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Atom und Politik Terrorgefahr

Grund zur Panik?

Fakten und Fragen zu einigen Ungeklärheiten

Die Fakten:

Am Freitag, 10.3.2017 wurden fünf Atomkraftwerke, die AKWs Brunsbüttel, Brokdorf*und Krümmel* in Schleswig-Holstein sowie Grohnde, Lingen* und Unterweser in Niedersachsen (* = stillgelegt, die beiden anderen nicht am Netz wegen Wartung) evakuiert in Norddeutschland. Grund waren 20 Minuten fehlender Funkkontakt einer Air India Maschine aus Ungarn nach London, Abfangjäger waren aufgestiegen und haben die Maschine bis an die belgische (sic!) Grenze begleitet und dort „übergeben“
https://www.jungewelt.de/artikel/306925.doppelter-alarm.html
http://www.handelsblatt.com/panorama/aus-aller-welt/fuenf-atomkraftwerke-geraeumt-verlorener-funkkontakt-sorgt-fuer-aufregung/19503132.html

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Demonstration Hintergründe Störfälle

Forschungsreaktor in Mainz

Forschunsgreaktor TRIGA in Mainz
Forschunsgreaktor TRIGA in Mainz
==== endgültige Version ==== (Ergänzungen/Änderungen fett kursiv)

Dipl. Ing. (chem., FH) Karl-W. Koch

Bewertung des Betriebs-Risikos des Mainzer Forschungsreaktor TRIGA Mark II

Durch die Ereignisse in Fukushima und eine negative Sicherheitsbewertung des Berliner Forschungsreaktors in Wannsee[1] wurde der Blick auf die insgesamt drei Forschungsreaktoren in Deutschland gelenkt. Einer davon steht in Mainz: TRIGA Mark II auf dem Universitätsgelände und dient der Forschung, Weiterbildung und Lehre. Allerdings ist dieser Reaktor ca. 100 x kleiner als der  Reaktor in Berlin-Wannsee. Ziel ist die Neutronenproduktion für die Forschung. Der Reaktor hat einen “Lebenszeitkern”, d.h. niemand musste bisher oder muss künftig in den Reaktor, um Brennstäbe auszutauschen. Auch wird kein “Brennwechsel” im klassischen Sinn (bei dem es ggf. zu einer schlagartigen Freisetzung von radioaktiven Stoffen geben kann) durchgeführt.

Die Veröffentlichungen veranlassten den Autoren zur Zusammenstellungen eines Fragenkatalogs, welcher am 8. Mai 2012 vom zuständigen Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung beantwortet wurde. Im Auftrag der Landesregierung und im Rahmen der Überprüfung aller Kerntechnischen Anlagen in der Folge der Fukushima-Katastrophe wurde der Reaktor überprüft. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen stellt das Ministerium hier dar.

Der gesamten Bericht der Reaktorsicherheitskommission ist im Internet unter https://www.rskonline.de/downloads/epanlage1rsk447hp.pdf oder hier zu finden. Am 24.8.2012 fand auf Initiative des Autoren (und zeitgleich angefragt durch das Aktionsbündnis: „MONTAGSSPAZIERGANG MAINZ“) eine ausführliche Besichtigung mit Fragemöglichkeiten an die Abteilungsleiterin, den Präsidenten der Universität in Main und dem zuständigen Vertreter des Ministeriums statt (hier die Reaktion der Uni zum Besichtigungstermin).

Aus den Antworten des Ministeriums und den Ergebnissen der Fragerunde vor Ort ergibt sich für mich derzeit folgendes Bild:

