So zitiert die Eifelzeitung Wikileaks: „Im Herbst 2009 kabelte die USA Botschaft, Merkels Außenberater Christoph Heusgen verzichte auf den Abzug der letzten zwanzig taktischen USA-Atomwaffen auf deutschem Boden. Dagegen hatte eine FDP Quelle zuvor verraten, dass Parteichef Westerwelle auf den Raketenabzug bestehe, während Wolfgang Schäuble die USA Atomwaffen als Schutz gegen den Iran sehe.[3] „Gute“ deutsche Tradition, auch die rotgrüne Regierung unter Schröder hatte schon 2005 das Angebot der Bush-Regierung, die Waffen bei Aufforderung der deutschen Regierung sofort abzuziehen, nicht wahrgenommen!


[1] u.a. https://www.eifelzeitung.de/?artikel=60227 bzw. https://www.sr-online.de/nachrichten/1668/1150367.html

[2] Atomwaffensperrvertrag (NVV) und Zwei-plus-vier-Vertrag

[3] https://www.eifelzeitung.de/?artikel=60227

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Akualisierungen des Buches

Nordkoreas A-Bomben-Exporte

Ein Bericht von Experten der Vereinten Nationen listet Beweise für illegale Geschäfte Nordkoreas mit der Lieferung von Atomtechnik an Syrien, Iran und Burma auf. Brisant ist dabei, dass offenbar Raketen UND Bomben angeboten wurden. Burma diente vermutlich nur als Drehscheibe. Syriens Pläne (s. S. xy) sind mit der Bombardierung der Anlagen durch Israel wohl  Geschichte. Im September 2007 bombardierten israelische Kampfflugzeuge Al Kibar am Oberlauf des Euphrat. Israel und US-Geheimdienste unterstellten, dass es sich um die Baustelle eines Reaktors nach nordkoreanischem (und somit wiederum pakistanischem) Vorbild handelte. Der Protest Syriens gegen den israelischen Luftangriff war auffällig verhalten. Syrien ließ das ganze Areal schnell abdecken, dennoch fanden IAEA-Inspektoren dort Spuren von angereichertem Uran.

Hochbrisant ist allerdings die Verbindung zum Iran, sollte sie sich bestätigen. Würden die Infos offiziell durch die UN veröffentlicht, wäre dies vermutlich erstmalig die sog. „smoking gun“, der harte Beweis, dass Iran an Atombomben baut und so gegen den von ihm unterschriebenen NVV verstößt.

Der Bericht lag seit sechs Monaten unveröffentlicht in der Schublade, weil China sich seiner Veröffentlichung widersetzte. Die Washington Post und CNN veröffentlichten jüngst Auszüge, die ihnen von ungenannten Diplomaten zugespielt wurden.

Mehr hier im Original (Frankfurter Rundschau).

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Hintergründe

Treppenwitz der Weltgeschichte …

Laut US-Präsident Obama wollen „Indien und die USA gemeinsam gegen die illegale Weiterverbreitung von Atomwaffen vorgehen“ … (Heute Journal am 8.11.2010 um 19:00 Uhr). Zur Erinnerung: Indien hat bis heute den NVV („Atomwaffensperrvertrag“) NICHT unterschrieben, sich illegal Atomwaffen beschafft, mit Pakistan mehrere „Beinah-Atomkriege“ bis Minuten vor dem „Druck auf den roten Knopf“ ausgefochten und wurde für all dies von den USA mit der Zusage Wissens- und Techniktransfer zur „zivilen“ Nutzung der Atomenergie belohnt, womit die USA selbst massiv gegen den NVV verstießen.

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Akualisierungen des Buches Störfalle

Aktualisierung S. 38f neu: Al-Qaidas Atombombe

Fiktion: Al-Qaidas Atombombe

Die „Überzeugung“ des zuständigen Beamten ist recht leicht, wenn auch etwas einfach gestrickt. An den in einer streng puritanischen kleinen Hafenstadt lebenden, verheirateten Mann und Familienvater macht sich im Auftrag des Al-Qaida-Agenten ein Vierzehnjähriger heran und beginnt ein Liebesverhältnis mit ihm. Vor die Alternative gestellt, denunziert und somit öffentlich vernichtet zu werden oder mit zwei Millionen Dollar und der Fortführung der Liebesbeziehung entlohnt zu werden, fällt dem Mann die Wahl leicht: Er „übersieht“ einen merkwürdigen Container aus Russland. Deklariert waren Bleiabfälle zur Wiederverwertung. Dass der Container massiv von innen mit Blei verkleidet ist, um die Strahlung der beiden darin transportierten russischen Atombomben zu tarnen, wird selbstverständlich verschwiegen. Die Beschaffung der Bomben in Russland ist wiederum nicht ganz so preiswert gewesen, aber auch nur eine Frage des Geldes oder der anderen Mittel zur Überzeugung der unterbezahlten russischen Beamten.