  1. Die (geringe) Größe des TRIGA lässt das Ausschließen einer Katastrophe wie in Fukushima oder Tschernobyl begründet zu. Selbst bei einem GAU (im Sinne von größter anzunehmender – nicht mehr beherrschbarer – Unfall kann es weder zu einer radioaktiven Kettenreaktion noch zur Freisetzung Tschernobyl oder Fukushima vergleichbaren Radioaktivitätsmengen kommen. Der Reaktor ist (anders als wir leider in Fukushima sehen müssten) in der Tat selbststabilisierend.
  2. Dem im Rheingraben, also auch in Mainz, vorhandenen großen Erdbebenrisiko wird die Anlage nicht gerecht, sie ist def. NICHT erdbebensicher, eine Zerstörung ist im Fall eines Erdbebens oberhalb der Stärke 6 zu erwarten. Aufgrund der Bauart dürfte dabei allerdings nur wenig Radioaktivität freigesetzt werden.
  3. Die Anlage ist def. NICHT gegen Flugzeugabstürze gesichert, m.E. nicht einmal gegen Abstürze kleiner Maschinen. Das ist in sofern erwähnenswert, als allein in der Zeit der Besichtigung in zwei Stunden fünf (!!) Überflüge in niedrigster Höhe stattfanden.
  4. Im Fall eines Absturzes eines vollgetankten Großflugzeuges (Jumbo, eine der Hauptan-/abflugroute zu Frankfurt) ist durch den Treibstoffbrand m.E. mit Temperaturen von deutlich über 1.000 °C und damit mit einer Freisetzung des gesamten Urans (3,2 kg, davon ca. 10 % hochangereichert) und Plutoniums (12 g) zu rechnen. Dieser Fall hätte die Wirkung einer „schmutzigen Bombe“ und würde zumindest in der direkten Umgebung (Stadtteile von Mainz) eine, wahrscheinlich auch langfristige Evakuierung erforderlich machen.

Mittlerweile liegen dem Ministerium Erkenntnisse zur Erdbebensicherheit vor. Erdbebengefährdung sind Teil des Sicherheitsberichts, der zuletzt 1989 ergänzt wurde. Dieser Abschnitt muss daher dringend den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasst werden. Bedenklich ist, dass die Aussagen zur Erdbebengefährdung bereits 1989 nicht dem damaligen Stand der Wissenschaft genügten und zu optimistisch ausgefallen waren. Die Folge davon ist, das es bis heute kein sogenanntes ingenieurseismologisches Gutachten und keine Erdbebenstation vor Ort am TRIGA-Standort gibt. Unweit des Universitätsgeländes verläuft eine kleinere, seismisch aktive Bruchzone, an der zuletzt am 23.12.2010 ein Erdbeben der Magnitude 3,4 stattfand.

Trotz der geringe Leistung gelten auch für diesen Reaktor die gleichen Stresstest-Regeln wie für alle anderen AKWs und Forschungsreaktoren, d.h. die Betreiber müssen entsprechende Unterlagen vorlegen wie die Sicherheitsberichte. Hier treten  behördlichen Defizite in RLP zutage (fachfremde Behördenmitarbeiter nahmen hier Stellung zur Erdbebensicherheit).

Die endgültigen Bewertungen bzgl. Sicherheit gegen Flugzeugabstürze stehen allerdings derzeit noch aus, sie sind für „Oktober“ angekündigt, erst dann wird eine endgültige Beurteilung möglich sein.

Die m.E. dringend erforderlichen Reaktionen sind daher:

  • Überprüfung der Anlage hinsichtlich Erdbebensicherheiten und ggf. deutliche Nachbesserungen;
  • Erlass eines sofortigen Überflugverbotes in niedriger Höhe (was m.E. ohnehin für das gesamte Unigelände sinnvoll wäre …)
  • Änderung der Flugrouten ab/nach Frankfurt International Airport
    – oder Ertüchtigung der Anlage gegen einen möglichen Absturz (m.E. nicht finanzierbar, da käme einem Neubau gleich)
    – oder endgültige Stilllegung.

Bis die Erdbebensicherheit geprüft und als gegeben bestätigt wurde, muss m.E. der Reaktor vorübergehend stillgelegt werden.

Mehren, den 21.9.2012, Karl-W. Koch

P.S.: Natürlich wurde der beeindruckende “Knalleffekt” (im wahrsten Sinn des Wortes), die blau-sichtbar werdende Tschernenkow-Strahlung der Neutronenfreisetzung auch vorgeführt, durchaus beeindruckend … das kurze Video dazu finden Sie hier.

P.S. 2: das Gutachten des TÜV Rheinland liegt mittlerweile hier vor.

 

 

 

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Hintergründe Störfälle

„Atom-Katastrophe in Tokio wäre nicht managebar“

Experte: Megacitys besonders verletzlich für Risikokaskaden 

Japans Unglücks-AKW: Tokio ist atomarer Bedrohung schutzlos ausgeliefert (Foto: Wikimedia Commons)

 

 

(von Johannes Pernsteiner) Würde sich die nukleare Katastrophe, die sich derzeit in der Region Fukushima anbahnt, im nur 240 Kilometer südlich gelegenen Tokio ereignen, wäre ihr die größte Stadt der Welt schutzlos ausgeliefert. „Planspiele einer Evakuierung Tokios bei einer radioaktiven Wolke werden vielfach nicht unternommen, da dies die Grenzen einer managebaren Katastrophe überschreitet“, erklärt der Risikoforscher Jörn Birkmann vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit an der Universität der Vereinten Nationen in Bonn https://www.ehs.unu.edu.

 

Evakuierung von 35 Mio. Menschen

Für ein Erdbeben oder eine Tsunamiwelle kann sich eine Megastadt durch Warnsysteme, Baustandards oder Notfall-Verhaltenstraining vorbereiten, was Japans Städte weit gründlicher getan haben als andere Megacitys in Erdbebengebieten wie etwa Istanbul oder San Francisco. Anders sieht es jedoch im Fall einer radioaktiven Wolke aus. „Vorher festlegbare Risiko- und Evakuierungszonen wie beim Tsunami gibt es hier nicht. Denn die von radioaktiven Wolken betroffenen Gebiete sind nur kurzfristig erkennbar, wie aktuell die Schwierigkeiten bei der Ausweisung von Evakuierungszonen um das Kraftwerk Fukushima zeigen“, so Birkmann.

Es gibt keine detaillierten Notfallpläne, wie der Ballungsraum Tokios mit 35 Mio. Menschen auf eine größere nukleare Katastrophe reagieren könnte. Evakuierungsgebäude mit Luft- und Wassernotversorgung seien bei diesen Dimensionen undenkbar, ebenso jedoch auch eine Evakuierung. „Selbst wenn die Mehrheit der Einwohner die Stadt selbstständig mit Zug oder Auto verlassen würde, fehlt es an Notunterkünften und auch an temporären Alternativwohnungen für die Zeit danach. Zudem leben in Tokio sieben Mio. Menschen über 65 Jahre. Benötigt auch nur die Hälfte davon Hilfe, wären das noch immer 3,5 Mio.“, erklärt der Experte für Verwundbarkeitsanalysen, Risikomanagement und adaptive Planung.

 

Auch Europa schutzlos

Deutlich wurde das Problem bereits 1995 beim Erdbeben von Kobe. „Es gab zu wenig Notunterkünfte und viele mussten teils im Freien bei Minusgraden übernachten. Auch jetzt gibt es große Probleme, Notunterkünfte mit grundlegender Infrastruktur wie Wasser, Heizung, Kommunikation in allen betroffenen Gebieten zur Verfügung zu stellen“, so Birkmann. Evakuierungsmaßnahmen werden stets nur für deutlich weniger Menschen und kleinere Gebiete geplant und simuliert. „Bei einem extremen Hochwasser in Köln etwa spricht man nur von maximal 50.000 Personen, die an einen sicheren Ort gebracht werden müssen.“

Eine Atomkatastrophe im Stadtgebiet von Tokio würde somit alle Grenzen des managebaren Risikos sprengen. Allerdings wären laut Birkmann auch europäische Millionenstädte im Ernstfall kaum besser dran. „Natürlich gibt es Szenarien für Bombenattentate, Hochwasser oder kleinere radioaktive Verseuchungen. Eine durchgeplante Evakuierung großer Ballungsräume ist dabei aber kaum planbar.“ Um ihr System unter enormem Stress aufrecht zu erhalten, sollten Städte überprüfen, welche ihrer Funktionen die überlebenswichtig seien, wozu der Experte die Versorgung mit Energie, Wasser und Nahrung zählt. „Moderne Mega-Citys in Industriestaaten sind erschreckend abhängig von der Verfügbarkeit von Strom.“

 

Lehre aus Japan: Risikokaskaden einplanen

Die Lehre aus der Situation in Japan ist für Birkmann, dass es nicht reicht, sich auf nur einen Gefahrentyp vorzubereiten. Risiken treten häufig in Kaskaden auf, was besonders für Industrieländer und Megacitys zum Problem werden könne. „Japan erlebte ein massives Seebeben und einen Tsunami, der für eine ganze Region Notunterkünfte und Katastrophenhilfe erforderte, dazu versagten kritische Infrastrukturen wie die Stromversorgung, die in einem AKW massive neue Risiken auslöste. Die atomare Bedrohung, die nun alles andere in den Hintergrund gedrängt hat, zeigt die mangelnde Vorbereitung auf Risikokaskaden.“