Die Bomben selbst werden auf eine einsame Farm in Nebraska gebracht. Dort wird von einem emigrierten, in Diensten von Al-Qaida stehenden, russischen Atomtechniker der bisherige Zündmechanismus entfernt und ein sehr einfacher Zünder eingebaut. Dieser bringt mittels einer konventionellen Explosion die beiden kritischen Hälften des Spaltmaterials zusammen und führt somit zur atomaren Explosion. Anschließend werden die Bomben, wiederum mittels LKW in Bleiummantelung ins Zielgebiet gebracht und gezündet.

—————————————–

„Al Qaida“ steht hier und an anderen Stellen als „Platzhalter“ für den weltweiten Terrorismus. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, zu hinterfragen, WER Al Qaida eigentlich ist, wer dahinter steckt, wessen Interessen verfolgt werden und wer das Ganze finanziert und steuert. Dies zu untersuchen wäre ein eigenes Buch wert. Allerdings ist Al Qaida die erste Terror-Organisation, die in Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11.09.2001 Planungen von Anschlägen auf AKWs offen gelegt hat und via Pakistan möglicherweise Zugang zu waffenfähigem Material und/oder Atombomben hat oder bekommen kann.[1] Osama bin Laden wird im Januar 1999 zitiert: „Wir würden es nicht als Verbrechen ansehen, in den Besitz atomarer, biologischer oder chemischer Waffen zu gelangen.“[2]

Auch Terrorgruppen mit anderem als islamistischen Hintergrund wie Rechtsextreme oder Fanatiker einiger anderer Religion spielen mit dem Gedanken an die ultimative Erpressungswaffe und könnten daher synonym eingesetzt werden.

Aber viel entscheidender ist die Tatsache, dass es nachgewiesene Verbindungen zwischen den Bombenbauern in Pakistan und Al Qaida gibt:

Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI6 hatten unter der Legende, sie seinen Terroristen und hätten Interesse an Atomtechnik oder spaltfähigem Material Kontakt Ende 2001 zu Kadir Khan und seinen Mitarbeitern aufgenommen. Laut Tenet (CIA-Chef) waren mindestens zwei der kontaktierten pakistanischen Atomwissenschaftler bereit und boten zudem noch Infos zu einer „schmutzigen Bombe“ als Extra an.

Nach mehreren – nicht bestandenen – Tests mit Lügendetektoren gaben zwei andere Wissenschaftler aus Khans Umfeld namens Mahmood und Majeed, zu, mit Bin Laden persönlich und mit Vertrauten von ihm über Massenvernichtungswaffen „Diskussionen akademischer Natur“ geführt.[3] Allerdings lehnte der pakistanische Geheimdienst eine Vernehmung der Wissenschaftler durch die CIA „brüsk“ ab. 100 Tage nach den Anschlägen des 11.9.2001 belegt das US-Außenministerium, dass Mahmood sich mehrfach mit Bin Laden und Mullah Omar getroffen hatte, um über die Herstellung von ABC-Waffen zu diskutieren.


[1] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/us-staatsanwalt-atta-hatte-freie-hand;869520

[2] in einem Interview der Newsweek vom 11.1.1999

[3] Egmont R. Koch: Atomwaffen für Al Qaida – Auswertung, Aufbau-Verlag, Berlin, 2005, S. 33f

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Akualisierungen des Buches

Aktualisierung S. 31 neu: Saudi-Arabien

Außer dem Iran denkt auch Saudi-Arabien über eine Aufrüstung mit Atomwaffen nach. Wie der „Guardian“ berichtet, wurden 2003 in Saudi-Arabien[1] in einem Strategiepapier drei mögliche Optionen diskutiert: Saudi-Arabien könne

–      entweder Atomwaffen zur Abschreckung erwerben,

–      in eine Allianz mit einem Staat eintreten, der Atomwaffen besitzt und Schutz anbietet (gedacht war offenbar an Pakistan) oder

–      per Abkommen die Region atomwaffenfrei machen.[2]

Eine Zusammenarbeit mit Pakistan hatte es eventuell bereits  in der Vergangenheit gegeben: Wikipedia berichtet, dass Pakistan und Saudi-Arabien 2003 eine geheime Vereinbarung über eine „nukleare Kooperation“ abgeschlossen hätten. Demzufolge sollte Saudi-Arabien im Gegenzug zu günstigem Öl für Pakistan Atomwaffentechnologie geliefert werden.

Frühere, direkte Kontakte zu Abdul Kadir Khan sind nachgewiesen. In welchem Ausmaß die saudischen Streitkräfte Zugriff auf die pakistanischen Nuklearwaffen haben, ist unklar.

Weiterhin meint Wikipedia sogar eine Beteiligung am irakischen Atomprogrammm Saddam Husseins nachweisen zu können: Zeuge ist Muhammad Khilewi, der stellvertretende UN-Botschafter Saudi-Arabiens. Als er Asyl in den USA beantragte, lieferte er ein Paket von 10.000 Dokumenten, die vermeintlich eine jahrelange Unterstützung des irakischen Massenvernichtungswaffenprogramms belegten. Diesen Dokumenten zufolge soll die saudi-arabische Regierung das Kernwaffenprogramm des Iraks während des Regimes Saddam Husseins mit fünf Milliarden Dollar unterstützt haben – unter der Voraussetzung, dass erfolgreich entwickelte Nukleartechnologie und eventuell sogar Atomwaffen nach Saudi-Arabien abgegeben würden. Die Anschuldigungen wurden durch keine andere Quelle bestätigt und die offizielle amerikanische Position ist, dass es keine Beweise für eine Unterstützung der atomaren Bemühungen des Irak durch Saudi-Arabien gibt. Auch Saudi-Arabien bestreitet die Anschuldigungen offiziell.[3]


[1] zitiert nach: https://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15662/1.html

[2] https://www.guardian.co.uk/world/2003/sep/18/nuclear.saudiarabia

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Atomprogramm_Saudi-Arabiens

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Hintergründe

Keine Mehrheit gegen Isreal in der IAEA

Die Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) hat einen von der Arabischen Liga und anderen islamischen Staaten eingebrachten Resolutionsentwurf abgelehnt, der Israels wegen seiner atomaren Bewaffnung verurteilt hätte. Israel sollte aufgefordert werden, sein Nuklearprogramm offen zulegen. Allerdings stimmten 51 Staaten gegen die Resolution, 46 dafür. 54 der insgesamt 151 IAEA-Mitglieder enthielten sich der Stimme zu oder blieben der Abstimmung fern.

Für Israel ist dieses Ergebnis ein Sieg. Vor genau einem Jahr hatte die Vollversammlung der IAEA mit einer knappen Mehrheit von 49 zu 45 eine ähnliche Resolution angenommen. Damals wurde der Auftrag erteilt, einen Bericht über die nuklearen Bewaffnung Israels zu erstellen.

Jerusalem machte zum wiederholten Mal klar, dass es keinerlei internationalen Inspektionen ihrer Atomanlagen dulden werde. Dazu sieht sich das Land nicht verpflichtet, weil es den Atomwaffensperrvertrag nicht unterschieben hat. Formal ist Israel damit im Recht, es dürfte allerdings dann auch keinerlei Zusammenarbeit mit irgendwelchen Atommächten oder Staaten geben, welche die sog. „zivile Atomenergie“ nutzen.

Näheres u.a. in der Frankfurter Rundschau bzw. im Tagesanzeiger

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Demonstration Hintergründe

Rede bei der Cattenom-Demo, 18.09.2010

Als letzter Redner wies der Verfasser dieser Zeilen, Autor von „Störfall Atomkraft“, auf die untrennbare Verflechtung von „ziviler“ und militärischer Nutzung an Beispiel „Iran“  hin. ALLEIN dies ist ein Grund für den sofortigen Ausstieg, von allen anderen Gründen wie Betriebs-Gefahrenpotential, Terroranschlägen und der unlösbaren Endlagerfrage abgesehen.

Liebe Gleichgesinnte

Ich möchte nicht auf die Sicherheit der deutschen und französischen AKWs oder auf die ungelöste – ja unlösbare – Endlagerfrage eingehen. Dazu wurde bereits genug gesagt. Ich möchte einen Aspekt ansprechen, der in der Diskussion um die Atomenergie immer wieder zu kurz kommt und der – meiner Meinung nach – das wichtigste und entscheidendste Argument GEGEN die Nutzung der Atomenergie ist.

Richten wir den Blick auf den Iran: Da baut ein größenwahnsinniger Hitler-Verschnitt in aller Seelenruhe an der Atombombe. Und das Schlimme daran ist: DER DARF DAS!

Um es genauer zu formulieren: Natürlich darf er NICHT Atombomben bauen. Aber genau DAS muss ihm erst einmal gerichtsfest nachgewiesen werden. Dieser Nachweis, ein sog. „rauchender Colt“ steht bis heute aus, er liegt nicht vor. Und DAMIT darf der Irre das tun, was er macht: Die angeblich zivile Nutzung der Atomenergie voranbringen. Er darf Reaktoren bauen, er darf Anreicherungsanlagen betreiben, er darf Materialien und Techniken dazu importieren, ja er muss bei alledem sogar von den Atommächten UNTERSTÜTZT werden. [Zitat:] (Art. IV (2) Alle Vertragsparteien verpflichten sich, den weitest möglichen Austausch von Ausrüstungen, Material und wissenschaftlichen und technologischen Informationen zur friedlichen Nutzung der Kernenergie zu erleichtern, und sind berechtigt, daran teilzunehmen.)