Diese Erkenntnisse sollten in den Katastrophenschutz eingehen, fordert der Experte. „Einsatzkräfte wie etwa Feuerwehren sind bei kleinen, lokalisierbaren und zeitlich begrenzten Problemen schlagkräftig. Bei radioaktiven Unfällen mit Langzeitwirkung und räumlich nicht bekannter Ausbreitung versagen jedoch klassisch geprobte Mechanismen.“ Die Aufteilung von Verantwortlichkeiten und Pflichten zwischen privaten Betreibern, Haushalten und dem Staat brauchen bessere Klärung, etwa in der Information oder im Notfallmanagement. „Zudem muss man prüfen, wie sich Privathaushalte auf derart ‚undenkbare‘ Katastrophen vorbereiten können.“

Mag. Johannes Pernsteiner
pressetext Nachrichtenagentur Gmbh
Josefstädterstrasse 44, A-1080 Wien, Austria
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Hintergründe Störfälle

Update 24.03.2011, 24:00 Uhr

Verstrahlte Arbeiter

Nach Stunden in kontaminiertem Wasser sind drei Arbeiter im Reaktor 3 der havarierten Atomkraftwerke in Fukushima Daiichi verstrahlt worden. Mehrfach wurde der Verdacht laut, dass die „Helden von Fukushima“ nicht ganz freiwillig dort Dienst tun.
Nach Angaben der japanischen Atomaufsichtsbehörde Nisa haben die drei Arbeiter eine Ortsdosis zwischen 170 und 186 Millisievert aufgenommen. Der Grenzwert für Arbeiten zur Abwendung einer atomaren Katastrophe liegt in Japan – wie auch in Deutschland – bei 250 Millisievert. Die Weltgesundheitsorganisation hält sogar 500 Millisievert in einer Krisensituation noch für vertretbar.
Die drei Arbeiter sollten von einem bereits verlegten Starkstromkabel am Block 3 weitere Kabel in das zerstörte Reaktorgebäude verlegen. Sie standen nach Informationen der Internationalen Atomenergieorganisation rund drei Stunden lang in kontaminiertem Wasser.
Vermutlich stammt das Wasser aus dem Brennelementebecken, in dem wie im Reaktorkern MOX-Brennelemente lagern, die einen höheren Plutoniumanteil haben als abgebrannte Uran-Brennelemente. [1] (Tagesspiegel)

24.03.2011, 17.45 Uhr: 17 Arbeiter haben laut Kyodo eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten. Rund zwei Millisievert beträgt der Wert, den ein Mensch in Deutschland jährlich an natürlicher Hintergrundstrahlung abbekommt. (dpa, zitiert nach GP)
Zuvor waren mehrfach Fälle von Verstrahlungen von „zwei oder drei Arbeitern“ gemeldet worden …

Trinkwasserprobleme

24.03.2011, 17.45 Uhr: Wie Kyodo meldete ist zwar in Tokio die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder gesunken, dennoch wird in den Geschäften das Wasser knapp. Auch wurde eine erhöhte radioaktive Belastung in anderen Wasseraufbereitungsanlagen außerhalb von Tokio festgestellt. Dort sollen Babys das Wasser nicht trinken. (dpa, zitiert nach GP)

Weitere Evakuierung?

24.03.2011, 17:21 Uhr: Außerhalb der Evakuierungszone rund um das havarierte japanische Atomkraftwerk Fukushima I wächst die Angst vor radioaktiver Strahlung. Regierungssprecher Yukio Edano empfiehlt den Bewohnern in Windrichtung des Atomkraftwerks auch außerhalb eines Radius von 30 Kilometern, sich nicht im Freien aufzuhalten und die Fenster von Gebäuden geschlossen zu halten.
23 Abgeordnete aus dem Ober- und Unterhaus des Parlaments unterschrieben eine Petition, in der sie fordern, auch außerhalb des bisherigen Radius rund um das Kraftwerk die Evakuierung „drastisch voranzutreiben“. (FTD)

24.03.2011, 13:46 Uhr: Auch außerhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima könnte nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung auftreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, könnte die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde liegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Er bezog sich auf eine Computerprognose. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. (FTD)

Atom-Aus für die VAE?