Aber es ist technisch überhaupt keine Frage, angereichertes Uran für eine Atombombe oder für ein AKW zu verwenden. Der Unterschied ist der Grad der sog. „Anreicherung“. Auf wie viel Prozent wird der Gehalt an Uran-235 erhöht? Das ist aber nur eine Frage der Laufzeit der Zentrifugen: Werden es 3 bis 5 % für AKW-Brennstäbe oder werden es 85 % für die Bombe?

Wer immer auch die Technik zur Herstellung angereicherten Urans hat, DER HAT – wenn er will – AUCH DIE BOMBE!!

Die Geschichte belegt dies eindrucksvoll:

Frankreich lieferte Israel einen Atomreaktor … und Israel baute die Bombe.

Indien steigt mit russischer Hilfe ins zivile Atomprogramm ein und baut die Bombe

Pakistan wurde – mit deutsch-niederländischem Wissen und Technologie und chinesischem Uran zur Atommacht aufgerüstet. Kadir Khan ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte und wird in den Geschichtsbüchern Erwähnung finden, als der Mann, der Pakistan die zivile Nutzung der Atomkraft brachte … und DIE BOMBE

Und Nordkorea wurde im Tausch gegen Raketentechnik von Kadir Khan gleich mit versorgt …

Übrigens, ALLES Verstöße gegen den NVV, genauso wie die neueste Zusammenarbeit der USA mit Indien!

Fazit:

1. Der NVV ist das Papier nicht wert, auf dem er steht!

2. Eine „friedliche Nutzung“ der Atomenergie ohne die Bombe gibt es nicht!

3. Daher bleibt nur eine Konsequenz: Ausstieg jetzt – WELTWEIT!

(Es gilt das gesprochene Wort)

Der Redebeitrag als pdf findet sich hier.

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Anlage: Auszüge aus dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen:

Art. III (3) Die nach diesem Artikel erforderlichen Sicherungsmaßnahmen werden so durchgeführt, dass sie mit Artikel IV in Einklang stehen und keine Behinderung darstellen für die wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Vertragsparteien oder für die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet friedlicher nuklearer Tätigkeiten, einschließlich des internationalen Austausches von Kernmaterial und Ausrüstungen für die Verarbeitung, Verwendung oder Herstellung von Kernmaterial für friedliche Zwecke in Übereinstimmung mit diesem Artikel und dem in der Präambel niedergelegten Grundsatz der Sicherungsüberwachung.

Art. IV (2) Alle Vertragsparteien verpflichten sich, den weitest möglichen Austausch von Ausrüstungen, Material und wissenschaftlichen und technologischen Informationen zur friedlichen Nutzung der Kernenergie zu erleichtern, und sind berechtigt, daran teilzunehmen. Vertragsparteien, die hierzu in der Lage sind, arbeiten ferner zusammen, um allein oder gemeinsam mit anderen Staaten oder internationalen Organisationen zur Weiterentwicklung der Anwendung der Kernenergie für friedliche Zwecke, besonders im Hoheitsgebiet von Nichtkernwaffenstaaten, die Vertragspartei sind, unter gebührender Berücksichtigung der Bedürfnisse der Entwicklungsgebiete der Welt beizutragen.

Artikel X (1) Jede Vertragspartei ist in Ausübung ihrer staatlichen Souveränität berechtigt, von diesem Vertrag zurückzutreten, wenn sie entscheidet, dass durch außergewöhnliche, mit dem Inhalt dieses Vertrags zusammenhängende Ereignisse eine Gefährdung der höchsten Interessen ihres Landes eingetreten ist. Sie teilt diesen Rücktritt allen anderen Vertragsparteien sowie dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen drei Monate im Voraus mit. Diese Mitteilung hat eine Darlegung der außergewöhnlichen Ereignisse zu enthalten, durch die ihrer Ansicht nach eine Gefährdung ihrer höchsten Interessen eingetreten ist.

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Akualisierungen des Buches

Atombombentests, Beispiel Moruora

Beispiel Moruora, eines von Frankreichs Testgebieten

Aldébaran hieß die erste, eine 28-Kilotonnen-Bombe, benannt nach einem Stern, der 150-mal so hell wie unsere Sonne strahlt. Bis 1974 folgten 45 weitere, noch viel größere Bomben.