24.03.2011, 15.59 Uhr: Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen ihre Pläne für das erste Atomkraftwerk im Land nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima überprüfen. Das sagte der Generaldirektor der staatlichen Atomaufsichtsbehörde, William Travers. Das Land plant sein erstes Kernkraftwerks im Jahr 2017 in Betrieb zu nehmen. Nun sollen Erkenntnisse aus dem Unglück in Japan berücksichtigt werden. Außerdem werde intensiv über Sicherheitsstandards gesprochen. „Damit wird die Sicherheit in der friedlichen Nutzung der Atomenergie in den Emiraten erhöht“, sagte Travers. (Spon)

Jetzt auch Probleme an Block 5

24.03.2011, 13.58 Uhr: Heute gab es zum ersten Mal auch am bisher unversehrten Reaktor 5 Probleme. Auch dort ist nun das Pumpsystem des Reaktors nach Angaben der NISA defekt. Die Kühlung sei ausgefallen. Die Situation sei momentan stabil, es müsse aber mit steigenden Temperaturen sowohl im Reaktor als auch im Abklingbecken gerechnet werden.[2] (Blick)

Radioaktive Verseuchung des Meeres steigt

24.03.2011, 19:10 Uhr: Japanische Wissenschaftler haben 30 Kilometer vor der Küste Japans eine „nachweisbar“ erhöhte Konzentration von radioaktivem Jod und Cäsium 137 gemessen. Das bestätigte ein IAEA-Experte. „Die Jodkonzentration hat das von den japanischen Behörden vorgegebene Limit erreicht. Der Cäsiumwert liegt darunter,“ teilt die Atomaufsichtsbehörde mit. (FTD)

24.03.2011, 14.55 Uhr: Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt steigt die Strahlenbelastung im Meer weiter an. An den Abflussrohren der Reaktorblöcke 1 bis 4 seien die Werte von radioaktivem Jod-131 etwa um das 150-fach erhöht, was jedoch keine Gefahr für den Menschen bedeute. (FOKUS online/dpa, zitiert nach GP)

Tepco pleite?

23. März 2011: Tepco hat sieben japanische Großbanken aufgefordert, ihm etwa 2 Billionen Yen (17,4 Milliarden Euro) an Krediten zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld will Tepco unter anderem die Aufräumarbeiten beim schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima bezahlen. Zudem braucht das Unternehmen auch Geld für die Reparatur weiterer beschädigter Kraftwerke. Außerdem könnten Schadensersatzforderungen auf das Unternehmen zukommen.
Ende Dezember verfügte das Energieunternehmen über Barreserven in Höhe von 670 Milliarden Yen. Da die Gefahr noch nicht gebannt ist, dass sich die atomare Krise in Fukushima verschärft, der Börsenwert des Unternehmens dramatisch eingebrochen ist und Schlampereien bei der Sicherheit sowie falsche oder verspätete Informationen das Vertrauen in Tepco zerstört haben, befürchtet das Unternehmen die Kosten anders nicht aufbringen zu können.
Die Finanzinstitute, die große Aktienpakete an Tepco halten, haben durch den Kurssturz an der Börse bereits Milliardenverluste erlitten. Als Rettungsanker stünde notfalls die öffentliche Hand bereit.
Der Tepco-Kurs unterlag extremen Schwankungen. Am 10. März, dem Tag vor dem Erdbeben, das das Atomkraftwerk Fukushima zerstörte, stand Tepco bei 2153 Yen. Den niedrigsten Stand gab es am 17. März, auf dem Höhepunkt der Ängste vor einer atomaren Katastrophe, mit 715 Yen.
Tepco ist das größte Energieunternehmen Japans und das viertgrößte der Welt. Das private Energieunternehmen betreibt insgesamt 17 atomare Reaktorblöcke und produziert damit in etwa den jährlichen Strombedarf eines Landes wie Italien.
Tepco hatte bereits vor der Katastrophe in Fukushima den Ruf, Pannen in seinen Atomanlagen zu vertuschen. 2002 gab es Sonderprüfungen bei allen 17 Tepco-Reaktoren, weil das Unternehmen Reaktordaten und Schadensberichte gefälscht hatte. Der Vorstandsvorsitzende und die verantwortlichen Manager mussten damals gehen. Doch auch in Fukushima hat Tepco bei den Kontrollen unmittelbar vor der Katastrophe geschlampt und Informationen nicht weitergegeben, wie in dieser Woche bekannt wurde.[3] (Quelle: FAZ.NET)

 


[1] https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/drei-arbeiter-in-fukushima-verstrahlt/3987204.html

[2] https://www.blick.ch/news/ausland/japan/japan-liveticker-168383

[3] https://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E8A36604547834F3581BB21E028C7B438~ATpl~Ecommon~Scontent.html